Von: bba
Bozen – Was tun mit einem geschichtsträchtigen Bauernhof, bei dem der Wind durch die Fugen pfeift, der Regen durchs Dach tropft, den Mauern die Lasten der vergangenen Jahre anzusehen sind und ein Abriss und Neubau eigentlich am vernünftigsten – und oft am günstigsten – wäre? Die Stiftung Steinkeller hat diese Problematik erkannt und fördert seit 2006 die Sanierung solcher Höfe: 2019 erhielten bereits vier Familien Förderbeiträge.
Wohlig warm, heimelig, sicher und geschützt vor jeweiligen Wetter-Schwankungen – so stellt sich wohl jeder sein Zuhause vor. Wer allerdings in einem jahrhundertealten Bauernhof wohnt, weiß, dass dies nicht immer so ist. Eine Sanierung ist oft sehr komplex und in jedem Fall sehr kostenintensiv – es braucht Entschlossenheit, Ausdauer, Mut und viel Leidenschaft, um sich für den Erhalt des Alten zu entscheiden.
Seit 2006 greift die Stiftung Steinkeller genau in solchen Fällen helfend unter die Arme. Präsident Siegfried Brugger stellt jährlich bei der Bauernbund-Jahresversammlung ein Förderprojekt vor – doch in manchen Jahren, je nach Ertragslage der Stiftung, können mehrere Förderbeiträge ausgeschüttet werden. So auch 2019.
Gelegenheit dazu fanden die Verantwortlichen vor kurzem bei einem Treffen am Bauernhof von Familie Pupp in Villanders: Sie hat den historischen Ansitz Gravetsch vorbildlich saniert und war dafür im Vorjahr von der Stiftung Steinkeller mit einem Förderbeitrag bedacht worden. „Schloss Gravetsch ist schon seit Jahrhunderten ein Wahrzeichen von Villanders. Mit der Sanierung ist es Familie Pupp gelungen, den Hof nicht nur in seiner historischen Form zu belassen, sondern ein Beispiel für bäuerliche Baukultur und Südtiroler Eigenart zu erhalten. Dieses Projekt haben wir sehr gerne unterstützt“, freut sich Siegfried Brugger, Präsident des Stiftungsrates.
Zeitgleich nutzten die Vertreter der Stiftung dieses Treffen, um weiteren drei Familien bzw. Höfen Förderbeiträge auszuzahlen: Friedrich Ebner – Huber in Flitt (Lüsen), Hannes Pöhl – Dorfmeisterhof und Suppanturm (Untermais) und Paul Obwexer – Gallreid (St. Magdalena Villnöss). Alle drei Höfe sind entweder denkmalgeschützt oder haben eine besondere kulturelle Bedeutung. Die jahrhundertealten Höfe wiesen statische Schäden auf, die das Wohnen nicht nur ungemütlich, sondern teilweise unmöglich gemacht haben. Die Schäden wurden bei allen drei Höfen nach und nach behoben. Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, den historischen Originalzustand zu erhalten oder wiederherzustellen. Sanierungen von historischen und denkmalgeschützten Gebäuden sind kostspielig und für die Bewohner allein zum Teil nur schwer machbar. Ein Abriss und Neubau sind vielfach kostengünstiger und hätten daher auch ihren Reiz. Dies hätte im Umkehrschluss zur Folge, dass Teile der Südtiroler Kulturlandschaft verloren gehen würden. Die Stiftung Steinkeller unterstützt die Bauernfamilien in ihrem Bemühen, die historische Bausubstanz zu erhalten, indem sie die Sanierung solcher Bauernhöfe mitfinanziert. Dadurch rettet die Stiftung prägende Merkmale der bäuerlichen Baukultur und hält gleichzeitig eine Kultur lebendig, welche eng mit dem Lebensraum verbunden ist.
Seit der Gründung 2006 förderte die Stiftung Steinkeller insgesamt 21 Projekte, die sich über ganz Südtirol verteilen. Die Sanierungsarbeiten werden genauestens dokumentiert und bei ausgewählten Gelegenheiten sowie auf der Website der Stiftung vorgestellt.
Benannt ist die Stiftung nach Dr. Viktoria Steinkeller. Aus der Bozner Obsthändlerfamilie Steinkeller entstammend und selbst kinderlos, verfügte sie mit ihren fast hundert Jahren, dass mit ihrem Erbe sanierungsbedürftige und historische Bauernhöfe Südtirols unterstützt werden sollen.