Von: luk
Brixen – 112 Priester, 76 aus der Diözese Bozen-Brixen und 36 aus der Diözese Innsbruck, gehören zur Priestervereinigung „Foedus Sacerdotale“. Die Priestergemeinschaft hat heute (6. August 2024) in Brixen ihr Titularfest gefeiert und dabei einen Schwerpunkt auf das Gedenken an den von den Nationalsozialisten ermordeten Pater Franz Reinisch gelegt. P. Reinisch, ein Widerstandskämpfer und Märtyrer des Gewissens, wurde 1942 hingerichtet, weil er sich weigerte, den Eid auf Adolf Hitler zu leisten.
Die Priestervereinigung „Foedus Sacerdotale“ ist vor fast 500 Jahren, 1533, in Brixen gegründet worden und hat seit dem Neubau des Brixner Doms an dem von ihr erbauten Salvator-Altar ihren Sitz. Ziel der Vereinigung ist die Pflege der Solidarität zwischen den Priestern, das Gedenken im Gebet für die lebenden und verstorbenen Mitglieder. Die Gemeinschaft kommt in besonderer Weise in der jährlichen gemeinsamen Feier des Titularfestes zum Ausdruck. Dieses findet immer am Fest der Verklärung Christi, am 6. August, im Brixner Dom statt. Dabei wird am Salvator-Altar das lateinische Gebet des Foedus gesprochen.
Heuer fällt das Titularfest mit einem runden „Geburtstag“ zusammen: Am 6. August 1964, also vor genau 60 Jahren, wurde durch eine Bulle von Papst Paul VI. die Diözese Bozen-Brixen offiziell errichtet. Südtirol wurde somit kirchlich geeint und die Diözesangrenzen von Bozen-Brixen und Trient an die Landesgrenzen Südtirols und des Trentino angepasst. Zu Beginn des Festgottesdienstes im Brixner Dom ist Bischof Ivo Muser auf diesen besonderen Jahrtag eingegangen (siehe eigene Mitteilung).
Bei der anschließenden Begegnung im Priesterseminar hat der Dekan von Hall in Tirol, Jakob Patsch, über das Leben und Wirken von P. Franz Reinisch gesprochen. „Es ist mir ein großes Anliegen, dass diese beeindruckende Persönlichkeit, die in Brixen von 1925 bis 1928 das Priesterseminar besucht hat und eine große Seelenverwandtschaft zu Josef Mayr-Nusser aufweist, auch in Südtirol einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht wird – nicht zuletzt im Hinblick auf die Seligsprechung in den kommenden Jahren“, sagte Dekan Patsch.
P. Franz Reinisch ein „Seelenverwandter“ von Josef Mayr-Nusser
Franz Reinisch wurde am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren und wuchs in Bozen, Bruneck und Innsbruck in einer tiefgläubigen Tiroler Familie auf. Nach seiner Schulausbildung und dem Studium der Rechtswissenschaft und Gerichtsmedizin entschied er sich, Priester zu werden. 1928 wurde er nach dem Besuch des Priesterseminars in Brixen in Innsbruck zum Priester geweiht und schloss sich den Pallottinern an. Aufgrund seiner offenen Kritik am Nationalsozialismus geriet er ins Visier der Gestapo. 1942 verweigerte er den Eid auf Hitler und wurde wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Am 21. August 1942 wurde er in Brandenburg-Görden enthauptet. Reinisch war der einzige katholische Priester, der wegen seiner Eidverweigerung hingerichtet wurde und gilt als Märtyrer des Gewissens. „Zu Recht wird P. Franz Reinisch als „Märtyrer des Gewissens“ bezeichnet. Er ruft uns ins Gedächtnis, dem Gewissen zu folgen und dort, wo es gebietet, nicht zu schweigen, sondern die Stimme zu erheben und die eigene Überzeugung entschieden zu vertreten. Er mahnt uns, für die Wahrheit einzustehen, auch wenn es schwer ist und Nachteile mit sich bringt“, erklärt Dekan Patsch.
Skulptur bis Mitte September im Brixner Dom
Der Gadertaler Künstler Lois Anvidalfarei hat für den Platz südlich der Pfarrkirche von Hall ein Kunstwerk geschaffen, das nun auf Reisen gegangen ist und an verschiedenen Orten des Lebens von P. Reinisch jeweils für einige Wochen aufgestellt wird – derzeit und bis Mitte September im Dom zu Brixen.
Das Werk zeigt einen überdimensionalen Kopf aus Bronze (87/105/103 cm) und entstand in Auseinandersetzung mit der Person Franz Reinisch: Der abgetrennte Kopf am Boden erinnert an den Märtyrer des Gewissens, der für seine innerste Überzeugung seinen Kopf hin-gehalten hat. Die Skulptur steht stellvertretend für die vielen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die Widerstand geleistet und diesen mit ihrem Leben bezahlt haben.
Der Platz bei der Haller Pfarrkirche, an dem der Kopf dann endgültig aufgestellt wird, heißt seit dem 1. Jänner 2023 „Franz-Reinisch-Platz“ und ruft so langfristig Leben und Schicksal von Reinisch in Erinnerung.