Von: mk
Bozen – Am 10. September 1919 wurde der Vertrag von Saint Germain unterzeichnet. Er besiegelte die Teilung Tirols und legte die Brennergrenze fest. Der Friedensvertrag mit Österreich und die Annexion Südtirols an Italien am 10. Oktober 1920 sind zentrale historische Ereignisse, die die Entwicklung Südtirols im 20. Jahrhundert geprägt haben. Aus Anlass dieses historischen Jahrestages bringt das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen eine Publikation heraus und wird im Herbst 2019 eine ganze Reihe von Veranstaltungen organisieren.
Zum hundertsten Jahrestag der Teilung Tirols sind gleich mehrere Beiträge des Zentrums für Regionalgeschichte der unibz geplant. Allen voran das von Oswald Überegger verfasste Überblickswerk „Im Schatten des Krieges. Geschichte Tirols 1918–1920“, in dem der Direktor des Kompetenzzentrums die politischen und militärischen Schlüsselereignisse dieser Umbruchsjahre vermittelt. Darüber hinaus geht es aber auch um die bisher in Forschung und Geschichtsvermittlung stark vernachlässigten sozialen, wirtschaftlichen und alltagsgeschichtlichen Entwicklungen dieser Jahre. Die im renommierten Schöningh-Verlag erscheinende Studie versucht, die Entwicklungen dieser Umbruchszeit in allen Teilen des historischen Tirol vergleichend darzustellen.
Neben dieser Publikation wird das Zentrum für Regionalgeschichte eine ganze Reihe von Veranstaltungen zum Thema anbieten. „Wir möchten diese zentralen Ereignisse der Tiroler Geschichte nicht nur wissenschaftlich aufarbeiten“, sagt Überegger, „sondern auch ein attraktives Bildungsprogramm für die gesamte Südtiroler Bevölkerung bieten.“ Das Herzstück bildet eine Vortragsreihe, die im kommenden Herbst die Bedeutung der Pariser Vororteverträge und im Speziellen die Situation ethnischer und nationaler Minderheiten in den Vordergrund rücken wird. Im Rahmen der Vortragsreihe zum Thema „Der Pariser Frieden 1919. Territoriale Neuordnung und Minderheitenprobleme“ werden zwischen Oktober 2019 und Januar 2020 renommierte internationale Historikerinnen und Historiker in Bozen zu Gast sein.
Vom 7. bis 8. November 2019 wird an der unibz schließlich eine große internationale Historikertagung unter dem Titel „Erinnerungsbilder und Gedächtniskonstruktionen. Das Erbe des Ersten Weltkriegs in Zentraleuropa (1918–1939)“stattfinden. Im Mittelpunkt der Tagung steht die Frage, wie der Erste Weltkrieg und die Friedensverträge im Europa der Zwischenkriegszeit gesehen und erinnert wurden. Die Tagung wird vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte gemeinsam mit den Universitäten Wien und Graz organisiert.
„Auch im Bereich der wissenschaftlichen Forschung stellt die Zeitenwende von 1919/20 im laufenden Jahr einen thematischen Schwerpunkt dar“, unterstreicht der Direktor des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte.“ Im Rahmen des von der Euregio Tirol finanzierten Projektes „Historegio“, das gemeinsam mit den Universitäten Innsbruck und Trient durchgeführt wird, arbeitet das Zentrum an einem Forschungsprojekt zum Thema „Italien, Südtirol und der Pariser Frieden 1919: Politische Positionen, diplomatische Strategien, gesellschaftliche Diskurse“. „Das Projekt möchte sich einerseits mit den konkreten Konzeptionen und Verhandlungsoptionen der italienischen politisch-diplomatischen Akteure – auch unter Hinzuziehung bisher nicht berücksichtigter Quellenbestände – beschäftigen“, sagt Oswald Überegger. Andererseits gehe es auch um die medialen und gesellschaftlichen Diskurse rund um die Südtirolfrage in der italienischen Öffentlichkeit.