Von: apa
Drei Wochen nach dem historischen Männer-Finale bei den French Open geht es ab Montag bei den All England Tennis-Championships in Wimbledon um den nächsten Major-Triumph. Der Top-Favorit ist bei den Männern ganz klar Carlos Alcaraz, der im Rasen-“Mekka” auf seinen dritten Titel en suite losgeht. Zudem hat der erst 22-jährige Spanier seither auch das Vorbereitungsturnier im Londoner Queen’s Club gewonnen. Jannik Sinner hat auf diesem Belag noch Aufholbedarf.
Die Auslosung am Freitag ergab für Österreichs zwei Single-Teilnehmer zumindest ein machbares Erstrundenlos: Qualifikant Filip Misolic, der erstmals im “Rasen-Mekka” dabei ist, trifft bereits am Montag zum ersten Mal auf den Deutschen Jan-Lennard Struff. Der 23-jährige Steirer befindet sich in der gleichen Tableauhälfte wie Alcaraz, der als Vorjahressieger traditionell das Turnier am Montag eröffnet. Sebastian Ofner hat einen Tag mehr Zeit sich vorzubereiten und steht ebenfalls erstmals dem Serben Hamad Medjedovic gegenüber.
Ofner meldete sich nach seinem Training zur Auslosung. “Ich kenne ihn gut, und weiß, dass er recht gut spielen kann. Ich glaube, dass es eine offene Partie wird”, meinte er zum Gegner. Medjedovic serviere sehr gut und spiele sehr aggressiv und schnell. Körperlich geht es Ofner im Zusammenhang mit seiner angeschlagenen Ferse “recht gut, die Ferse ist wieder besser”. Dass er einen Tag mehr bis zum ersten Einsatz zur Schonung hat, komme ihm etwas entgegen.
Misolic und Ofner bei Siegen wohl gegen Gesetzte
Im Falle eines Sieges würde Misolic entweder gegen Felix Auger-Aliassime (CAN-25) oder James Duckworth (AUS) spielen. Ofner trifft im Falle eines Erstrundensieges auf den als Nummer 13 gesetzten US-Amerikaner Tommy Paul oder den britischen Außenseiter Johannus Monday. Bei den Frauen ist keine Österreicherin im Hauptfeld dabei.
Aus internationaler Sicht startet der Weltranglisten-Erste Sinner mit einem Italienerduell mit Luca Nardi. Sinner wird nach Wimbledon auf jeden Fall Nummer eins bleiben. Will er erstmals ins Finale, wird er sich gerade auf Rasen steigern müssen. Er stand im Vorjahr im Viertelfinale (Aus gegen Daniil Medwedew/RUS) und war 2023 im Semifinale bzw. 2022 im Viertelfinale jeweils an Novak Djokovic gescheitert.
An Alcaraz führt kein Weg vorbei
Gerade für den 24-fachen Major-Sieger aus Serbien steht in Wimbledon besonders viel auf dem Spiel. Viele Insider geben dem 38-Jährigen, der immer noch Nummer 6 im ATP-Ranking ist, auf Rasen noch die besten Chancen zum vielleicht letzten großen Ziel: Den 25. Grand-Slam-Sieg doch noch zu schaffen. Und um die nun schon offensichtliche Vorherrschaft von Alcaraz und Sinner, die sich die vergangenen sechs Majorsiege untereinander aufgeteilt haben, noch einmal zu unterbrechen.
Doch an Alcaraz führt kein Weg vorbei, sofern er fit bleibt. Nach durchwachsenen ersten drei Monaten 2025 kam er auf Sand so richtig auf Touren und hat nun auch schon wieder einen Rasentitel eingeheimst. Seit Beginn der Sandplatzsaison hält Alcaraz bei einer sehr starken 27:1-Siegesbilanz. Alcaraz wirkt mit seinen 22 Jahren als kompletterer Spieler als einst Roger Federer, Rafael Nadal oder Djokovic in diesem Alter.
