Von: mk
Bozen – Das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen und das Frauenarchiv Bozen organisieren einen Diskussionsabend mit dem Titel “1968 und die Frauen”. Dieser findet am Montag, den 20. Mai um 18.00 Uhr im Frauenarchiv Bozen am Pfarrplatz 16 statt.
Das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen und das Frauenarchiv Bozen nehmen das Erscheinen des Buches „1968 Südtirol in Bewegung“ von Brigit Eschgfäller zum Anlass, um über den Zusammenhang zwischen den Jugendprotesten von 1968 und der Frauenbewegung der 1970er Jahre in Südtirol zu diskutieren. Lange Zeit und in allen europäischen Ländern wurde darüber gerätselt, ob die Frauenbewegung der 1970er Jahre aus den studentischen Protesten von 1968 hervorgegangen ist oder ob sie vielmehr eine Reaktion darauf war. Beides trifft je nach Blickwinkel zu: Frauen haben 1968 zentrale Ziele der Studentenbewegung mitgetragen – Kampf gegen Autoritarismus, Faschismus, Kapitalismus, Imperialismus und das Streben nach mehr Partizipation von unten.
Gleichzeitig haben sie sich aber von der Bevormundung und dem sexistischen Verhalten der männlichen Studentenvertreter distanziert und ihre eigene Stimme erhoben. Die zentralen Inhalte der neuen Frauenbewegung wurden schon um 1968 formuliert: der utopische Veränderungswille, die Ausweitung des Politischen um das Private, die Konstitution von Frauen als politische Akteurinnen. Auch die provokativen Protestformen, die Frauengruppen und die Frauenberatungsstellen gehen auf 1968 zurück.
Das weibliche Achtundsechzig brachte etwas qualitativ Neues in die Revolte ein: die Revolutionierung der Geschlechterrollen und die Freisetzung weiblicher Entscheidungsspielräume im Privaten. Die Anliegen der männlichen Rebellen und ihre Protestformen deckten sich teilweise mit jenen der Frauen. Aber während viele allgemeine Ziele der Studentenbewegung langfristig ins Leere liefen, gewann das weibliche Achtundsechzig an Durchschlagkraft, indem es die Selbstwahrnehmung und die Lebensentwürfe von Frauen in allen sozialen Schichte veränderte. Das 1968 begründete feministische Denken baute auf den Teilerfolgen vorheriger Generationen und den Trends der verstärkten Erwerbstätigkeit und besserer Bildungschancen von Frauen auf und radikalisierte die angestoßenen Entwicklungen, weil Frauen nun an die Öffentlichkeit gingen und ihre Forderungen theoretisch untermauerten. Dadurch konnte der Feminismus gesellschaftsverändernd wirken, bis heute.
Mit der Buchautorin Birgit Eschgfäller und der Historikerin Siglinde Clementi diskutieren Irmtraud Mair, Protagonistinnen der Studentenrevolte von 1968 in Südtirol und Mitbegründerin von „Frauen für Frieden“, Elisa Pavone, Mitbegründerin des Frauenkollektivs Kollontai und der Frauenberatungsstelle AIED, Marina Della Rocca, Sozialanthropologin an der Freien Universität Bozen und Aktivistin der feministischen Gruppe „Non una di meno“.
Der Diskussionsabend „1968 und die Frauen“ findet am Montag, den 20. Mai um 18 Uhr im Frauenarchiv Bozen statt.