Jannik Sinner besiegt auch den Shitstorm – ein Kommentar

Nummer 1: Er ist wieder ganz oben!

Donnerstag, 06. November 2025 | 01:00 Uhr

Von: ka

Bozen/Paris – Schwierige Wochen liegen hinter Jannik Sinner. Nach seiner Finalniederlage in New York gab es in Peking ein kurzes Aufbäumen, doch schon kurz darauf zwangen ihn in Shanghai leidige Krämpfe zur Aufgabe. Nach seiner Erholung konnte er beim Six Kings Slam jedoch wieder groß auftrumpfen und auch seinen Allzeitrivalen Carlos Alcaraz besiegen. Als er nach dem Sieg in Saudi-Arabien jedoch mitteilte, nicht am Davis Cup teilzunehmen, erntete er eine Welle der Empörung.

Instagram/Jannik Sinner

Seine vielen treuen Fans in Südtirol und Italien standen ihrem Idol auch in diesen nicht leichten Tagen bei. In manchen italienischen Medien schlug ihm jedoch ein Shitstorm entgegen. Er sei undankbar und geldgierig, weil er in Monaco lebe, hieß es dort. Einige Schreiber aus dem Stiefelstaat verstiegen sich sogar zur Behauptung, er sei gar kein „richtiger Italiener”, weshalb er nicht für Italien antreten wolle. Dabei kam das zwiespältige Verhältnis zum Vorschein, das manche Medien seit jeher gegenüber erfolgreichen Südtiroler Spitzensportlern hegen.

Instagram/Jannik Sinner

Dabei vergessen seine Kritiker, dass Italien nicht zuletzt dank seines Könnens zwei Davis-Cups hintereinander gewonnen hat. Die Tennisfans möchten ihn natürlich ständig spielen sehen, aber wahre Fans und Kenner des Fachs verstehen, dass ein Spitzenspieler wie Jannik aufgrund der nötigen Erholungsphasen und der Verletzungsgefahr manchmal harte, aber nachvollziehbare Entscheidungen treffen muss.

Instagram/Jannik Sinner

Ein gutes Talent kann erst zum Champion heranwachsen, wenn es lernt, den eigenen Kopf zu benutzen und sich nicht von anderen treiben zu lassen. Jannik hat tatsächlich den Trainer und die Mitglieder seines Teams gewechselt, nachdem er zur Überzeugung gelangt war, dass sie ihn nicht mehr weiterbringen können oder er ihnen nicht mehr vertrauen kann.

Instagram/Jannik Sinner

Der Sextner und sein Team dürften sich über den Shitstorm geärgert haben, ließen die Welle aber kommentarlos über sich hinwegschwappen. Wie gewohnt antwortete Jannik Sinner auf dem Platz lieber mit seinem Tennis. Dank seiner Siege in Wien, wo er sich sehr wohlfühlt, und beim wichtigen Rolex Masters 1000 in Paris sowie des Patzers seines Dauerrivalen gelang es ihm, den Thron der Tenniswelt zurückzuerobern. Als Nummer 1 reist er nun zum Saisonfinale, den ATP-Finals, nach Turin.

Instagram/Jannik Sinner

Seither sind die Kritiker verstummt – wenn auch vermutlich nur, um bei der nächsten Gelegenheit wieder aus ihren Löchern zu kriechen. Wie andere Spitzensportler muss auch die Nummer 1 der Tenniswelt mit dem Wechselbad aus Jubel und Shitstorms leben lernen. Trotz seiner Jugend weiß Jannik Sinner damit sehr gut umzugehen – eine der Voraussetzungen für eine lange und erfolgreiche Karriere.

Bezirk: Bozen

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