Von: luk
Bozen – Auf ein nachhaltiges Er-fahren des Sellajochs im Sommer zielte das Projekt #dolomitesvives, und zwar mit positiven Ergebnis, wie ein Monitoring zeigt.
Der erste kleine gemeinsame und grenzüberschreitende Test zum nachhaltigen Er-Fahren der Dolomiten war erfolgreich. Die Ergebnisse des Monitorings zum Pilotprojekt #dolomitesvives (lebendige Dolomiten) haben die Umwelt- und Mobilitätslandesräte der Länder Südtirol und Trentino Richard Theiner, Florian Mussner und Mauro Gilmozzi sowie die Forscher der Europäischen Akademie Eurac Gerhard Vanzi und Anna Scuttari am 24. Oktober in Bozen im Detail vorgestellt.
Innovatives Monitoring
Mittwochs im Juli und August 2017 war das Sellajoch nur nachhaltig mit Öffis, Elektrofahrzeugen und Rädern oder für Fußgänger und Reiter erreichbar. Zugleich wurde ein lebendiges Kultur- und Kulinarik-Programm geboten. Wie sich die Passsperre auswirkte, hat die Eurac im Auftrag der Länder Südtirol und Trentino mit innovativen videoethnografischen Methoden untersucht. 400 Personen wurden mit Fragebögen interviewt und 30 Videointerviews geführt sowie rund 2000 Fotos gemacht.
Viel Zustimmung für Veranstaltungen
Im Durchschnitt gab es laut Scuttari an den Projekttagen 2600 Besucher auf dem Sellajoch und etwa 380 Teilnehmer im Durchschnitt bei den Veranstaltungen. Besonders beliebt waren dabei die Musikevents. 97 Prozent der Befragten waren mit den Veranstaltungen und dem Projekt sehr zufrieden. 67 Prozent der Befragten befürworteten die Ausdehnung der Initiative #dolomitesvives auf andere Pässe.
Pass als Erholungsort erlebt
Elf Kilometer Straße waren gesperrt. Eine Verkehrsverlagerung auf andere Pässe hat nur gering stattgefunden, zeigen die Erhebungen. 50 Prozent der Befragten gaben an, die öffentlichen Bussen genutzt zu haben. Die Öffis wurden durchgehend bestens bewertet. „Der Pass wurde verstärkt als Erholungsort nicht mehr als Straße wahrgenommen und die Aufenthaltsdauer der Besucher hat sich verlängert“, berichtete Vanzi. Verbesserungsbedarf gibt es bei der Information und bei den Sperrpunkten. Einige der befragten Wirtschaftstreibenden vor Ort beklagten Verluste. Andere aber bewerteten das Konzept als innovativ und wollten Vorschläge dazu machen.
Weg weitergehen
„Wir können feststellen, dass die Dolomitengegend von der Schließung des Sellajochs profitiert hat, weil es in Summe weniger Verkehr und wie die Messungen des Landesamts für Luft und Lärm zeigen, auch um die Hälfte weniger Lärm gegeben hat “, unterstrich Theiner. „Wenn wir zudem sehen, dass zwei Drittel der Gäste eine Ausdehnung der Fahrbeschränkung auf den Dolomitenpässen begrüßen, sollte es eine Fortsetzung geben“, sagte Theiner. In diesem Sinne habe auch die Arbeitsgruppe, die sich am 24. Oktober getroffen hat, den Auftrag bekommen, weitere Maßnahmen auszuarbeiten, damit das Projekt noch besser umgesetzt werden könne, erklärte Theiner.
Öffis oft und gern genutzt
„Unser eigens ausgearbeitetes Mobilitätskonzept mit mehr öffentlichen Verkehrsmitteln mit möglichst hoher Frequenz hat sich gelohnt, denn 50 Prozent der befragten Pass-Besucher haben das Bus-Angebot genutzt und fast alle haben es positiv bewertet“, freute sich Mobilitätslandesrat Mussner. Er verwies auf den Anstieg der Nutzerzahlen der Öffis allein am Sellajoch um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. 2018 könnte das Einzugsgebiet weiter ausgedehnt werden und vor allem sollten die Aufstiegsanlagen verstärkt eingebunden werden und noch mehr Absprachen mit den Menschen vor Ort erfolgen, meinte Mussner.
Gemeinsam weiterarbeiten
Erstmals würden so viele Organisationen gemeinsam und grenzüberschreitend an Lösungen für die Mobilität in diesem sensiblen Gebiet und jeder bringe seine Kompetenzen ein, hob Gilmozzi hervor. Er unterstrich, dass es eine Änderung der Mobilitätskultur brauche, dass Mobilität nachhaltig gedacht und gelebt werden müsse. Um zu einer win-win-Situation für alle zu kommen, sollten die Wirtschaftstreibenden noch mehr eingebunden werden, meinte er. Auch auf anderen Pässen sollte es Eingriffe geben und ein Dialog mit dem Veneto sollte gesucht werden, erklärte Gilmozzi.
Alle drei Landesräte zeigten sich überzeugt, dass ein nachhaltiges Er-Fahren der Dolomiten eine große Chance nicht nur für die Lebensqualität der Menschen und die Natur, sondern auch für den Tourismus sei.