Von: apa
Österreichs Mannschaft muss bei den Olympischen Sommerspielen in Paris weiter auf die zweite Medaille nach Judo-Bronze durch Michaela Polleres warten. Schützin Nadine Ungerank landete am Freitag im KK-Dreistellungsmatch mit dem Gewehr auf dem ausgezeichneten, aber letztlich unbelohnten fünften Platz. Die 28-jährige Tirolerin lag im ersten Drittel auf Medaillenkurs, nach 15 von 45 Schuss sogar ex aequo auf Platz eins.
Nach 30 Schüssen auf Platz fünf gelegen, verbesserte sich Ungerank in der ersten Fünferserie Stehendschießen auf Rang vier, nur einen Ring hinter Silber. Nach 40 Schüssen lag Ungerank an dritter Stelle, fünf Schuss vor der Gold-Entscheidung. Eine 9,0 beim 42. Schuss im direkten Knockout (die jeweils Schlechteste schied aus) bedeutete für die Zillertalerin dann aber das Aus im Kampf um die Medaillen.
Ungeranks Gefühle danach waren “ein bisserl gemischt – ich freu mich extrem darüber, dass ich konkurrenzfähig war”, meinte sie im Gespräch mit der APA. “Das Niveau war sehr hoch, und was der Rest der Damen da geleistet hat, war richtig cool. Es war total spannend. Ich bin total zufrieden mit der Leistung – erstens sich überhaupt für Olympia zu qualifizieren, dann ins Finale zu kommen und jetzt im guten Mittelfeld der Top acht zu landen, ist schon ganz gut, muss ich sagen.” Die Bedingungen im Finale seien schwierig gewesen. “Zum Schluss ist es richtig heiß geworden in der Halle.”
Mit der ersten Stellung (kniend) sei sie “extrem zufrieden” gewesen, liegend habe sie in der ersten Serie etwas liegengelassen und hatte Probleme mit der Matte, analysierte sie ihre Leistung. “Dann habe ich mich wieder total gut reingearbeitet. Stehend bin ich auch total zufrieden – bis auf die ein, zwei ‘Flieger’. Der Rest war gut, ich hab viele gute Zehner geschossen.” Als 19. der Weltrangliste hatte die Zillertalerin nicht zu den Favoritinnen gezählt.
Gold ging an die Schweizerin Chiara Leone vor der US-Amerikanerin Sagen Maddalena, Bronze holte die Chinesin Zhang Qiongyue. “Chiara ist eine gewaltige Schützin”, zollte Ungerank der ihr gut bekannten Siegerin, die auch Olympischen Rekord geschossen hatte, Tribut. “Es ist total schön, und man freut sich umso mehr, wenn bei denen alles aufgeht.”
Nicht alles aufgegangen ist am Freitag für Ungeranks Teamkollegin Sylvia Steiner. Die 42-jährige Salzburgerin, die schon mit der Luftpistole über den 27. Platz nicht hinausgekommen war, erreichte in der Qualifikation mit der Sportpistole auf 25 m Distanz den 17. Rang unter 40 Teilnehmerinnen – zu wenig für das Finale am Samstag.
Ungerank wollte am Freitag mit der Familie feiern und danach ins Olympische Dorf übersiedeln, um in Paris Olympia-Atmosphäre zu schnuppern. Diese war in dem verschlafenen Städtchen Châteauroux 250 Kilometer südlich von Paris nämlich nur auf der recht abseits gelegenen großen Anlage des “Centre national de tir sportif” zu spüren. “Wir dürfen dann bis zur Abschlussfeier da sein und fahren dann am 12. August alle gemeinsam mit dem Zug wieder zurück.”
Sicher ist, dass für Ungerank, die bisher den achten Platz bei den Weltmeisterschaften in Kairo 2022 als ihren größten Erfolg verbuchen konnte, der Abschluss ihres Medizinstudiums noch weiter warten wird. “Ich habe alle Prüfungen und Kurse schon gemacht. Die restlichen 40 Wochen Praktika mach’ ich dann, wenn meine Sportkarriere vorbei ist, denn das ist mit dem Studium nicht vereinbar. Der kürzeste Praktikumsblock, den ich machen kann, ist vier Wochen – und das geht schon vom internationalen Wettkampfkalender her gar nicht.” Um auf dem Niveau schießen zu können, benötige es eine 40-Stunden-Trainingswoche, so die Heeressportlerin, die froh ist, vom Bundesheer ideal unterstützt zu werden. Der fertige Dr.med. “wird wohl noch ein bisserl dauern”.