Von: luk
Bozen – Fast 1000 Menschen haben den Europäischen Tag des Denkmals genutzt, um ausgewählte Denkmäler Südtirols mit fachkundigen Führungen zu besichtigen.
Großes Interesse fanden die Führungen beim diesjährigen Europäischen Tag des Denkmals am 16. Oktober unter dem Motto „Gemeinsam Kulturgüter“.
Besichtigt werden konnten der Thalhofer in Untereben bei Brixen (rund 200 Besucher), das Südtiroler Kinderdorf ( rund 100 Besucher), die Restaurierung des Habsburger-Stammbaumes in der Brixner Hofburg ( rund 120 Besucher), der Peza-Hof in St. Jakob bei St. Ulrich ( rund 350 Besucher) und eine Ausstellung im Depot des Landesamts für Bodendenkmäler in Frangart (rund 100 Besucher).
Der am Westhang von Brixen gelegene Thalhofer, ein ehemals zur Grundherrschaft des Brixner Domkapitels gehöriger Einhof, beeindruckte mit seinen Kellergewölben, den Stuben und dem repräsentativen Mittelsaal mit den jüngst entdeckten Wappenmalereien aus der Zeit des späten 16. Jhs. Die Besucher kamen auch vom nahegelegenen Wanderweg und interessierten sich besonders für die Ausführungen zur Baugeschichte und Restaurierung des Hofes, der heute im Besitz des Südtiroler Kinderdorfes ist und als Therapie- und Seminarzentrum genutzt wird. Die Mitarbeiter des Landesamtes für Bau- und Kunstdenkmäler (Direktorin Waltraud Kofler Engl, Hildegard Thurner, Heidrun Schroffenegger, Luigi Scolari) führten durch den Hof. Im nahen, von Othmar Barth in den Jahren 1956 bis 1963 erbauten Südtiroler Kinderdorf, führten Verena Haid und Rosa Sigmund (Landesamt für Bau- und Kunstdenkmäler) durch das Familienhaus „Silbernagl“ und die Kapelle. Dort faszinierte die Besucher vor allem das dem Kinderdorf zugrundeliegende pädagogische Konzept. Othmar Barth (1927-2010) gilt als der wichtigste Südtiroler Architekt der Nachkriegsmoderne.
Im Innenhof der Brixner Hofburg drehte sich alles um den Habsburger-Zyklus von Hans Reichle. Museumsdirektor Dr. Johann Kronbichler führte in die Geschichte der Terrakotta-Figuren ein, Restaurator Stefan Wörz erklärte die notwendig gewordenen Restaurierungsmaßnahmen, welche von der Messerschmitt Stiftung München finanziert werden, und beantwortete die Fragen zu deren technischen Ausführung.
Das Museum Gherdëina veranstaltete hauskundliche Führungen im Peza-Hof in St. Jakob bei St. Ulrich, einem der ältesten Bauernhöfe Grödens mit einer Kelleranlage aus der Mitte des 13. Jh. und somit einem einmaligen Zeugnis bäuerlicher Bau- und Wohnkultur. Dort gab es den größten Besucherandrang.
Südtirol wurde von drei römischen Straßen durchquert – die Via Claudia Augusta verband den oberitalienischen Raum über das Etschtal mit der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum (Augsburg) – weitere Straßen verliefen durch das Eisacktal sowie durch das Pustertal und bildeten Grundlage für Handel, Wirtschaft und die Verbreitung römischer Kultur. Am Europäischen Denkmaltag war deshalb unter der Leitung der Direktorin des Landesamtes für Bodendenkmäler Catrin Marzoli auch dem Thema Römischen Straße eine Ausstellung beim Fundarchiv des Amtes für Bodendenkmäler in Frangart gewidmet.
Der Europäische Tag des Denkmals ist eine kulturelle Initiative des Europarates, die von der Europäischen Union 1991 ins Leben gerufen wurde. Der Europarat empfiehlt die Veranstaltung alseuropäisches Fest für Denkmalpflege, das bei einem breiten Publikum das Interesse an Kulturgütern in all ihrer Vielfalt fördern soll. In Südtirol wurde der Europäische Tag des Denkmals erstmals im Jahr 2005 veranstaltet. Seither findet die Initiative jährlich zu einem ausgewählten Thema statt.