Von: mk
Barbian – „Friede, Freude, ach leck mich am Arsch!“ Mit diesem Einstieg in ihr Debütalbum stellen „Stunde Null“ schnell klar, welchen Weg sie gehen wollen: ihren eigenen. Den Weg „Vom Schatten ins Licht“ – so der Titel des am 13. April erscheinenden Debütalbum der Südtiroler Metalband. Dieser Albumtitel unterstreicht, was die Band bereits mit ihrem Namen ausdrücken will. Wenn alles aussichtslos und am Ende erscheint, kann man dies auch positiv nützen, um einen Neustart in eine leuchtende Zukunft zu wagen. Genau das taten Sänger Aaron, die Gitarristen Jonas und Markus, Bassist Michael und Schlagzeuger Stefan, als sie sich 2015 zur Gründung von „Stunde Null“ entschlossen. Über drei Jahre lang werkelte die Band voller Ehrgeiz an ihrem Erstwerk, doch was herausgekommen ist, kann sich sehen lassen: „Vom Schatten ins Licht“ deutet in der Tat auf einen leuchtende Zukunft für Stunde Null hin.
Das Album einem eindeutigen Genre zuzuordnen fällt nicht leicht. Ist es Metal? Doch eher Metalcore? Oder vielleicht doch Deutschrock? Eigentlich egal, denn die verschiedenen Stilelemente werden gekonnt verflochten, so dass Fans mehrerer Genres Gefallen an den zwölf Songs finden können.
Gleich der Opener (und zudem erste Single) „Freiheitsfahnen statt Krieg und Heer“ zeigt, wie facettenreich die Musik von Stunde Null ist: Die Strophe erinnert nach einem kurzen Synth-Intro etwas an Deutschrock, im Refrain wird es dann metallastiger mit eingängiger Hookline. Auch der Rest des Albums ist sehr abwechslungsreich, aber in sich trotzdem stimmig. So klingt in etwa „Geschichte heißt verstehen“ mit schnellem Gitarrenriff nach Metalcore, „Und die Hände gehen hoch“ hat einen Hauch von Alternative und bei „Nutten und Koks“ geht‘s wiederum voll auf die Zwölf. Und dann wäre da noch mit „Keiner stirbt heilig“ eine gefühlvolle Powerballade, die aus der Stadionrock-Ära der 80er stammen könnte, ohne dabei altbacken zu wirken.
Auch bei den Texten wagt Stunde Null eine erfrischende Andersartigkeit: Diese sind nämlich auf Deutsch, dabei wird zwischen harten Screams und cleanem Gesang gewechselt. Auch inhaltlich zeigt sich, dass die fünf Jungs ihren Bandnamen wohl durchdacht ausgewählt haben. Immer wieder werden Auswüchse der gegenwärtigen Gesellschaft angeprangert, den Glauben an eine bessere Zukunft verliert man jedoch nie. So werden einerseits aktuelle soziale Themen kritisch aufgezeigt, „Sehnsucht nach Gott“ und „Glaube braucht keine Macht“ zum Beispiel verurteilen die Instrumentalisierung und Machtmissbräuche des Glaubens. Andererseits werden auch persönlichere Dinge in Texten verarbeitet, so etwa in „Und die Hände gehen hoch“: Auch, wenn man am Boden ist und keine Hoffnung mehr hat, sollte man nie aufhören an seine Träume zu glauben und für diese zu kämpfen.
Beim Hören des modernen Soundgewandes, für das sich Produzent Jörg „Warthy“ Warthmann verantwortlich zeigt, würde man nicht darauf kommen, dass die Band aus einer 1.500-Einwohner-Gemeinde in den Südtiroler Alpen kommt. Aber genau dort, im beschaulichen Barbian, wurde die Band Anfang 2015 gegründet. Die drei Jahre zwischen Bandgründung und Veröffentlichung des Debütalbums am 13. April 2018 verbrachte die Band vor allem mit Konzerten in Deutschland, Österreich und Italien. So, wie die fünf Musiker bei ihren Auftritten zu einer Einheit verschmelzen, merkt man, dass sie nicht nur Bandkollegen, sondern auch Freunde sind. Das tighte Zusammenspiel und die sprühende Livepräsenz machen Konzerte von Stunde Null zu einem Genuss für Ohren und Augen.