Auch die Makrelen können ihren Spaß nicht verhehlen

“Eine Nacht in Venedig”: Strauss vs. Batman

Sonntag, 26. Oktober 2025 | 10:21 Uhr

Von: apa

Exakt am Tag des 200. Geburtstags von Johann Strauss feierte die Volksoper Wien am Samstag erneut “Eine Nacht in Venedig”. Dem Jubiläum gebührend führt das Haus die Operette des Walzerkönigs in der Wiener Originalfassung auf – nicht in der überarbeiteten Version von 1923. Gänzlich anders jedoch die Inszenierung: Regisseurin Nina Spijkers versucht, die amouröse Komödie mit subversiven Charakteren und knalligen Kostümen in die Moderne zu holen.

In der für das Gondellied und den Lagunenwalzer bekannten Operette kommt es während des Karnevals einmal mehr zu Irrungen und Wirrungen, nachdem mehrere umgarnte Damen unter den Kostümen ihre Rollen tauschen. Allerdings ist Frauenheld Herzog Guido (Lucian Krasznec) diesmal ein nervöses Wrack, während die Damen öfter die Hose anhaben. Und Barbara (Ulrike Steinsky), Objekt der Begierde, hat nun Affären mit viel jüngeren Männern.

Flotte Gags im Musiktheater

Zwar bleibt das Setting historisch, aber die Neufassung gibt sich zeitgenössisch. Das bedeutet viel Ironie und gelegentlich kleine Spitzen gegen aktuelle Denkströmungen, seien es Fans von glutenfreien Nudeln oder – wenig subtil – politische Polterer (“Make Venice Great Again”). Zu den Stücken unter der Leitung von Dirigent Alexander Joel bewegen sich dann thematisch passend etwa riesige Meeresfrüchte bei “Frutti di Mare” oder anderes Gemüse beim Kochduett.

Nicht alle Gags waren bei der Premiere Schenkelklopfer, aber sie zündeten immerhin fast immer. Das ist dem Cast zu verdanken, denn auch die Sänger zeigen gute komödiantische Mimik und Timing. Wobei besonders die tollpatschigen Nebenfiguren viel vom Humor tragen, etwa die exzentrischen Untertanen Ciboletta (Juliette Khalil) und Pappacoda (Jakob Semotan) oder der Lakai Caramello (David Kerber) und der gierige Senator Delaqua (Marco Di Sapia).

Verpatzte Halloweenparty

Nur der große Meta-Gag verfehlt das Ziel. Der Karneval ist zum Faschingsfest beziehungsweise zu einer Halloween-Party ausgeartet. Wird zu Beginn noch in barocken Puderkleidern getanzt und gesungen, verkleiden sich die Figuren nach dem ersten Akt als Superhelden und TV-Figuren. Während der Nummern mit großen Gruppen gibt es dann einen Querschnitt durch die Popkultur, von Batman und Harry Potter bis Gene Simmons und Borat.

Diese Art Referenzhumor ist aber durch das internationale Kulturangebot bereits überreizt, und “Eine Nacht in Venedig” hält wenig dagegen. Zumal fraglich ist, ob das Stück seine Zielgruppe erreicht, wenn etwa Super Mario mit Videospielsounds zur Musik von Strauss über die Bühne hüpft. Zudem ergeben die knallbunten Kostüme im minimalistischen Bühnenbild kein wirklich harmonisches Gesamtbild. Wie ein Bilderbuch sollen die Requisiten die Fantasie anregen, aber klinisches Weiß und pappeartige Kanten wirken hier eher trist.

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