Von: mk
Brixen – Einmal im Jahr organisiert die Familienagentur des Landes eine Fachtagung, heute im Bildungshaus Neustift zur Pubertät.
Das Hauptaugenmerk der Tagung lag darauf, wie Eltern unterstützt werden können, damit sie ihre Kinder in dieser Phase gut begleiten. “Dahinter steht das mehrjährige Projekt der Familienagentur ‘Familien stärken'”, sagte Familienlandesrätin Waltraud Deeg in ihrer Eröffnungsrede. Das Projekt hat sich in den vergangenen drei Jahren auf die Themen “Trennung/Scheidung”, sowie “Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes” konzentriert; zur Zeit liegt der Fokus auf dem dritten Handlungsfeld “Pubertät”. “Es geht vor allem darum, das Bewusstsein zu schaffen, was Pubertät bedeutet, sie als spannende Phase und nicht ausschließlich als Problemfeld zu sehen”, so Deeg. Sie rief die anwesenden Fachleute im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion rund um die Qualität der Kleinkindbetreuung dazu auf, in der täglichen Arbeit auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit der ersten Lebensphase der Kinder von null bis drei Jahren zu schaffen.
Alter des Tsunami: Heranwachsende nicht sich selbst überlassen
Als große Herausforderung, aber auch als eine Zeit der Desorientierung für Eltern bezeichnete Alberto Pellai, Arzt und Psychotherapeut mit Schwerpunkt Kinder und Jugendliche sowie Forscher am biomedizinischen Institut der Universität Mailand, die Pubertät. Im Jänner hat er dazu sein neuestes Buch mit dem Titel “Das Alter des Tsunami” herausgegeben. “Die Erwachsenen sind häufig überfordert mit den neuen Bedürfnissen und dem Streben nach Unabhängigkeit der Kinder”, so Pellai. Die größte Schwierigkeit liege in der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen dem Bedürfnis der Erwachsenen, die Heranwachsenden zu beschützen, und dem Bedürfnis der Jugendlichen, die Welt neu zu entdecken. Dabei beleuchtete Pellai die Pubertät aus neurologischer Sicht. Demnach sind die Jugendlichen erst ab 16 Jahren imstande, ihr emotionales Tun rational zu reflektieren. “Wichtig ist es daher, den Kindern erzieherisch zur Seite zu stehen, ohne sie zu sehr einzuengen, damit sie die Leitlinien erhalten, an denen sie sich orientieren können”, so die Empfehlung des Psychotherapeuten. Zu zweit sei es leichter, das Alter des Tsunami zu überstehen, meinte Pellai. Gleichzeitig warnte er davor, dass in der heutigen Zeit viele Kinder “Online-Waisenkinder” seien und im Umgang mit dem Internet völlig allein gelassen würden. Auch hier sei eine “verantwortungsvolle erzieherische Präsenz” der Eltern gefordert.
Digitale Elternbildung: elternweb2go
Brigitte Lackner, Verantwortliche für den Fachbereich Elternbildung im Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich, stellte den digitalen Elterntreff “elternweb2go” vor. Die “MARKE Elternbildung” des Forums Katholischer Erwachsenenbildung bietet seit Oktober 2015 österreichweit monatlich ein kostenloses Webinar, also ein interaktives Seminar im Netz an. Die Themen richten sich an Eltern von Kindern in allen Lebensphasen. Dabei treffen sich Eltern monatlich zu einem Thema mit einer Elternbildungsexpertin in einem virtuellen Seminarraum im Internet. “Die Webinare bieten Informationen, Erfahrungsaustausch und die Möglichkeit, möglichst unkompliziert und rasch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für den eigenen Erziehungsalltag mitzunehmen”, so Lackner.