Von: luk
Bozen – Am 16. und 17. Oktober finden in ganz Italien bereits zum 10. Mal die FAI-Herbsttage statt. Die Veranstaltung wird von den FAI-Jugendgruppen organisiert, um ein Bewusstsein für den kulturellen Reichtum in Italien zu schaffen und gleichzeitig Spenden für die Tätigkeit des FAI zu sammeln. In Bozen gibt es an diesem Wochenende gleich mehrere Möglichkeiten, besondere Kulturschätze der Stadt näher zu betrachten. Bei zwei geführten Spaziergängen durch das Stadtzentrum stehen die sakralen und profanen Fassadenmalereien der Stadthäuser im Mittelpunkt. Außerdem bietet sich die Möglichkeit eines der ältesten und vor kurzem umfassend restaurierten Gebäude der Stadt, das Waaghaus, mit einer Führung zu besichtigen.
Zwei geführte Spaziergänge führen durch das eigentlich gut bekannte Stadtzentrum von Bozen. Doch in der Hektik des Alltags bleibt oft wenig Zeit, die Besonderheiten der einzelnen Gebäude in Ruhe zu betrachten. „Wir gehen beinahe täglich an diesen Häusern des Stadtzentrums vorbei, aber wir kennen die Gebäude kaum. Erst wenn wir unseren Kopf nach oben richten, entdecken wir ein Bozen – urbs picta, das uns unerwartete Geschichten erzählt und uns einen Querschnitt durch das mittelalterliche Stadtleben gibt, das wir aus den Geschichtsbüchern kennen und das immer noch sehr präsent ist“, erklärt Carlo Trentini, Präsident des FAI Südtirol.
Als Abfolge von sakralen und profanen Bildern, Geschichten von Heiligen und Helden, aber auch Darstellungen von wirtschaftlichem Treiben und alten Berufen erzählen die Malereien vom Leben in einer kleinen Stadt, deren Wohlstand von Handel und Wein geprägt war. Ein altes Sprichwort sagt: „Wie Venedig auf dem Wasser ruht, so ruht Bozen auf dem Wein“. Davon zeugen die zahlreichen Darstellungen des Heiligen Urban, der von den verschiedensten Häuserfassaden auf die Straßen blickt.
Bekannte und weniger bekannte Künstler haben die großen und kleinen Werke, die die Häuser der Stadt schmücken vom 14. Jahrhundert bis heute geschaffen. Jede Epoche hat wichtige Spuren hinterlassen, wie die Gotik des Bozner Doms, die Renaissance-Dekorationen der Gebäude in der Dr. Streiter- und der Silbergasse, das Barock und Rokoko des 18. Jahrhunderts in der Mustergasse, die Werke der Familie Stolz aus der Jahrhundertwende und schließlich die zeitgenössischen Werke von R.M. Complojer, H. Gschwendt und dem venezianischen Künstler V. Eulisse
„Durch das Waaghaus hingegen führen die Schülerinnen und Schüler des klassischen Gymnasiums “G. Carducci” unter der Leitung von Prof. Alessandra Braccili“, erklärt Mirko Frainer, Leiter der Bozner Fai-Delegation. „In Wahrheit hatten wir die Führung durch das Waaghaus bereits für die FAI Frühlingstage 2020 geplant, die aber wegen der Pandemie verschoben werden mussten. Jetzt bieten wir den Interessierten die Gelegenheit, diesen Besuch nachzuholen“, erklärt die Referentin der FAI-Jugendgruppe Federica Cassarà. Die Öffnung des Waaghauses wird der kürzlich verstorbenen Restauratorin und Freundin des FAI, Verena Mumelter gewidmet.
Das Waaghaus am Kornplatz, dem eigentlichen historischen Kern der Stadt, ist eines der bedeutendsten und ältesten Gebäude Bozens.
Das Gebäude wurde 2009 von der Stiftung der Sparkasse Bozen erworben und nach einer langen und umfassenden Restaurierung zu einem offenen und dynamischen Ort der Begegnung, der verschiedene kulturelle Aktivitäten und Dienstleistungen sowie Institutionen und Vereine wie die Euregio und die Genossenschaft „Weigh Station“ beherbergt.