Von: ka
Bozen – In einem an Spannung kaum zu überbietenden Supercup-Finale gegen Conversano musste sich der SSV Loacker Bozen Volksbank am Samstagabend in Chieti erst im Siebenmeterschießen geschlagen geben. Gleich zwei Mal schrammten die Süditaliener dabei an einer Niederlage vorbei und glichen erst in letzter Sekunde aus. Dieses Finale werden alle Beteiligten und auch die Online-Zuschauer wohl länger nicht vergessen. Denn es war ein Pokalfinale wie aus dem Bilderbuch – dieses Mal aber ohne Happy End für den SSV Bozen.
Die erste Halbzeit bot alles, was einen packenden Pokalfight ausmacht. Über die gesamten 30 Minuten war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, keines der beiden Teams schien einzubrechen. Den besseren Start erwischte Conversano. Durch die Treffer von Rossetto und Lupo ging das Team aus Apulien nach zwei Minuten mit 2:0 in Führung. Der SSV Loacker Bozen Volksbank blieb aber dran und schaffte in der 13. Minute den Ausgleich, als Turkovic den ersten Siebenmeter in gewohnt eiskalter Manier ins Tornetz beförderte. Für den Kapitän war es gleichzeitig auch sein 1.600 Treffer im Trikot SSV Bozen.
Bis zum Schlusspfiff der ersten Spielhälfte war die Partie von großer Ausgeglichenheit geprägt. Egal wer in Führung ging, die andere Mannschaft legte stets nach. Ebenfalls blendend präsentierten sich beide Torhüter (Hermones für Bozen, Di Giandomenico für Conversano) und boten sich mit Glanzparaden gegenseitig in die Höhe. Ein stark aufspielender Greganic (4 Treffer in der ersten Halbzeit) auf Seiten der Bozner hielt sein Team immer wieder im Spiel. Trotzdem ging Conversano noch einmal mit zwei Toren in Führung und beim Stand von 11:13 ertönte die Schlusssirene der ersten Spielhälfte.
Last-Minute-Tor rettet Conversano in die Verlängerung
Den kleinen Rückstand holte der SSV Loacker Bozen Volksbank schnell wieder auf. Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit stand ganz im Zeichen des Pedro Hermones. Drei sensationelle Paraden gaben seinem Team die Chance, wieder aufzuschließen und in der 39. Minute glich Greganic zum 16:16 aus. Nicht nur das – wieder Greganic und Sporcic schraubten das Ergebnis auf 18:16 in die Höhe und der SSV Bozen führte erstmals mit zwei Toren.
Zeit zum Ausruhen gab es aber keine. Conversano blieb am Drücker und ließ die Talferstädter nicht davonziehen. Über weite Strecken blieb der SSV Loacker Bozen Volksbank in Front und bis wenige Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit waren die Weiß-Roten noch mit 24:23 in Führung. Dann aber bekam Conversano-Kreisläufer Giannoccaro den Ball und preschte ihn zum 24:24-Endstand in die Maschen.
Overtime – und wieder gleicht Conversano in letzter Sekunde aus
Es ging in die Verlängerung. Erneut nahm der SSV Loacker Bozen Volksbank das Heft in die Hand. Ein Traumtor von Turkovic, ein wuchtiger Wurf ins Kreuzeck aus dem Vollsprint, sorgte für das zwischenzeitliche 26:25. Gegen Ende der ersten Hälfte der Verlängerung schafften es die Weiß-Roten durch einen Treffer von Sporcic sogar, auf zwei Tore Vorsprung zu erhöhen und beim Stand von 28:26 wurde Seite gewechselt.
Conversano gab nicht auf und rückte den Talferstädtern wieder auf die Pelle. Auf das Traumtor von Turkovic wenige Minuten zuvor antwortete Giannaccaro mit dem nächsten Traumtor: Im Hinfallen überwarf er Hermones mit einem Heber aus dem Handgelenk. Das Spiel konnte man schon zuvor als eines der besten Supercup-Finals der italienischen Handballgeschichte bezeichnen und es ging immer auf dem gleichen Topniveau weiter. Nelson glich kurzzeitig aus (29:29), doch ein schön ausgespielter 9-Meter-Spielzug, welches Udovicic mit einem Tor krönte, hieß die erneute Führung für den SSV Bozen. Wieder aber mussten die Weiß-Roten einen bitteren Last-Minute-Gegentreffer hinnehmen, auch wenn der Treffer von Nelson zum 30:30 wahrhaftig sehenswert war.
Im Siebenmeterschießen erwischt Conversano das bessere Ende
Unentschieden nach der Verlängerung bedeutete Siebenmeterschießen. Und da hatte Conversano das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite. Der Keeper der Süditaliener, Di Giandomenico, behielt auch da seine sensationelle Verfassung aufrecht und parierte gleich drei Freiwürfe der Talferstädter. Mit dem vierten Siebenmeter, geschossen von Degiorgio, entschied Conversano dann das Supercup-Finale für sich.
Die Stimmen zum Spiel:
Dean Turkovic (Kapitän SSV Loacker Bozen Volksbank): „Es war wohl ein großartiges Spiel für alle, die von zu Hause zugeschaut haben. Schade, dass keine Fans hier waren, das hat schon ein bisschen gefehlt. Ich muss meiner Mannschaft und auch Conversano ein Riesen-Kompliment aussprechen. Es wäre zu schön gewesen, am Ende des Jahres eine Trophäe zu gewinnen, aber heute hat die Mannschaft gewonnen, die das Glück auf seiner Seite hatte. Wir hätten das Spiel früher zumachen sollen, haben das aber nicht geschafft. Als Nelson zum Schluss noch einmal ausgeglichen hat, wusste ich aber schon, dass sie heute einfach mehr Glück hatten. Gratulation an Conversano.“
Pasqualino Di Giandomenico (Torhüter Conversano): „Ich bin total fertig. Wir haben bis zum Schluss gekämpft. Ich habe mir eine umkämpfte Partie erwartet, aber so etwas ist unglaublich. Wir haben uns gut vorbereitet und es hat sich ausgezahlt. Seit Jahren arbeiten wir auf einen Titel hin, jetzt hat es endlich geklappt. Es ist zu schön, um wahr zu sein.“
SSV Loacker Bozen Volksbank – Conversano 32:34 nach Siebenmeterwerfen (11:13) – 24:24 nach regulärer Spielzeit, 30:30 nach Verlängerung
SSV Loacker Bozen Volksbank: Hermones, Rottensteiner; Greganic 7, Kammerer, Marino, Piha, Michael Pircher, Paul Pircher, Rossignoli, Sonnerer 2, Sporcic 7, Turkovic 9, Udovicic 3, Venturi 3, Walcher
Conversano: Di Caro, Di Giandomenico; Bucco, Carone, Degiorgio 6, Faty, Giannoccaro 3, Hamzic 6, Laviola, Lupo 2, Nelson 5, Radovcic 7, Rossetto 4, Rosso, Sciorsci 1
Schiedsrichter: Cosenza/Schiavone