Vorbild auch für heute, sich "den Götzen seiner Zeit entgegenzustellen"

NS-Opfer Mayr-Nusser in Bozen seliggesprochen

Samstag, 18. März 2017 | 11:42 Uhr
Update

Bozen – Südtirol hat heute einen neuen Seligen erhalten. Der wegen seines Widerstands gegen den Nationalsozialismus zum Tode verurteilte Südtiroler Josef Mayr-Nusser (1910-1945) ist in Bozen zum Seligen der katholischen Kirche erklärt worden. Der Präfekt der römischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, würdigte ihn bei einem Festgottesdienst am Samstagvormittag im Bozener Dom als “Märtyrer des Glaubens in der dunklen Zeit der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs”.

Der aus Bozen stammende Mayr-Nusser war nach dem deutschen Einmarsch 1944 zum Dienst bei der Waffen-SS eingezogen worden. Wegen seiner Weigerung, den SS-Eid abzulegen, wurde er zum Tod verurteilt. Auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau starb er am 24. Februar 1945 an den Folgen der Misshandlungen und der Entkräftung während seiner Haft.

Der feierliche Gottesdienst zur Seligsprechung hat um 10.00 Uhr im Bozner Dom begonnen. Hunderte Gläubige nahmen wie erwartet teil.

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An der Festmesse nahmen neben Amato als dem Gesandten des Papstes auch Diözesanbischof Ivo Muser und zehn weitere Bischöfe und 160 Priester teil.

Für die Diözese ist es ein Tag der Freude. So auch für Don Josef Innerhofer, der sich jahrelang für die Seligsprechung von Mayr-Nusser eingesetzt hat. Er hofft, dass sie nicht ein Ende, sondern ein Anfang ist.

Höhepunkt der Zeremonie war die Verlesung der offiziellen Urkunde von Papst Franziskus zur Seligsprechung durch Kardinal Amato. Der Text ist in Lateinisch gehalten und bezieht sich unter anderem auf den Familienvater und Märtyrer Mayr-Nusser. Der Papst hat in seiner Seligsprechungsurkunde festgelegt, dass der Gedenktag für Josef Mayr-Nusser der 3. Oktober ist, der jetzt jedes Jahr gefeiert wird.

Amato hob die Aktualität des Vorbilds Mayr-Nussers hervor, sich “den Götzen seiner Zeit entgegenzustellen”. Christen seien heute die am stärksten verfolgte Religionsgemeinschaft weltweit, so der Kardinal laut dem “Kathpress” vorliegenden Predigtskript. Das Christentum sei Hass, Verfolgung und Widerspruch ausgesetzt; das Evangelium werde verspottet, Gläubige ausgegrenzt und das christliche Auffassungen über Mann und Frau, Ehe, Leben und Tod lächerlich gemacht. Amato sprach von einer “tödlichen Umzingelung”. Personen wie Mayr-Nusser erinnerten hingegen an den “auch humanen Wert der christlichen Tugenden”.

Auch sein Sohn: Sohn Albert Mayr ist davon überzeugt: Mayr-Nusser war ein Märtyrer des Gewissens, er hatte sich gegen die Verbrechen des NS-Regimes gestellt und damit ist er auch heute noch ein Vorbild.

Neben den Gläubigen waren auch zahlreiche kirchliche Vereine und Verbände im Dom versammelt.

Aus Österreich waren Leser der Innsbrucker Kirchenzeitung “Tiroler Sonntag” unter der Führung von Diözesanadministrator Bürgler angereist, weiters eine 30-köpfige Delegation von Pax Christi Österreich.

SVP-Obmann Achammer: “Josef Mayr-Nusser ist Vorbild”

SVP-Obmann Philipp Achammer anlässlich der heutigen Seligsprechung von Josef Mayr-Nusser im Dom zu Bozen: “Der Selige Josef Mayr-Nusser ist heute mehr denn je ein Vorbild, durch das, wofür er bis zuletzt eingestanden ist, das Zeugnis für den christlichen Glauben und die Ablehnung von menschenverachtendem Gedankengut.”

“Gerade in einer Zeit, in der Aus- und Abgrenzung allzu sehr wieder präsent sind, ist diese Seligsprechung ein wichtiges Signal”, so der SVP-Obmann, “ein Signal für Solidarität und für Menschenwürde, aber auch gegen jegliches extremes Gedankengut.” Genauso sei der Selige Josef Mayr-Nusser für Südtirol eine Gelegenheit zur weiteren Aufarbeitung der Geschichte.

Die heutige Seligsprechung im Dom zu Bozen habe die Nähe der Diözese zum Seligen Josef Mayr-Nusser zum Ausdruck gebracht. Es gelte nun die Botschaft Mayr-Nussers weiterzutragen: “Insbesondere die Werte, die der Selige verkörpert, Menschlichkeit und Zivilcourage. Und die deutliche Ablehnung gegenüber all jenen Ideologien, die der Menschheit Hass, Unheil und Krieg gebracht haben.”

Von: luk

Bezirk: Bozen