Lebensmittelverschwendung belastet Umwelt enorm

Benefizdinner aus geretteten Lebensmitteln

Donnerstag, 10. November 2022 | 12:56 Uhr

Vintl – Die OEW lädt im Rahmen der europäischen Abfallvermeidungswoche im Ansitz Töpsl in Obervintl zum Benefizdinner aus geretteten Lebensmitteln ein.

Ein Drittel der für unsere Ernährung bestimmten Lebensmittel werden jedes Jahr verschwendet. Laut FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, werden 28 Prozent aller Landwirtschaftsflächen weltweit bewirtschaftet, um Lebensmittel zu produzieren, die in der Tonne landen. Überproduktion, Preisspekulation, teils absurde Qualitätsvorgaben und fehlende Wertschätzung führen zu einer enormen Ressourcenverschwendung, die sich negativ auf Umwelt und Klima auswirkt. Um dafür mehr Bewusstsein zu schaffen findet jährlich im November die Europäische Woche der Abfallvermeidung statt, die sich auf den zwölften Punkt der SDGs, der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, stützt. Im Rahmen der Woche organisiert die OEW – Organisation für Eine solidarische Welt am 19. November ein Benefiz-Herbstdinner, bei dem überschüssige Lebensmittel lokaler Südtiroler Betriebe zu einem herrlichen Fünf-Gänge-Menü verkocht werden.

Gemeinsam mit dem feld-Verein aus Innsbruck und einer Gruppe kulinarisch begeisterter Freiwilliger lädt die Organisation im Ansitz Töpsl in Obervintl um 19 Uhr zum dritten Mal zum herbstlich gedeckten Tisch. Die Spenden des Abends in Form eines Wertschätzungsbeitrags von 45 Euro pro Person gehen an das OEW-Partnerprojekt „Vida y esperanza“ in Bolivien, das benachteiligte Kinder in ihrer Schulausbildung unterstützt. Anmeldungen werden bis zum 15. November unter monika.thaler@oew.org oder 0472 208208 entgegengenommen. Auch eine vegane Menüvariante ist auf Anfrage möglich.

Monika Thaler, Koordinatorin des Events und Mitarbeiterin der OEW, erklärt: „Die Verschwendung von Lebensmitteln hat weitreichende Auswirkungen und belastet die Umwelt enorm. Für die Lebensmittelproduktion werden große Mengen an Emissionen freigesetzt und begrenzte Ressourcen wie Wasser und fruchtbarer Boden genutzt, die angesichts des Klimawandels immer kostbarer werden. Die Folgen dessen sind derzeit schon sehr stark im Globalen Süden spürbar.“ Dass unser täglicher Konsum zu dieser globalen Ungerechtigkeit beiträgt, zeigen die Zahlen: Laut UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinigten Nationen, gingen 61 Prozent der globalen Lebensmittelverschwendung 2019 auf das Konto der privaten Haushalte. Das sind ungefähr 568 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle.

Das hat auch Claudia Sacher vor Augen, die beim Benefizdinner in Obervintl die Regie in der Küche führen wird. Sie ist eine der Gründerinnen des feld-Vereins in Innsbruck und hat sich gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter der „Nutzung von Ungenutztem“ verschrieben. „Wir möchten die Menschen mit unserer Arbeit motivieren, Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen und kreativ zu verwenden“, erklärt sie. Manche Lebensmittel, wie zum Beispiel zu groß geratene Kohlköpfe, sind zwar aktuell nicht marktfreundlich, schmecken aber super. Elegant und kreativ präsentieren die Köchinnen aus Innsbruck Krautkopf, Apfel, Kürbis und Co. und zeigen, wie sich auch aus Gemüseköpfen mit Schönheitsmakeln Köstliches kreieren lässt.

Unterstützt wird die Idee des Benefizdinners aus geretteten Lebensmitteln auch von mehreren lokalen Akteurinnen und Akteuren, darunter Biokistl-Betreiber Alexander Mairhofer, der einige überreife Köstlichkeiten sponsert. Er erklärt: „Unschön geratene Lebensmittel landen leider in vielen Betrieben im Müll. Wir versuchen sie an soziale Vereine weiterzugeben. Lebensmittelabfälle vermitteln wir hingegen wieder an Bäuerinnen und Bauern für die Fütterung ihrer Tiere. So schließt sich der Kreis.“

Damit sich auch der globale Kreis schließt, hat die OEW gemeinsam mit den engagierten Freiwilligen das Partnerprojekt „Vida y esperanza“ als Spendenempfänger des Abends gewählt. Die OEW pflegt seit fünfzehn Jahren eine nachhaltige Kooperation mit Projektleiterin Mirtha Rosario Oviedo in Bolivien. Sie betreut im Projektzentrum der Stadt Cochabamba zirka hundert Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien. Diese erhalten dort das notwendige Schulmaterial, Hausaufgabenhilfe, psychologische Betreuung, gesunde Mahlzeiten und Raum zum Spielen und Basteln. Auch ihre Familien werden in Notsituationen finanziell unterstützt und von Sozialarbeiter*innen betreut. Durch die erfolgreiche Projektkooperation konnten viele der Kinder in den letzten Jahren einen Schulabschluss machen, daraufhin ein Studium beginnen oder eine fixe Arbeit finden. Im Gegenzug konnte die OEW 23 jungen Südtiroler*innen ein Praktikum im Sozialprojekt vermitteln und ihnen einen bewusstseinsbildenden Perspektivenwechsel ermöglichen. Viele der ehemaligen Auslandspraktikant*innen engagieren sich beim Benefizdinner am 19. November in Obervintl.

OEW-Geschäftsführerin Stefanie Unterthiner betont: „Mit dem Benefizdinner und der Projektunterstützung versuchen wir einen Beitrag im Kampf für mehr globale Gerechtigkeit zu leisten. Denn Ernährung hat in der Tat einen erheblichen Einfluss auf unseren ökologischen Fußabdruck und dem Klimawandel, von welchem marginalisierte Personen wiederum besonders betroffen sind. Schätzungen zufolge können acht bis zehn Prozent der globalen Treibhausgasemissionen auf die Lebensmittelverschwendung zurückgeführt werden. Je mehr Menschen Veränderungen in diesen Bereichen vorantreiben, desto mehr kann sich langfristig für alle positiv verändern.“

Die OEW ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Brixen. Seit rund 30 Jahren setzt sie sich in Südtirol für eine offene Gesellschaft, bewussten Konsum und nachhaltige internationale Zusammenarbeit ein. Durch die Unterstützung von Bildungs- und Sozialprojekten versucht die OEW ein nachhaltiges Engagement für eine gerechtere Welt zu fördern und für verschiedene Lebensrealitäten zu sensibilisieren. Die Projektkooperationen sind auf die Bedürfnisse der Menschen in den Partnerländern ausgerichtet und basieren auf einem gleichwertigen Austausch von Kompetenzen und Wissen.

Von: mk

Bezirk: Pustertal