Von: mk
Gröden – Der Super-G in Gröden ist am Freitag mit einer Riesenüberraschung zu Ende gegangen: Der Tscheche Jan Zabystran nutzte mit Startnummer 29 die immer besser werdenden Bedingungen auf der Saslong optimal aus und fuhr sensationell zu seinem ersten Weltcup-Sieg.
Wie außergewöhnlich Zabystrans Triumph ist, zeigt ein Blick auf seine bisherige sportliche Karriere: Vor dem Rennen in Gröden war der 27-Jährige im Weltcup nämlich nie besser als Achter klassiert, auf der Saslong war er bislang nie über Platz 20 hinausgekommen. Seit Freitag darf sich Zabystran nun Weltcup-Sieger nennen – und schreibt damit Geschichte: Seit Einführung des Alpinen Ski-Weltcups im Jahr 1967 war noch keinem tschechischen Athleten ein Weltcup-Sieg gelungen.
Den zweiten Platz im Super-G belegte Top-Favorit Marco Odermatt, der seinen insgesamt dritten Gröden-Triumph um etwas mehr als zwei Zehntelsekunden verpasste. Der Schweizer sah lange wie der sichere Sieger aus, wurde aber noch knapp von Zabystran abgefangen. Eine mögliche Bestzeit vergab Odermatt im Schlussabschnitt, wo ihm ein entscheidender Fehler unterlief und er wertvolle Zeit liegenließ.
Franzoni rast erstmals auf das Weltcup-Podest
Neben Sensationssieger Zabystran sorgte mit dem Italiener Giovanni Franzoni ein weiterer Überraschungsmann für Schlagzeilen. Der junge „Azzurro“ fuhr mit Rang drei erstmals in seiner Karriere auf ein Weltcup-Podest.
Während die beiden Franzosen Nils Allègre und Matthieu Bailet als Vierter und Fünfter die Top-Drei nur knapp verpassten, überzeugte der Südtiroler Routinier Christof Innerhofer mit einem weiteren Spitzenergebnis: 24 Stunden nach Rang elf in der Sprint-Abfahrt belegte der 41-Jährige im Super-G den starken sechsten Platz.
Zu den geschlagenen Athleten zählten am Freitag unter anderem Vincent Kriechmayr (Österreich) und Dominik Paris (Ulten). Kriechmayr musste nach einem fehlerhaften Lauf als Neunter die Führung in der Super-G-Disziplinenwertung an Odermatt abgeben, Paris kam hingegen nicht über Rang 25 hinaus. Die weiteren Südtiroler Starter Florian Schieder (Kastelruth) und Max Perathoner (Wolkenstein) schieden aus.
Die 58. Saslong Classic wird am Samstag mit dem dritten und letzten Rennen abgeschlossen. Ab 11.45 Uhr steht am Fuße des Langkofels die klassische Abfahrt auf dem Programm.
„Der Sieg fühlt sich surreal an“
Jan Zabystran zeigte sich nach seinem überraschenden Premierensieg überwältigt – ebenso offen und ehrlich äußerten sich auch die weiteren Protagonisten des Super-G. Wir haben die Stimmen der Hauptdarsteller eingesammelt.
„Mit Startnummer 29 ins Ziel zu kommen und den Einser neben meinem Namen zu sehen, ist sensationell – so etwas ist mir in meiner ganzen Karriere noch nie passiert! Der Sieg fühlt sich surreal an, es ist wirklich wie ein Kindheitstraum, der nun wahr wird. Es verwundert mich sogar etwas, dass ich auf der Saslong so schnell fahren kann, denn vor nicht allzu langer Zeit wäre ich hier schon mit einem Top-30-Ergebnis zufrieden gewesen. Früher habe ich zu meinem Landsmann Ondřej Bank aufgeschaut, nun stehe ich selbst auf dem Podest. Ein wunderschönes Gefühl!“, erklärte der strahlende Sieger.
Der Schweizer Marco Odermatt auf Platz zwei meint: „Meine Fahrt war am Limit, ich habe alles riskiert – natürlich ist es da etwas ärgerlich, wenn man noch so spät abgefangen wird, weil wir mit den niedrigen Nummern quasi im Dunkeln fahren und die Athleten mit höheren Startnummern die Strecke in der Sonne haben. Mir hat wohl auch mein Fehler im Schlussteil den Sieg gekostet. In anderen Orten wäre ich vielleicht an der Spitze geblieben. Dennoch: Jeder, der die Chance mit einer höheren Startnummer nutzt, hat es verdient. Gratulation an Jan!“
Der Italiener Giovanni Franzoni, der Dritter wurde, meint: „Es ist verrückt – hier in Gröden bin ich eigentlich immer hinterhergefahren, aber heuer ist alles anders. Schon gestern war ich schnell unterwegs, wobei ich natürlich auch das Wetterglück auf meiner Seite hatte. Ich möchte diesen Erfolg meinem kürzlich verstorbenen Teamkollegen Matteo Franzoso widmen, der sicher stolz auf mich gewesen wäre und heute von oben auf uns herabgeschaut hat. Ich denke noch sehr oft an ihn, weil wir gemeinsam wirklich durch Dick und Dünn gegangen sind.“
„Ich bin super happy mit meinem Rennen. Im Zielraum konnte ich das tolle Ergebnis gemeinsam mit den Fans feiern und habe diesen Moment richtig genossen. Bis zur Ciaslat war ich sogar auf Kurs zur Bestzeit, allerdings hatte ich bei der Besichtigung heute morgen nicht mehr genügend Zeit, mir den untersten Streckenteil genau anzuschauen. Deshalb bin ich dort auf Sicherheit gefahren und habe wohl einen Podestplatz liegen gelassen“, sagt Christof Innerhofer aus Gais (Platz 6).
Der Österreicher Vincent Kriechmayr auf neuntem Platz meint: „Leider war das heute keine gute Fahrt von mir. Ich habe im Mittelteil einen dummen Fehler gemacht, der mir Unmengen an Tempo und letztendlich auch eine Top-Platzierung gekostet hat. Das ärgert mich, vor allem weil es mir hier in Gröden schon zum zweiten Mal passiert ist. Jetzt gilt es, das Ganze einmal zu verdauen und zu analysieren – morgen in der Abfahrt werde ich dann mein letztes Hemd riskieren, um doch noch zu einem guten Resultat zu kommen.“
„Ich habe probiert, Gas zu geben, war insgesamt aber zu brav unterwegs. In der Ciaslat habe ich zudem einen Fehler eingebaut, der mir zusätzlich Zeit gekostet hat. Für morgen bin ich trotzdem top-motiviert: Ich habe derzeit beim Skifahren ein gutes Gefühl, und dass ich heute nicht zu den Schnellsten gehört habe, bringt mich nicht aus dem Konzept. Giovanni Franzoni möchte ich besonders loben – er war im Training schon oft sehr schnell und hat diese Leistungen jetzt erstmals auch im Rennen gezeigt“, betont der Ultner Dominik Paris, der auf dem 25. Platz landete.




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