Kommentar

Südtiroler Licht und olympischer Schatten

Donnerstag, 25. August 2016 | 16:49 Uhr

Rio de Janeiro/Bozen – Seit letzten Sonntag ist die olympische Flamme erloschen. Es ist nun Zeit Bilanz zu ziehen.

Dank der Bozner Wasserspringerin Tania Cagnotto glänzt der Südtiroler Sporthimmel mit Edelmetall. Vergleicht man die gewonnene Silber- und Bronzemedaille mit der Einwohnerzahl des Landls, so erzielt Südtirol einen Spitzenwert, der besonders auch unseren nördlichen Nachbarn vor Neid erblassen lässt. Auch wenn nicht Edelmetall errungen wurde, konnten in Rio doch auch die anderen Südtiroler Olympiateilnehmer glänzen. Etwas Pech hatte die Schützin Petra Zublasing, die sich mit dem undankbaren vierten Platz zufriedengeben musste.

Auch dem Tennisspieler Andreas Seppi gelang es lange, mit dabei zu sein. Weniger Glück hatte Evi Lechner, die wegen einer Verletzung nie richtig ins olympische Mountainbikerennen fand. Der große Wermutstropfen aber war das Urteil des Sportgerichtshofs in der Causa Alex Schwazer.

Doping war ohnehin das beherrschende Thema. Es blieb bei halbherzigen Aktionen wie dem Ausschluss der russischen Leichtathleten und dem „Rauswurf“ von Sündenböcken wie Alex Schwazer. Viele ehemalige Doper wie der mehrmals rückfällige US-Sprinter Justin Gatlin durften in Rio trotzdem starten und bei vielen neuen Rekorden, die es in Rio hagelte, schwamm und lief der Verdacht immer mit.

Aber nichts störte so sehr wie der Kontrast zwischen dem Elend der Favelas und dem Glanz der Sportstätten. Das arme, krisengeschüttelte und von tiefen sozialen Problemen zerrissene Brasilien wird auf den hohen Kosten sitzen bleiben, während sich Funktionäre und besonders die IOC-Eliten die Taschen vollstopften. Nach dem zweiwöchigen Jubel sind die Sportstätten verwaist, später werden sie verfallen. Nichts wird sich ändern, solange das System und die Köpfe an seiner Spitze dieselben bleiben.

Zu Recht haben Münchner, Hamburger, Schweiz und Polen Nein zu Olympia gesagt. Es braucht ein neues Konzept, wo der Sportler und Gastgeber im Mittelpunkt steht, und nicht die Brieftasche der Funktionäre.

Von: ka

Bezirk: Bozen