Sportmediziner versucht eine Erklärung für Janniks Cincinnati-Debakel – VIDEO

„Er gibt immer alles, da reicht schon wenig, um geschwächt zu sein“

Mittwoch, 20. August 2025 | 06:59 Uhr

Von: ka

Cincinnati/Sexten – Ein sportliches Debakel mit einem denkwürdigen 0:5-Rückstand im ersten Satz innerhalb von nur 23 Minuten Spielzeit: So endete das Masters 1000 von Cincinnati 2025 für Jannik Sinner.

Die schlechte Verfassung der Nummer 1 der Welt, die von Beginn an blass, müde und wenig reaktionsfreudig wirkte, war jedoch ein klares Zeichen für ein tiefes, latentes Unwohlsein, über dessen Ursachen derzeit viel spekuliert wird. Es gibt keine offiziellen Mitteilungen, weder von seinem Umfeld noch von Sinner selbst. Bereits zu Beginn des ersten und einzigen Satzes hatte er seinem Team die alarmierende Mitteilung „Ich fühle mich zu schlecht, ich kann mich nicht bewegen“ zugerufen.

Instagram/Jannik Sinner

Experten glauben jedoch, dass er sich auf dem Court von Cincinnati eine Bakterien- oder Viruserkrankung eingefangen haben könnte. Wie Nicola Pucci, Sportmediziner und Teamarzt der italienischen Olympiamannschaft im Rudern, betont, sind Hochleistungssportler gesundheitlich viel empfindlicher als Durchschnittsbürger und Hobbysportler. „Hochleistungssport ist stressig und man ist anfälliger für virale und bakterielle Infektionen. Er gibt immer alles, da reicht schon wenig, um geschwächt zu sein“, erklärt Pucci.

Instagram/Jannik Sinner

Was hatte Jannik Sinner wirklich? Auf der ganzen Welt suchen Tennisfans nach Antworten. Auch die Ärzte, die das Spiel vor dem Fernseher verfolgten, stellten sich diese Frage, als sie besorgt zusahen, wie Sinner, blass wie ein Laken, nach fünf Games im Finale von Cincinnati gegen Carlos Alcaraz aufgab. Viele Zuschauer und Tennisfans glaubten zunächst, dass die Nummer 1 der Tenniswelt Opfer einer Lebensmittelvergiftung geworden sei. Diese sei durch die Sahne-Erdbeer-Geburtstagstorte verursacht worden, die ihm die Organisatoren des Turniers am vergangenen Samstag zum 24. Geburtstag geschenkt hatten.

Instagram/Jannik Sinner

Doch Experten denken eher an eine ganz andere Erklärung, die eng mit dem Spitzensport an sich verbunden ist. „Bei Spitzensportlern kommt zur sportlichen Betätigung an sich eine überdurchschnittlich hohe körperliche und psychische Belastung hinzu“, sagt Nicola Pucci, Sportmediziner und Arzt der italienischen Olympiamannschaft im Rudern. „Das Immunsystem ist immer am Limit und neigt dazu, sich zu schwächen, wenn der Körper extremen Bedingungen und hohem Leistungsdruck ausgesetzt ist“, fügt der Sportmediziner hinzu.

Sinners Aussage „Ich kann mich nicht bewegen“ könnte natürlich auch mit einem Problem in Bezug auf seine Ernährung zusammenhängen, doch Nicola Pucci hält diese Möglichkeit für gering. „Wir wissen nicht, was Sinner in den Stunden oder am Tag vor dem Spiel gegessen hat. Aber wir sprechen hier von Athleten, die auch in Bezug auf ihre Ernährung streng kontrolliert werden. Die klimatischen Bedingungen – die Hitze um 15.00 Uhr nachmittags im August in Cincinnati, die Luftfeuchtigkeit, die Dehydrierung und der Stress, der mit seiner Platzierung als Nummer 1 der Welt einhergeht – sind alles Faktoren, die zu einem körperlichen Zustand geführt haben könnten, der es ihm unmöglich machte, das Spiel fortzusetzen. Wäre es nicht ein wichtiges Finalspiel gewesen, hätte er das Match vielleicht gar nicht erst begonnen“, glaubt der Sportmediziner und Teamarzt der italienischen Olympiamannschaft.

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Er nimmt Jannik Sinners Cincinnati-Debakel zum Anlass, um klarzustellen, dass die landläufige Meinung, Spitzensportler seien besonders gesund und daher wenig anfällig gegenüber Infektionskrankheiten, vollkommen falsch ist.

„Man glaubt, dass Spitzensportler ein stärkeres Immunsystem haben, doch tatsächlich ist es genau umgekehrt. Es braucht nicht viel, um ihre sportliche Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Wer sich moderat sportlich betätigt, ist paradoxerweise gesünder als ein Athlet, dessen psychophysische Verfassung bis zum Äußersten beansprucht wird. ‚Sportliche Leistungsmaschinen‘ wie Sinner müssen auf höchstem Niveau ständig gepflegt und beobachtet werden, wie es sein professionelles Team sicherlich tun wird. Aber Hochleistungssport ist stressig und macht anfälliger für banale virale oder bakterielle Infektionen. Zu den vorbeugenden Maßnahmen, die bei Spitzensportlern ergriffen werden, um das Risiko solcher Probleme zu verringern, gehören nach sorgfältigen Untersuchungen zur Beurteilung ihres Zustands auch Therapien, die das Immunsystem stimulieren, damit es schnell auf Infektionen reagiert und einen Krankheitsausbruch verhindert“, stellt der Sportmediziner klar.

Instagram/Jannik Sinner

Wie der Sportmediziner und Teamarzt der italienischen Olympiamannschaft im Rudern glauben auch andere Experten, dass Jannik Sinner Opfer der Folgen einer Virusinfektion, vielleicht durch einen Grippevirus, geworden sein könnte. Es ist kein Zufall, dass das ATP-Turnier in Cincinnati von Unwohlsein und Aufgabe geprägt war. Ein Symbol hierfür sind die Bilder von Arthur Rinderknechs Ohnmacht während des Spiels gegen Félix Auger-Aliassime unter extrem heißen und feuchten Spielbedingungen: Es herrschten 45 Grad Celsius und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Instagram/Jannik Sinner

Sinner ist bereits nach New York geflogen, um sich den entsprechenden Untersuchungen zu unterziehen und ein paar Tage Ruhe zu genießen. Sein Rückzug aus dem Mixed-Doppel mit Katerina Siniaková wurde bereits bekannt gegeben. Der Sextner wird die Tage vor Beginn des Einzelturniers nutzen, um sich zu erholen und gesundheitlich wieder in die Spur zu kommen. Das ist auch nötig, denn Carlos Alcaraz, der Sinner in Cincinnati wieder etwas eingeholt hat, ist ihm dicht auf den Fersen.

Instagram/Jannik Sinner

Bezirk: Pustertal

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