Von: mk
Bozen/Brixen – Christoph Kolumbus entdeckte Amerika, Captain Cook Australien und der bekannte Bozner Filmemacher Andreas Pichler den sechsten Kontinent. Darüber drehte er einen Film, der am 30. Jänner seine Premiere im Filmclub in Bozen feiert. Der sechste Kontinent befindet sich in Südtirol, genauer gesagt: im Haus der Solidarität in Brixen.
Im Haus der Solidarität am Rande von Brixen wohnen an die 50 Menschen zusammen, allerdings nicht unbedingt freiwillig, sondern sie alle verbindet eines: Sie sind Gestrandete unserer Gesellschaft, die als problematisch und oft auch als nicht erwünscht gelten. Obdachlos, krank, süchtig, arbeitslos, verfolgt, auf der Flucht. Erwin, der Ex-Alkoholiker, saß mal im Knast, Sumi findet Zuflucht vor ihrem Ex-Freund, der ihr nachstellt, Ousman, der politische Flüchtling aus Afrika oder Hatem, der durch die Wirtschafskrise kurzfristig auf der Straße gelandet ist. Im Haus der Solidarität finden diese Menschen ein temporäres Zuhause, bis sie wieder zurück in ein normales Leben können. Aber wie kann so ein vielfältiges Zusammenleben funktionieren? Auf experimentelle Weise und mit verblüffenden Lösungsansätzen wird ein Rahmen geschaffen, in dem die verschiedensten Menschen wieder Halt und Selbstständigkeit finden. Gegen eine kleine Miete wird das Haus mit Eigenverantwortung und Selbstorganisation bewohnt, jeder muss mit anpacken. Die Bewohner werden tagsüber von den zwei Sozialarbeiterinnen Kathi und Miriam, und von Alexander und Karl, zwei Quereinsteigern ohne soziale Ausbildung, aber mit großem Engagement, betreut. Dabei lebt das Haus der Solidarität von Spenden und gemeinnützigen Aktionen, ohne sich auf öffentliche Finanzierungen stützen zu wollen, damit die Unabhängigkeit bewahrt bleibt. Für Hatem ist dieser Lebensraum mit den unterschiedlichen Menschen und Kulturen zu einem eigenen, sechsten Kontinent der Erde geworden. Als jedoch der Umzug in ein neues Gebäude ansteht, ist die Zukunft für viele Bewohner auf einmal wieder ungewiss.
Der Regisseur Andreas Pichler (DAS VENEDIG PRINZIP, DAS SYSTEM MILCH) ist über einen längeren Zeitraum mehreren Geschichten und Schicksalen im Haus der Solidarität nachgegangen. Er zeichnet ein subtiles Porträt des vielfältigen, aber auch schwierigen Zusammenlebens und Arbeitens in einem sozialen Projekt, das utopische Züge hat und über ein anonymes Koexistieren hinausgeht.
Nach dem Film findet ein Podiumsgespräch mit der Landesrätin für Soziales, Martha Stocker, der Professorin für Sozialwissenschaften an der Universität Bozen Dr. Susanne Elsen, dem Protagonisten und Mitarbeiter des Hauses der Solidarität in Brixen, Karl Leiter und dem Regisseur des Films, Andreas Pichler, statt. Moderiert wird das Gespräch von Zeno Braitenberg.
Weitere Termine:
6. Februar, Filmclub Neumarkt (Ballhaus, 20.00 Uhr)
7. Februar, Filmclub Schlanders (Kulturhaus, 20.00 Uhr)
8. Februar, Filmclub Meran (Ariston Kino, 20.30 Uhr
9. Februar, Filmclub Sterzing (Stadttheater, 20.00 Uhr)
12. Februar, Filmclub Brixen (Forum, 20.00 Uhr)
15. Februar, Filmclub Bruneck (Kolpingsaal, 20.00 Uhr)