Ausstellung auf Schloss Tirol

Elisabeth Frei – Was kriegt der Bauer?

Samstag, 05. Juli 2025 | 09:23 Uhr

Von: mk

Dorf Tirol – Elisabeth Frei beleuchtet in ihrer heute eröffneten Ausstellung auf Schloss Tirol kritisch die Probleme der modernen Landwirtschaft in Südtirol wie etwa Umweltzerstörung oder patriarchale Strukturen. Die Schau ist ein Aufruf zur ehrlichen Auseinandersetzung jenseits von Schönfärberei. Zu sehen bis 9. November.

Elisabeth Frei lebt in Lajen und kennt die bäuerliche Realität aus eigener Erfahrung. In ihrer Kunst verarbeitet sie lokale Symbole wie den blauen Schurz stets mit kritischem und ironischem Blick. In der heute eröffneten Ausstellung „Elisabeth Frei. Was kriegt der Bauer?“ auf Schloss Tirol, dem Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte, thematisiert sie eine Welt, in der das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur verloren gegangen ist. Ihre Werke zeigen keine idealisierte Bauernwelt, sondern die drängenden Probleme der modernen Landwirtschaft – von Monokulturen über Gülle und Glyphosat bis hin zum Verlust der Artenvielfalt. Ein Beispiel dafür ist die im obersten Schlossraum ausgestellte „Black_Lady“: ein schwarzer Apfel, der an die bekannte Sorte „Pink Lady“ erinnert, jedoch aus alten Hagelnetzen gefertigt ist und so industrielle Kontrolle symbolisiert.

Statt mit Farben arbeitet Frei vorwiegend mit Naturmaterialien wie Totholz, Pilzen und Erde. Sie vergräbt Zeichnungen im Waldboden, die nach mehreren Monaten verändert wieder auftauchen – als kämen sie aus einer anderen Zeit. Damit macht sie sichtbar: Natur existiert noch, doch sie ist bedroht.

Ihre Bilder reflektieren patriarchale Strukturen (nur 15 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe werden von Frauen geführt, was nicht einmal halb so viel ist wie der italienische Durchschnitt von 31 Prozent). Gleichzeitig zeigen sie überdüngte Wiesen, auf denen keine Blumen mehr blühen, und die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft.

Die Ausstellung zeichnet das Bild einer stagnierenden Zunft, die an Traditionen festhält, während junge, nachhaltige Landwirtinnen und Landwirte neue Wege beschreiten, oft trotz großer Widerstände. Südtirol ist weltbekannt für seine Apfel- und Weinwirtschaft, doch die Landwirtschaft trägt erheblich zum Klimawandel bei. Viele Betriebe kämpfen zudem mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten: Zwei Drittel können ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft nicht alleine bestreiten und sind auf Zu- und Nebenerwerb angewiesen – häufig mit „Urlaub auf dem Bauernhof“. Freis Kunst setzt sich auch mit der Macht der Bauernlobby und den Herausforderungen des regionalen Klimaschutzes auseinander.

Die Künstlerin verwendet zudem Abfallprodukte aus Druckereien sowie ausgediente Aluminium-Druckplatten aus dem Offsetdruck, die die Geschichte Südtirols dokumentieren. Das Übermalte und Überklebte – ihre Beobachtungen des Hier und Jetzt – verbindet sie mit Vergangenem in Bild und Schrift. Diese vielschichtigen Ebenen wirken rätselhaft und schaffen bewusst Verwirrung.

Die Ausstellung ist ein kritischer Spiegel, der zwischen Tradition, Moderne, Krise und Hoffnung vermittelt – ein Aufruf zur ehrlichen Auseinandersetzung jenseits von Schönfärberei. Sie ergänzt zudem die laufende Ausstellung „Bauern Power. Handwerk. List und Lebenskunst“ auf Schloss Tirol, die die kulturhistorischen Errungenschaften des Bauernstandes würdigt. Elisabeth Frei bringt damit eine wichtige, nachdenkliche Perspektive ein. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 9. November.

Infos: www.schlosstirol.it

Bezirk: Burggrafenamt

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