Von Ofner darf man keine Wunder erwarten
Ofner ist am Donnerstag direkt von Mallorca nach Wimbledon geflogen. Der 29-jährige Steirer hatte dort im Vorjahr das Endspiel erreicht und musste diesmal in der ersten Qualifikationsrunde aufgeben. Vor allem der Rasenbelag scheint eine Art “Achillesferse” für Ofner zu sein, denn da spürt er seine langjährigen Fersenschmerzen wieder besonders stark. Ofner hat sich nach dem Aus verstärkt der Fitness und der Arbeit mit dem Physio gewidmet. “Jetzt werde ich drei Tage auf Rasen trainieren und schauen, wann ich spiele. Ich glaube, dass das für ein, zwei Matches wieder passen sollte.” Für die Zeit nach der Rasensaison erwartet Ofner keine Probleme mehr, da man sich auf Gras ganz anders bewegen muss.
Erstmals mit von der Partie beim prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt ist Misolic. Der Steirer hat seine bisherige 0:2-Bilanz auf Rasen abgeschüttelt und sich mit drei Siegen en suite erstmals für das Turnier auf dem “Heiligen Rasen” qualifiziert. “Natürlich ist mein Spiel besser auf Sand, und es ist schwieriger auf Rasen. Aber ich mag Herausforderungen und versuche alles Mögliche, dass ich in Wimbledon das gleiche Ergebnis schaffe wie in Paris”, lautete Misolics Hoffnung unmittelbar nach Paris. Zumindest die Qualifikation hat er schon einmal geschafft.
Wieder eine neue Siegerin in Wimbledon?
Bei den Frauen gibt es einmal mehr keine klare Favoritin und der Blick auf die Siegerinnenliste bestätigt das: Sieben verschiedene Gewinnerinnen seit 2017 (2020 war das Turnier wegen Corona ausgefallen), im Vorjahr hatte nach Marketa Vondrousova 2023 mit Barbora Krejcikova wieder eine Tschechin zugeschlagen. Kurios ist auch, dass von den aktuellen Top-Ten-Spielerinnen noch keine in Wimbledon triumphiert hat. Die topgesetzte Aryna Sabalenka, die zuletzt eine schmerzliche Finalniederlage in Roland Garros verdauen musste, kam nur 2021 und 2023 ins Semifinale und fehlte im Vorjahr verletzt.
Ihre Bezwingerin in Paris, Coco Gauff, ist Weltranglisten-Zweite. Doch ihrem Durchbruch 2019 mit dem Achtelfinale in Wimbledon mit erst 15 Jahren hat die US-Amerikanerin bisher nur weitere Achtelfinali 2021 und im Vorjahr folgen lassen.
Österreichs Frauenbeitrag beschränkt sich auf das Juniorinnenturnier, in dem Lilli Tagger ihr letztes Turnier vor ihrem Umstieg ins Erwachsenentennis bestreitet. Die 17-jährige Osttirolerin hatte in Paris mit ihrem Triumph ohne Satzverlust für den ersten ÖTV-Sieg einer Frau bei einem Grand-Slam-Turnier überhaupt gesorgt.
Keine Linienrichter mehr, Einzelfinali zwei Stunden später
Bei keinem Turnier werden die Traditionen so hoch gehalten wie in Wimbledon. Das weiße Sportgewand und andere Vorschriften wie der Ruhetag am ersten Sonntag sind unantastbar. 2025 gibt es aber auch an der Church Road Neuerungen. So wird das “electronic line calling” eingeführt bzw. die Linienrichter abgeschafft. Einige davon werden als Match-Assistenten ein paar Aufgaben des Stuhlschiedsrichters übernehmen, wurde verlautbart.
Einen Einschnitt bedeutet auch die Ansetzung der Einzel-Finali. Sie beginnen nicht wie immer um 15.00 Uhr MESZ, sondern zwei Stunden später. Berechtigte Argumente, dass das Männer-Finale zuletzt in Paris 5:29 Stunden gedauert hat, und man in so einem Fall dann wohl während des Endspiels das Centercourt-Dach schließen müsste, wurden verworfen. Man habe alle Faktoren genau überprüft, hieß es von der Organisation. Dunkelheit und feucht gewordener Rasen haben allerdings schon in der Vergangenheit öfters eine Rolle beim Rasen-Highlight gespielt.
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