Von: mk
Ridnaun – Bei der Biathlon-EM in Ridnaun standen am Samstag mit den beiden Verfolgungsrennen die letzten Einzel-Entscheidungen auf dem Programm. Während im Feld der Männer dabei der Russe Alexander Loginov triumphierte, war bei den Frauen Chloé Chevalier (Frankreich) nicht zu schlagen. Beim Sieg der Französin wurde die Feldthurnerin Karin Oberhofer starke Fünfte.
Alexander Loginov gewann die Verfolgung der Männer dank einer starken Leistung in der Loipe. Der 25-jährige Russe musste nämlich zweimal in die Strafrunde, war auf den Skiern aber nicht zu stoppen und eroberte mit der Zeit von 32.22,1 Minuten den Europameistertitel. Bei seinem Sieg profitierte Loginov, der als Zweiter ins Rennen gegangen war, auch von der Abwesenheit des Sprint-Siegers Andrejs Rastorgujevs. Der Lette hätte nämlich als erster Biathlet in die Verfolgung gehen sollen, war jedoch vorzeitig aus Ridnaun abgereist und sagte seinen Start in der Verfolgung kurzerhand ab.
Hinter Loginov sicherte sich der Bulgare Krasimir Anev die Silbermedaille. Der 30-Jährige blieb am Schießstand fehlerfrei und durfte sich nach Bronze im Sprint über sein zweites Edelmetall im Rahmen dieser Europameisterschaft freuen. Insgesamt kletterte Ridnaun-Spezialist Anev in Südtirol zum bereits vierten Mal auf das Podest: Bereits 2011 hatte der Bulgare in Ridnaun zwei EM-Medaillen gewonnen.
Auf Rang drei landete nach einer fulminanten Aufholjagd Evgeniy Garanichev aus Russland. Der 29-Jährige aus Tyumen wartete mit der schnellsten Laufzeit des gesamten Feldes auf und machte trotz dreier Strafrunden 16 Plätze gut. Den entscheidenden Angriff auf die Bronzemedaille startete der Weltcup-erprobte Russe auf der letzten Runde: Dort fing Garanichev den Franzosen Simon Fourcade sowie den Norweger Vetle Sjaastad Christiansen ab und brachte damit seinen dritten Platz unter Dach und Fach.
Die italienischen Biathleten blieben in der Verfolgung ohne Erfolgserlebnis. Rudy Zini und Pietro Dutto, die als einzige „Azzurri“ am Start waren, mussten sich mit den Rängen 38 und 41 zufriedengeben. Andreas Plaickner aus Tesselberg hatte sich als 112. des Sprints nicht für die Verfolgung qualifiziert.
Chloé Chevalier holt ihr zweites Gold
Im Verfolgungsrennen der Frauen war die Französin Chloé Chevalier eine Klasse für sich. Die 22-Jährige schob sich dank eines fehlerfreien Schießens von Platz zwei auf Rang eins vor und eroberte damit ihr drittes Edelmetall im Rahmen dieser Europameisterschaft. In den letzten Tagen hatte Chevalier neben der Silbermedaille im Sprint außerdem Gold im Einzelwettkampf geholt.
Der zweite Platz ging an die Ukrainerin Irna Varvynets. Die Siegerin des gestrigen Sprints ließ von 20 Scheiben eine stehen und fiel dadurch hinter Chevalier auf Rang zwei zurück. Im Ziel hatte Varvynets einen Rückstand von elf Sekunden auf die Französin. Das Podest komplettierte mit Julia Simon eine weitere Athletin aus dem französischen Team. Die 21-Jährige, 29. nach dem Sprint, kämpfte sich mit nur einem Fehler sowie einer überragenden Leistung in der Loipe bis auf Rang drei nach vor.
Karin Oberhofer verpasst das Podest nur knapp
Nur denkbar knapp lief Lokalmatadorin Karin Oberhofer an einer Medaille vorbei. Die Feldthurnerin lag lange Zeit auf Podestkurs, patzte jedoch im letzten Stehendschießen einmal zu viel und musste am Ende mit Platz fünf Vorlieb nehmen. Auf die Bronzemedaille fehlten Oberhofer im Ziel gerade einmal zwölf Sekunden.
