Dialekt kommt trotzdem zuerst

Deutschsprachige Südtiroler switchen eher um als italienischsprachige

Mittwoch, 14. August 2024 | 11:10 Uhr

Von: mk

Bozen – Die deutschsprachigen Südtiroler und Südtirolerinnen verwenden in ihren Gesprächen hauptsächlich den Dialekt. Dies geht aus der Erhebungswelle der probabilistischen Panelstudie des ASTAT, die im März 2024 durchgeführt wurde, hervor. Dabei wurde der Sprachgebrauch im privaten und beruflichen Umfeld analysiert.

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Die Prozentwerte reichen dabei von 75 Prozent bei Gesprächen mit Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen bis 96 Prozent mit den Geschwistern. Demgegenüber verwenden nur sehr wenige Personen überwiegend die deutsche Standardsprache.

Die Personen der italienischen Sprachgruppe sprechen hauptsächlich italienische Standardsprache. Ungefähr eine von sechs Personen verwendet mit Eltern und Geschwistern einen italienischen Dialekt.

Die ladinischsprachige Bevölkerung spricht in der Familie vorwiegend in ihrer Muttersprache. Am Arbeitsplatz überwiegt ebenfalls das Ladinische, aber es werden auch die italienische Standardsprache und der deutsche Dialekt gesprochen. Im Freundeskreis verwenden die meisten Ladiner und Ladinerinnen vor allem ihre Muttersprache, aber etwa eine von vier Personen den deutschen Dialekt.

Deutschsprachige Südtiroler wechseln eher in die Zweitsprache

Weitere Themen waren die Sprachverwendung im Kontakt mit Personen anderer Muttersprache und bei der Nutzung der sozialen Medien. Die Ergebnisse sind ähnlich wie jene der Erhebung von 2014: Der Anteil derjenigen, die sich bemühen, „die Sprache des Gegenübers“ zu sprechen, ist aber leicht gestiegen.

Welche Sprache wählt jemand, wenn er oder sie mit Personen spricht, die nicht die eigene Muttersprache sprechen? Die Antwort hängt von der eigenen Sprachgruppe ab. Die italienischsprachige Bevölkerung bevorzugt in 43 Prozent der Fälle, in der eigenen Muttersprache zu sprechen. Dies ziehen auch vier Prozent der Deutschsprachigen vor, aber so gut wie keine ladinischsprachige Person.

53 Prozent der ladinischsprachigen, 29 Prozent der deutschsprachigen und acht Prozent der italienischsprachigen Personen geben an, dass sie in der Sprache ihres Gegenübers sprechen. Unter den Deutschsprachigen verwenden 33 Prozent abwechselnd Deutsch und Italienisch. 39 Prozent der Ladiner und Ladinerinnen geben an, dass es für sie als Mehrsprachige kein Problem ist, mit anderssprachigen Personen zu kommunizieren.

Mehrere Gründe führen dazu, dass italienischsprachige Personen in Gesprächen mit anderssprachigen Personen in ihrer eigenen Muttersprache sprechen. Der häufigste Grund sind dabei schlechte Kenntnisse der anderen Sprache (63 Prozent).

Die Gründe, aus denen deutschsprachige Personen in der Sprache des anderssprachigen Gegenübers sprechen, sind ebenfalls vielfältig. Am häufigsten geschieht es deshalb, weil die Deutschsprachigen annehmen, die Sprache der anderen Personen besser zu beherrschen als diese die deutsche.

Bei den Angehörigen der ladinischen Sprachgruppe sind die Anteile derjenigen am höchsten, die täglich sowohl bei der Arbeit (77 Prozent) als auch im Privatleben (51 Prozent) eine andere Sprache als die Muttersprache verwenden. Es folgt die deutsche Sprachgruppe mit 51 bzw. 22 Prozent. Die niedrigsten Anteile verzeichnen die italienischsprachigen Personen mit 39 bzw. 15 Prozent.

Freundschaften

56 Prozent der deutschsprachigen Befragten geben an, dass sie nur oder fast ausschließlich mit ebenfalls deutschsprachigen Personen befreundet sind. Bei den Italienischsprachigen und vor allem bei den Ladinischsprachigen gibt die Mehrheit (58 bzw. 69 Prozent) an, Freundschaften zu Personen der anderen Sprachgruppen zu pflegen.

Sprachkenntnisse in Südtirol

Die Angehörigen der deutschen Sprachgruppe geben an, Italienisch insgesamt gut bis sehr gut zu verstehen, Ladinisch hingegen kaum.

Die italienischsprachigen Befragten beherrschen Deutsch nicht so gut wie die Deutschsprachigen Italienisch: Die Werte der sehr sprachkompetenten Personen reichen von elf Prozent im schriftlichen Bereich bis 31 Prozent beim Hörverständnis. Die ladinischsprachige Bevölkerung weist in allen drei Landessprachen sehr gute Sprachkenntnisse auf.

Allgemein zeigt sich, dass die Sprachkompetenz im mündlichen Bereich besser ist als im schriftlichen.

Dialekt für italienischsprachige Bevölkerung eine Herausforderung

Die italienischsprachige Bevölkerung hat hingegen Schwierigkeiten bei der Verwendung des deutschen Dialekts. 49 Prozent der Italienischsprachigen geben an, dass sie kein Wort Dialekt sprechen können. Beim Hörverständnis sieht es besser aus: 31 Prozent der Befragten verstehen zumindest den Kontext einer dialektalen Unterhaltung, wenngleich 30 Prozent angeben, wenig bis nichts in einem Dialektgespräch zu verstehen.

Die Ladiner und Ladinerinnen verstehen und sprechen den deutschen Dialekt hingegen sehr gut.

Die italienischsprachige Bevölkerung stört es am meisten, wenn ein Gespräch im deutschen Dialekt geführt wird (36 Prozent der italienischsprachigen Befragten stört es). Möglicherweise hängt dies mit den geringen Sprachkenntnissen zusammen. Die Ladinischsprachigen haben am wenigsten Probleme mit dem Dialekt (90 Prozent Nein-Antworten).

Südtiroler in den sozialen Medien

Bei der Nutzung der sozialen Medien wird, wie bei den anderen Massenmedien, hauptsächlich die eigene Muttersprache verwendet. Dabei zeigt sich, dass der deutsche Dialekt vor allem von den Deutschsprachigen, aber auch von den Ladinern und Ladinerinnen verwendet wird. Englisch kommt auch in diesem Zusammenhang in allen drei Sprachgruppen relativ häufig zum Einsatz.

Bezirk: Bozen

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