Von: apa
Altmeister Pepo Puch hat am Dienstag bei den Paralympischen Spielen im Dressur-Einzel eine Medaille verpasst. Der 58-Jährige auf Sailor’s Blue belegte bei trüben Bedingungen im Schlosspark von Versailles zu den Klängen des Donauwalzers den fünften Platz. Solide 72,793 Prozentpunkte reichten in der Grade II nicht für das siebente Paralympics-Edelmetall des erfahrenen Reiters. Auf Bronze fehlten lediglich 0,621 Prozentpunkte.
Für den Auftaktbewerb hatte Puch eigentlich “All-in” angekündigt, ausgerechnet fehlendes Risiko kostete ihm vermutlich die Medaille. “Ich habe mich ein bisschen verpokert. Nachträglich betrachtet, hätte ich einfach noch mehr riskieren müssen”, resümierte Puch. Zuvor hatte Thomas Haller auf Espalion im Grade-III-Bewerb bei 13 Startern mit einer Wertung von 63,733 nur Platz elf belegt. Nach dem Auftritt von Puch wurde seine Landsfrau Julia Sciancalepore auf Heinrich IV in der Grade I mit 68,917 Prozentpunkten unter 22 Konkurrenten Zehnte.
Puch reiste als Österreichs erfolgreichster Aktiver zu den Spielen in Frankreich. Dort erwartete ihn vor dem Schloss Versailles eine malerische Kulisse. “Es war sehr beeindruckend und lässig, auch weil die Atmosphäre wirklich, wirklich toll war”, sagte Puch. Für Sailor’s Blue sei die Szenerie allerdings herausfordernd gewesen.
Mit der Leistung seines Sportpartners war Puch aber überaus zufrieden: “Sailor’s Blue war wahnsinnig konzentriert und stets bei der Sache. Ich habe ein super Gefühl gehabt.” Dem routinierten Reiter ist bei allen Wettkämpfen vor allem eines wichtig: die optimale Harmonie mit seinem Pferd. “Es ist wie in einer guten Ehe. Du musst gar nicht mehr viel reden, sondern dein Partner weiß genau, dass du gern zwei Zucker im Kaffee hast”, erklärte Puch.
Der in Graz geborene Wahl-Schweizer hatte seit jeher eine große Leidenschaft für das Reiten, ausgerechnet diese wurde ihm 2008 zum Verhängnis. Wegen eines technischen Defekts explodierte eines Tages die Sicherheitsweste von Puch, woraufhin er vom Pferd stürzte und eine inkomplette Querschnittlähmung davontrug. Anfangs war der Reiter vom Hals abwärts gelähmt, doch er stand dank harter Reha-Arbeit wortwörtlich wieder auf.
Den Reitsport gab er niemals auf. Vor seinem Unfall nahm Puch, damals aufgrund von Differenzen mit dem österreichischen Verband noch für Kroatien startend, bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 teil. Acht Jahre später trat er unter rot-weiß-roter Flagge in London erstmals bei Paralympics an. Mit Gold und Bronze stellte er sein Können auf Anhieb unter Beweis. Auch bei den folgenden Spielen in Rio, wo er erneut Gold holte, und in Tokio schlug Puch konstant zu.
In Versailles gelang zum Auftakt kein Medaillen-Coup, zwei weitere Gelegenheiten bleiben aber noch. Am Freitag geht der Teambewerb über die Bühne, am Samstag folgt die abschließende Freistil-Konkurrenz. Puch setzt sich weiterhin keine Grenzen und will gemäß seinem Motto “Was denkbar ist, ist machbar” zuschlagen.
Für Haller verlief der Einzelbewerb nicht wie erwünscht. “Die Wertnote zeigt nicht das, was wir können, aber mehr war nicht drin. Das Pferd war sehr ängstlich und aufgeregt”, resümierte der 59-Jährige. Es sei dennoch ein tolles Erlebnis gewesen, in Versailles zu reiten.