Von: apa
Noch nie in der Geschichte der Formel 1 hat ein Fahrer eine Saison derart dominiert wie Max Verstappen im Jahr 2023. Von 22 Rennen gewann das Red-Bull-Aushängeschild nicht weniger als 19, auf dem Weg dorthin stellte der Niederländer zahlreiche weitere Rekorde auf. Die ganze Formel-1-Gemeinde außerhalb von Milton Keynes hofft nun auf mehr Spannung und Pep im WM-Kampf 2024. Der sicherste Tipp lautet allerdings, dass Verstappen seinen vierten Titel einheimsen wird.
2023 holte das Formel-1-Phänomen mehr Punkte sowie Podiumsplätze und führte mehr Runden an als jeder andere zuvor. Seine Siegquote von 86,3 Prozent übertraf die 85,7 Prozent von Alberto Ascari aus dem Jahr 1952. Nicht nur die Konkurrenten und viele Millionen von Fans rund um den Globus wünschen sich, dass diese Dominanz zumindest etwas bröckelt. Und auch der Formel-1-Rechtehalter Liberty Media muss unter Wahrung seiner kommerziellen Interessen danach trachten, dass die totale One-Man-Show besser früher als später ein Ende findet.
Ob das tatsächlich eintreffen wird, ist eine Frage, auf die derzeit aber niemand eine Antwort weiß. Zuerst müssen die neuen Autos und Reifen bei den offiziellen Tests von 21. bis 23. Februar in Sakhir die ersten belastbaren Vergleichswerte liefern. Diese Ungewissheit lässt in der Winterpause wenigstens eine gewisse Spannung aufkommen.
“Ich bezweifle, dass sich diese Saison zu meinen Lebzeiten wiederholen wird”, blickte Red-Bull-Teamchef Christian Horner gut zwei Monate vor dem Saisonstart in Bahrain zurück und gleichzeitig voraus. “Mit einer so starken Konkurrenz, so starken Teams und einem stabilen Reglement bin ich mir sicher, dass es nächstes Jahr viel enger zugehen wird. Es wird eine ganz andere Art von Herausforderung.”
Gerade das stabile Reglement in Bezug auf Motor und Aerodynamik-Philosophie ist allerdings ein gravierender Vorteil für die Red-Bull-Truppe, die sich zudem schon früh um die Entwicklung des neuen Autos kümmern konnte. Obendrein ist Verstappen mit 26 Jahren immer noch jung und nicht am Zenit seiner Karriere angelangt. Diese würde mit dem vierten Titel weiter an Glanz gewinnen, zumal bis dato nur Juan Manuel Fangio, Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton vier Weltmeisterschaften in Folge gewonnen haben.
Die neue Saison umfasst insgesamt 24 Rennen – noch nie waren es mehr. Dass der Kalender so gestaltet wurde, dass etwas weniger hektisch von Kontinent zu Kontinent gejettet werden muss, ist damit fast irrelevant. Mehr Rennen bedeuten mehr Reisen und ein gigantisches Ausmaß an CO2-Emissionen.
Bei den Fahrern ändert sich gegenüber 2023 nichts, was ungewöhnlich ist. Doch einige spannende Konstellationen werden das neue Formel-1-Jahr begleiten: Für Red Bull heiß es etwa, die Augen nach möglichen Nachfolgern für Sergio Perez offen zu halten, dessen Vertrag Ende 2024 ausläuft. Die Mercedes-Paarung mit Rekord-Weltmeister Hamilton und George Russell birgt Zündstoff, falls Mercedes nach zwei schwierigen Jahren wieder ein konkurrenzfähiges Auto entwickelt.
Interessant wird auch zu beobachten sein, ob der Australier Oscar Piastri nach seiner bärenstarken Rookie-Saison bei McLaren zu einem ernsthaften Konkurrenten für Lando Norris werden kann. Als Team will der McLaren-Rennstall die Phalanx von Red Bull, Mercedes und Ferrari endgültig aufbrechen. “Wir haben ein sehr gutes Gefühl, was unser Auto für nächstes Jahr angeht”, sagte McLaren-Chef Zak Brown. “Wir haben definitiv das Gefühl, dass wir einen Schritt nach vorne machen werden.” Ob Ferrari (endlich) ein großer Schritt dorthin gelingt, ist auch heuer ein großes Fragezeichen.