150 Studenten und Musiklehrer kämpfen für gerechte Vergabe von Arbeitsplätzen

Benachteiligt, weil im Inland studiert

Donnerstag, 11. März 2021 | 17:47 Uhr

Bozen – Ein fixer Arbeitsplatz in Südtirol für Musik- und Instrumentallehrpersonen mit italienischem Diplom scheint aussichtslos. In Österreich dagegen erhält man die notwendige Lehrbefähigung durch eine klar geregelte und zeitlich überschaubare Ausbildung. So treten Abgänger der österreichischen Musik-Lehramtsstudien nach nur wenigen Jahren einen unbefristeten Lehrauftrag in der Provinz Bozen an, während die Absolventen der italienischen Konservatorien das Nachsehen haben.

Ein Brief mit etwa 150 Unterschriften von Betroffenen zeigt das Ausmaß der prekären Situation: Es handelt sich um Musik- und Instrumentallehrpersonen, die zum Teil noch studieren, zum Teil aber auch schon seit etlichen Jahren in der Provinz Bozen ohne Aussicht auf einen fixen Arbeitsplatz in Südtirol unterrichten. In dem Schreiben, das an die Verantwortlichen der Südtiroler Landesregierung bereits geschickt wurde, werden die Details der Missstände in der Ausbildung des Lehrpersonals für Musik- und Instrumentalunterricht in Italien aufgezeigt: Die Bildungspolitik schraubt durch ständige Ergänzung von verpflichtenden Zusatzausbildungen die Studienzeit für das Lehrpersonal immer weiter nach oben. Laut den neuesten Plänen der Südtiroler Landesregierung erhalten angehende Musik- und Instrumentallehrer der deutschen und ladinischen Sprachgruppe, die in Italien studiert haben, ihre Lehrbefähigung im Schnitt erst nach mindestens acht Jahren Studium (fünf Jahre Konservatorium und zweijähriges Biennium, das alle drei Jahre ausgeschrieben wird) – insofern sie den kaum erfüllbaren formellen Aufnahmekriterien gerecht werden können. Für die italienische Sprachgruppe liegen diesbezüglich noch keine ausreichenden Infos vor.

Zudem wird der Missmut der im Inland studierenden und bereits in Südtirol arbeitenden Musik- und Instrumentallehrer ohne Lehrbefähigung durch einen Vergleich mit dem benachbarten Österreich noch verstärkt. In Innsbruck z.B. wird die Lehrbefugnis direkt durch ein IGP-Studium erworben, welches evtl. auch nur vier Jahre dauert – also etwa die Hälfte von dem neuen Ausbildungsweg der Provinz Bozen. Nach den Richtlinien der EU wird diese dann von den Mitgliedsstaaten anerkannt. In der konkreten Umsetzung bedeutet dies, dass Südtiroler Abgänger des österreichischen Studiengangs nach ihrer Rückkehr in die Provinz Bozen weitaus schneller als die Absolventen mit italienischem Diplom in den Beruf einsteigen können.

Italienische Studientitel, also auch die Diplome des Konservatoriums von Bozen, werden hingegen als nicht lehrbefähigend abgewertet, obwohl sie entweder gleichwertig oder sogar höher als jene der Abschließenden aus Österreich sind.

„In einem Gespräch mit dem deutschen Schulamt, der deutschen Musikschule, dem Konservatorium Bozen und mit uns als Vertreter der Initiative wurde das neue Ausbildungskonzept vorgestellt, in das auch das Konservatorium involviert werden soll. Dabei haben wir eindringlich versucht, die Problematik noch einmal nahe zu bringen, aber das deutsche Schulamt zeigte sich von der Situation unbeeindruckt“, erklären die Vertreter der Initiative.

Die Initiative fordert nun in ihrem offenen Brief die Chancengleichheit im europäischen Sinne auf einen Arbeitsplatz zu gewährleisten und den Spielraum, den die Südtiroler Autonomie bietet, dementsprechend zu nutzen.

Unterstützt werden die etwa 150 Betroffenen von Musiklehrpersonen der Stammrolle, Professoren und dem Akademischen Rat des Konservatoriums „Claudio Monteverdi“ in Bozen, zahlreichen namhaften Musikern Italiens und Europas und Konzertmeistern von einigen der wichtigsten Orchester Italiens. Auch PERFAS, die neue Vereinigung für Künstler, Musiker und Techniker Südtirols hat sich sofort bereit erklärt, die Betroffenen in dieser Angelegenheit zu unterstützen.

Von: mk

Bezirk: Bozen