Lawinenlage richtig einschätzen, Notfallausrüstung bei sich tragen

Skitouren und Freeriden: Bergführer mahnen zur Vorsicht

Freitag, 12. Januar 2018 | 10:39 Uhr

Bozen – Weiße Hänge, blauer Himmel: In diesen Tagen wird der Traum der meisten Freerider und Skitourengeher wahr. Allerdings mahnen die Berg- und Skiführer zur Vorsicht. „Ohne detaillierte Kenntnis der Lawinenlage, ohne die nötige Erfahrung und ohne Notfallausrüstung sollte niemand im freien Gelände unterwegs sein“, warnt Erwin Steiner, der Leiter der technischen Kommission der Südtiroler Berg- und Skiführer.

Der viele Neuschnee biete nicht nur optimale Bedingungen, er berge auch enorme Gefahr, weshalb ein besonderes Auge auf die Lawinenlage zu werfen sei. „Den Lawinenlagebericht für das Gebiet zu checken, in das man aufbricht, ist ein Muss“, so Steiner, „allerdings kann der Bericht nur eine pauschale Information bieten, die die Beurteilung des einzelnen Hangs nicht ersetzen kann“. Deshalb sei es wichtig, jemanden mit der nötigen Erfahrung und dem nötigen Know-how in der Gruppe zu haben, der die Lawinenlage vor Ort richtig einschätzen könne.

Und auch dann gelte es, Augen und Ohren offenzuhalten und auf den eigenen Instinkt zu vertrauen: „Es nützt nichts, vorhandenen Spuren nachzugehen, denn die bieten eine trügerische Sicherheit: je mehr Menschen unterwegs sind, desto größer ist das auf der Schneedecke lastende Gewicht und damit auch die Gefahr“, erklärt der technische Leiter der Südtiroler Berg- und Skiführer. Er verweist auch darauf, dass 95 Prozent aller Lawinen, von denen Wintersportler betroffen sind, von den Akteuren selbst ausgelöst würden. „Deshalb gilt, im Aufstieg einen Mindestabstand von zehn Metern zum Vordermann einzuhalten, einzeln abzufahren und nur an sicheren Stellen anzuhalten“, so Steiner.

Dass jeder, der sich abseits der Pisten bewegt, die Standardnotfallausrüstung bei sich trage, also LVS-Gerät, Schaufel und Sonde, solle eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. „Damit in einem Kurs umgehen gelernt und das richtige Verhalten immer und immer wieder geübt zu haben, ist eine Notwendigkeit, die im Fall des Falles Leben retten kann“, so der Bergführer, „denn die Chance zu überleben, ist bei einer schnellen Kameradenbergung immer noch am größten“. Grundsätzlich rät der Experte zu einer defensiven Einstellung beim Skitourengehen und Freeriden: „Vorsicht ist eine Lebensversicherung und tut dem Spaß in der Natur keinen Abbruch“, so Steiner.

Von: mk

Bezirk: Bozen