Partizipation darf nicht zur Frustration werden

Bildungsdialog zum neuen Mitbestimmungsgesetz 

Mittwoch, 30. November 2016 | 12:26 Uhr

Bozen – Südtirol soll ein neues Mitbestimmungsgesetz für Schule und Kindergarten erhalten. Bei einem Bildungsdialog konnten sich alle Interessierten einbringen.

Das geltende Landesgesetz über die Mitbestimmungsgremien im Bildungsbereich stammt aus dem Jahr 1995 und regelt die Arbeit und Zuständigkeiten der Mitbestimmungsgremien auf Schulebene (Klassenrat, Lehrerkollegium, Komitee zur Dienstbewertung der Lehrer, Schulrat, Elternrat und Schülerrat), aber auch der Landesbeiräte der Schüler und der Eltern. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich unser Bildungssystem kontinuierlich weiterentwickelt, weshalb eine Anpassung dieser gesetzlichen Bestimmungen erforderlich ist.

Bildungslandesrat Philipp Achammer lud daher die Schulgemeinschaften, Interessensgruppen und alle am Bildungsleben Beteiligten und Interessierten am Samstag, 26. November, zu einem Bildungsdialog ins Sozialwissenschaftlichen Gymnasium “Josef Gasser” nach Brixen.

“Wir möchten 2017 das Mitbestimmungsgesetz neu schreiben, und zwar als Gesetz sämtlicher Bildungsstufen: der Kindergärten, Grund-, Mittel- und Oberschulen, Berufsschulen und Musikschulen”, stellte Landesrat Philipp Achammer fest. Es komme darauf an, einen guten Rahmen vorzugeben für einen Ausgleich, für Diskussion und den Dialog verschiedener Interessensgruppen in den Bildungseinrichtungen. “Im Mittelpunkt stehen dürfen dabei aber nicht die Anliegen einzelner Interessensvertreter, sondern ausschließlich das beste Lernen von Kindern und Jugendlichen”, betonte der Landesrat.

Landesrat Achammer kündigte auch an, dass das Mitbestimmungsgesetz nur ein Rahmengesetz werden könne, welches dann von den einzelnen Bildungseinrichtungen in Autonomie ausgestaltet werden muss. “Schulinterne Partizipation heißt nicht, an jedem Tisch sitzen zu müssen, sondern dort, wo man die Möglichkeit dazu hat, auch effektiv mitentscheiden zu können”, merkte der Landesrat an, sonst könne Partizipation schnell zur Frustration werden.

Die Zusammensetzung der Teilnehmer, die aus allen Landesteilen zum Bildungsdialog nach Brixen gekommen waren, war recht ausgeglichen. Dementsprechend waren auch die Perspektiven und Positionen vielfältig, und die Teilnehmer konnten ihre unterschiedlichen Erwartungshaltungen klar ansprechen.

Im Rahmen des Treffens hatten die Anwesenden die Möglichkeit, ihre Meinungen und Vorschläge zu folgenden Fragen zu besprechen: Was kann ich (in meiner Rolle als…) zu einem gelingenden Lernen beitragen? Wie manifestiert sich meine partizipative Haltung? Was brauche ich dafür?

Gerade die Formen des direkten Dialogs – etwa in Tischen oder Kleingruppen – wurde von den Teilnehmern gut aufgenommen. Dieser persönliche Austausch hat es erleichtert, sich in die Rolle anderer an Bildung Beteiligter hineinzuversetzen.

Anzumerken ist, dass es noch keinen Textvorschlag für die Neuregelung der Mitbestimmungsgremien gibt. Dies empfanden einige Teilnehmer als positiv, während andere lieber an einem konkreten Entwurf gearbeitet hätten. Insgesamt ist jedoch deutlich geworden, dass es bei der Partizipation weniger um technische Details, sondern vielmehr um Haltung geht.

Die Ergebnisse des Bildungsdialogs sind auf der eigens eingerichteten Plattform www.provinz.bz.it/ bildungsdialog veröffentlicht worden, wo Interessierte auch weiterhin Anmerkungen und Vorschläge einbringen können.

Ein erster Textentwurf soll dann Anfang 2017 vorliegen.

Von: mk

Bezirk: Bozen