Von: bba
Bozen/Trient – Mit Alice setzt die Stiftung Haydn von Bozen und Trient ihre fünfte
Opernspielzeit fort. Ausgehend von Lewis Carrolls Erzählung hat der Trientner
Komponist Matteo Franceschini, der 2019 mit dem Silbernen Löwen der Musikbiennale von Venedig ausgezeichnet wurde, eine ganz eigene Interpretation des Klassikers erarbeitet: Alice wird am 29. Februar (17.00 Uhr) und am 1. März (17.00 Uhr) im Teatro Sociale in Trient aufgeführt.
Alice im Wunderland zählt zu den wohl berühmtesten Kinderbuchklassikern der Welt. Der Trientner Komponist Matteo Franceschini und der Librettist Edouard Signolet haben mit der Oper Alice, die am 29. Februar (17.00 Uhr) und am 1. März (17.00 Uhr) im Teatro Sociale in Trient aufgeführt wird, ihre ganz eigene Interpretation des Stoffes gefunden. „In Alice ist alles ein Wunder“, erklärt Franceschini, „Märchenwelten sind für mich generell ein spannendes Terrain, das sowohl aus textuellen Gesichtspunkten als auch in der musikalischen Auslegung großen Gestaltungsspielraum ermöglicht. Noch nie zuvor habe ich eine solche Schaffensfreiheit erlebt wie bei Alice, wo die Textvorlage selbst bereits den Einsatz verschiedener musikalischer Muster nahelegt. Genau das ist es, was mich so daran reizt: ich filtere heraus, was herauszufiltern ist, und vervollständige das Ganze dann mit meiner persönlichen Poetik.“
In dieser Wunderwelt leben groteske Menschen ohne Moral, die in ihrem grenzenlosen
Wahnsinn aber auch außergewöhnlich sind. Die 30 Charaktere des Romans werden in
Franceschinis Fassung von vier Sängerinnen und Sängern interpretiert. Alices Reise ist eine Traumsequenz, in der alles unlogisch ist, wo Vernunft und Illusion, Wirklichkeit und Fantasie miteinander verschwimmen. Der Komponist hat der Hauptfigur Alice eine überaus vielfältige Sopranpartie auf den Leib geschrieben. Sie changiert zwischen verschiedenen Stilen und Klängen und reicht von Geflüster über intensiv lyrische Passagen bis hin zu stimmlich schrillen Stellen und drückt Alices Gefühlslage in jeder Situation aus. Auch im Instrumentalpart werden stilistische Konnotationen miteinander verknüpft, Anspielungen auf alte und neue Klänge, Zitate, Anlehnungen an den Jazz, Tanzrhythmen, Naturechos. Franceschini nutzt das volle Klangspektrum seines 18-köpfigen Ensembles aus, das vorwiegend aus Bläsern besteht.
Dramaturgisch ist die Struktur auf geschlossenen Formen aufgebaut, auf kurzen Episoden und Szenen, die sich jeweils durch eine eigene Farbe und Atmosphäre auszeichnen. Eine Koproduktion des Teatro Regio di Parma und der Stiftung Haydn. Mit Sopranistin Giulia Bolcato (Alice), Laura Catrani (Alices Schwester, der Valet-Fisch, die Raupe, der verrückte Hutmacher, Erzählerin eins, Dodo eins), Cecilia Bernini (Die falsche Schildkröte, die Köchin, der Hase Marzolina, die Königin, Erzählerin drei, Dodo zwei), Francesco Auriemma (Die Herzogin, die Katze, der König, Erzählerin vier, Dodo vier), Ugo Tarquini (Das weiße Kaninchen, das Kind/Ferkel, die Haselmaus, der Froschknecht, Erzählerin zwei, Dodo drei). Unter der Leitung von Caroline Leboutte. Bühnenbild und Kostüme von Aurélie Borremans. Lichtdesign Nicolas Olivier. Das Haydn Orchester von Bozen und Trient spielt unter der Leitung von Rossen Gergov.
Matteo Franceschini
1979 in Trient geboren, studierte Franceschini am Konservatorium G. Verdi in Mailand unter der Leitung von Alessandro Solbiati. Anschließend setzte er sein Studium bei Azio Corghi an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom fort und besuchte den „Cursus Annuel de Composition et d‘Informatique Musicale“ am IRCAM in Paris. Er hat Stücke für Orchester, Chorwerke, Kammermusik sowie Filmmusiken komponiert und Multimedia-Installationen realisiert. Franceschini komponierte Auftragsarbeiten für das Orchestra Filarmonica della Scala, dem Ensemble Intercontemporain, die Wigmore Hall, die Biennale von Venedig, das Festival Mito, die Philharmonie de Paris, das Orchestre National d‘Île-de-France, das Nationalorchester von Belgien, die Oper von Reims, die Oper von Saint-Étienne und andere wichtige Festivals.
2018 wurde er auf der Musikbiennale von Venedig mit dem prestigeträchtigen Silbernen Löwen ausgezeichnet. 2019/20 ist er Associated Artist der Stiftung Haydn von Bozen und Trient. Am 21. Juli 2020 wird im Rahmen des Festivals Tanz Bozen sein Stück Requiem uraufgeführt, ein Projekt von Franceschini und dem französisch-tunesischen Choreografen Radhouane el Meddeb.