Die EM in Ridnaun geht am Sonntag mit den letzten Wettkämpfen zu Ende. Um 13.00 Uhr steht die Single-Mixed-Staffel auf dem Programm, ab 15.00 Uhr geht die Mixed-Staffel über die Bühne. Beide Rennen werden live übertragen, unter anderem auf Eurosport 2. Außerdem ist ein kostenloser Livestream auf der offiziellen Webseite der Internationalen Biathlon Union (IBU) www.biathlonworld.com verfügbar.
Verfolgungs-Wettkampf der Männer (12,5 km)
1. Alexander Loginov RUS 32.22,1 Minuten / 2 Fehlschüsse
2. Krasimir Anev BUL +27,6 / 0
3. Evgeniy Garanichev RUS +1.10,7 / 3
4. Vetle Sjaastad Christiansen NOR +1.15,1 / 3
5. Tomas Krupcik CZE +1.16,1 / 1
38. Rudy Zini ITA +4.49,5 / 4
41. Pietro Dutto ITA +5.31,3 / 6
Verfolgungs-Wettkampf der Damen (10 km)
1. Chloé Chevalier FRA 29.25,4 minuti / 0 errori al tiro
2. Iryna Varvynets UKR +11,0 / 1
3. Julia Simon +43,2 / 1
4. Paulina Fialkova SVK +52,3 / 1
5. Karin Oberhofer ITA/Velturno +55,1 / 2
Die Stimmen zum Herren-Rennen:
Alexander Loginov (Gold): „Ich fühle mich hier in Ridnaun sehr wohl, das spiegeln auch die Ergebnisse wider. Das Einzelrennen am Mittwoch auszulassen, war die richtige Entscheidung, da die letzten Tage mit sechs Rennen in acht Tagen sehr anstrengend waren. Mich ärgern zwar meine zwei Fehler am Schießstand, aber mit meiner Leistung in der Loipe bin ich sehr zufrieden.“
Krasimir Anev (Silber): „Ich bin sehr glücklich mit der Silbermedaille. Heute war ich etwas müde, deshalb habe ich in der letzten Runde auch nicht versucht, Platz eins anzugreifen, sondern die Silbermedaille abzusichern. Die Bronzemedaille gestern hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben, so konnte ich gleich mit einem guten Gefühl ins heutige Rennen gehen.“
Evgeniy Garanichev (Bronze): „Trotz der dreier Fehler am Schießstand hatte ich heute von Beginn an ein gutes Gefühl. In der Loipe ist es super gelaufen, dabei haben auch meine Serviceleute einen großen Anteil daran. Nach dem letzten Schießen habe ich Simon (Fourcade) und Vetle (Christiansen) unmittelbar vor mir laufen gesehen – von diesem Moment an habe ich einfach nur mehr attackiert. Dass ich die beiden noch überholen konnte, ist natürlich klasse.“
Die Stimmen zum Damen-Rennen:
Chloé Chevalier (Gold): „Drei Medaillen in drei Rennen sind wirklich mehr, als ich erwartet hatte. Ich habe heute gesehen, dass Iryna (Varvynets) schneller schießt als ich, deshalb habe ich in der Loipe besonders Gas gegeben. Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht: Nach den vielen Rennen der letzten Tage merke ich, dass ich immer müder werde.“
Iryna Varvynets (Silber): Ich wusste, dass Chloé auf den Skiern schneller ist als ich, daher habe ich mich voll aufs Schießen konzentriert. Leider hat es bei einem Schluss nicht so gut geklappt. Auf der letzten Runde habe ich dann sehr gelitten – zum Glück war mein Vorsprung aber groß genug, um die Silbermedaille zu verteidigen.
Julia Simon (Bronze): „Nach dem 29. Platz im Sprint wollte ich heute einfach nur eine konzentrierte, ordentliche Leistung abliefern. Dass ich nun eine Medaille gewonnen habe, kommt natürlich überraschend. Gemeinsam mit einer Teamkollegin am Podest zu stehen, verleiht der Sache einen besonderen Glanz.“
Karin Oberhofer (fünfter Platz): “Heute bin ich sehr zufrieden. Im Gegensatz zum Einzel habe ich mich heute auf den Skiern sehr schnell gefühlt. Ich spüre von Rennen zu Rennen, dass meine Form besser wird. Beim letzten Schießen hatte ich eine gute Serie und der Fehlschuss ist ganz knapp vorbei. Aber so ist eben einmal Biathlon.”