Von: ka
Bozen – Am 12. Juli 2023 erreichte uns die traurige Nachricht, dass Dr. Bruno Hosp uns für immer verlassen hat. Er wurde Opfer eines Herzinfarktes.
Am 22. April 2023 hatte noch ich mit Dr. Bruno Hosp die 58. Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes besucht. Er saß während der Veranstaltung an meiner Seite.
Dr. Bruno Hosp wurde am 21.Oktober 1938 in Klobenstein am Ritten, Südtirol, geboren. Er maturierte in Meran und wurde zum 1967 zum Dr. rer. pol. in Wien mit einer Dissertation über „Die Rolle des italienischen Verfassungsgerichtshofes in der Erfüllung des Pariser Südtirol-Abkommens“ promoviert. Sein „Doktorvater“ war der berühmte Univ. Prof. Dr. Felix Ermacora. Er war 1958 Gründungsmitglied der Schützenkompanie Peter-Mayr-Ritten und wurde später mit dem Range eines Ehrenmajors des Südtiroler Schützenbundes ausgezeichnet.
Bereits in seiner Schulzeit war der junge Hosp an handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Neofaschisten beteiligt und wurde in der Folge „unsanften Polizeiverhören“ unterzogen, wie er berichtete.
Im August 1957 lernte der Student Bruno Hosp seine Freunde Luis Amplatz und Sepp Kerschbaumer, den Gründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“, kennen. So entstand am Ritten eine eigene BAS-Gruppe, der Bruno Hosp angehörte.
Am 27. November 1957 fand die große Südtiroler Volkskundgebung auf Schloss Sigmundskron statt. Darüber hat Bruno Hosp später in einem Interview berichtet: „Damals war ich mit meiner ganzen Meraner Maturaklasse, ohne Ausnahme, mit einem großen Spruchband was wir in der Nacht vorher selber konstruiert hatten, aus zwei Leintuchfetzen die wir aneinander genäht haben, mit der Aufschrift „Tirol den Tirolern – Weniger Worte, mehr Taten“. Mit dem sind wir aufmarschiert. Ich hatte mich natürlich auch mit Luis Amplatz besprochen und mit Sepp Kerschbaumer und verschiedenen Freunden aus Gries und Bozen.“ (Zeitzeugengespräch mit Bruno Hosp von Dr. Franz J. Haller, Meran)
Der BAS-Gründer Sepp Kerschbaumer brachte Tiroler Fahnen zur BAS-Gruppe rund um den Studenten Bruno Hosp und dieser berichtete darüber später: „Und wir haben dann auch Fahnen gehisst. Wir hatten dann unsere Freude daran, wie man mit diesen Fahnen umgegangen ist. Beispielsweise im Jahr 1960 kann ich mich gut erinnern, am Fronleichnamstag, haben wir eine Fahne am Prozessionsweg zwischen Lengmoos und Klobenstein auf eine hohe Lärche hinauf gebracht und eben dort gehisst. Während des Prozessionszugs waren die Carabinieri dabei, diese Fahne herunterzunehmen. Es ist ihnen fast nicht gelungen. Wir haben dann am Herz-Jesu-Sonntag wieder eine Fahne gehisst. Aber da haben wir eine Lärche genommen und haben dann die ersten zehn Meter hinauf alle Äste beim Heruntergehen eingesägt. Das war dann wirklich ein Schauspiel, denn während der ganzen Nachmittagsprozession am Herz-Jesu-Sonntag waren da drei Carabinieri beschäftigt Ast für Ast hinaufzuklettern und immer wieder ist ein Ast gebrochen. Und erst am nächsten Tag mit Hilfe eines italienischen Burschen des Dorfes und zweier Holzarbeiter, war es ihnen dann gelungen die Fahne einzuholen. Amplatz hat uns dafür sehr gelobt.“
1960 wurde die Gruppe um Bruno Hosp mit Sprengstoff ausgestattet. Darüber berichtete Hosp im Interview jedoch nichts Näheres, sondern erklärte nur sehr allgemein: „Natürlich, es wurden Waffen und Sprengstoff gesammelt, es wurden in Südtirol Lager angelegt, es wurden Zellen gegründet. Es wurde kurzum etwas vorbereitet, das die Weltöffentlichkeit auf das Unrecht das den Südtirolern geschehen ist, aufmerksam machen sollte. Das ist dann auch gelungen in der Herz-Jesu Nacht im Jahre 1961.“ (Zeitzeugengespräch mit Bruno Hosp von Dr. Franz J. Haller, Meran)
Als die Freiheitskämpfer Luis Amplatz und Georg Klotz nach Österreich fliehen mussten, kümmerte sich der in Wien studierende Bruno Hosp in aufopfernder Weise um sie, besorgte Unterkunft, Unterstützung und Arbeit sowie anwaltliche Beratung durch den berühmten Rechtsanwalt Dr. Stern, welcher kein Honorar verlangte.
Nach seinem vollendeten Studium betätigte sich Dr. Bruno Hosp als Lehrer; Rundfunk- und Fernsehpublizist. Er machte sich um den Aufbau des Südtiroler Schützenwesens sehr verdient und wurde zum Ehrenmajor ernannt.
Als SVP-Politiker vergaß und verriet er niemals seine Grundsätze. Er trat als Bürgermeister der Gemeinde Ritten, als Generalsekretär der Südtiroler Volkspartei (SVP), als Landtagsabgeordneter und Kulturlandesrat sowie als Vorsitzender des SVP-Clubs der Altmandatare stets und unermüdlich für die volkstumspolitischen Anliegen seiner Heimat ein.
Auf der SVP-Landesversammlung des Jahres 1975 forderte Dr. Bruno Hosp die öffentliche Würdigung der Südtiroler Freiheitskämpfer durch die SVP, „um diesen Männern ihr Ansehen zurückzugeben und sie, die kompromisslose Hingabe an die Heimat gezeigt haben, zu rehabilitieren.“
Auf der SVP-Landesversammlung von 1982 wiederholte Dr. Hosp diese Forderung und betonte, „dass ein Eintreten für die Männer eine Geste der humanitären Gerechtigkeit wäre, deren sich niemand zu schämen hätte.“ Hosp forderte die SVP auf, sich für die Begnadigung der im Exil lebenden Freiheitskämpfer durch den italienischen Staatspräsidenten einzusetzen.
Das Anliegen der Aufhebung dieser menschenrechtswidrigen Abwesenheitsurteile vertrat Dr. Bruno Hosp auch in den kommenden Jahren immer wieder in enger und guter Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Freiheitskämpfer Univ. Prof. Dr. Erhard Hartung. Er setzte sich auch für die in Bozen entstehende BAS-Ausstellung ein.
Es könnten noch viele weiteren Beispiele für die Haltung und den Einsatz von Dr. Bruno Hosp angeführt werden.
Wir trauern um einen großen und treuen Sohn unserer Heimat und hoffen, dass sein Wirken nachfolgenden Generationen als Vorbild dienen möge.