Von: bba
Bozen – Kunstsammler und Unternehmer Antonio Dalle Nogare gibt die Gründung seiner Stiftung zur Förderung zeitgenössischer Kunst bekannt. Das erste Projekt wird eine groß angelegte Arbeit des libanesischen Künstlers Rayyane Tabet, die im September 2018 in der Rafensteinstraße zu sehen sein wird.
In der Kunstwelt ist der Südtiroler Bauunternehmer Antonio Dalle Nogare schon lange als passionierter, kundiger Sammler zeitgenössischer Kunst bekannt. Bereits in jungen Jahren packte ihn die Sammelleidenschaft, parallel zum Aufbau seiner Sammlung vertiefte er sein Wissen um die vielfältigen Positionen moderner, postmoderner und zeitgenössischer Kunst. Sein besonderes Interesse gilt den Konzeptualisten der 60er und 70er Jahre.
Mit der Einweihung seines Hauses in der Rafensteinstraße im Jahr 2011, entworfen von den Architekten Walter Angonese und Andrea Marastoni, fand die in ihrer Qualität hochangesehene Sammlung einen der Präsentation von Gegenwartskunst angemessenen Rahmen. Das Haus umfasst
vier Ausstellungsräume mit einer Gesamtfläche von etwas 1200 Quadratmetern. Bisher fanden hier mehrere, zuletzt durch den Kurator des Walker Art Center in Minneapolis Vincenzo de Bellis kuratierte Ausstellungen statt. Dabei wurde auch auf Kooperationen mit anderen führenden Institutionen im Bereich der zeitgenössischen Kunst gesetzt, wie etwa dem Museion, Kunst Meran oder der Ar/Ge Kunst.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen und einen langgehegten Plan zu realisieren: Mit der Gründung der Stiftung Antonio Dalle Nogare möchte der engagierte Sammler in einer neuen Dimension aktiv werden und dabei deutliche Impuls für die Produktion zeitgenössischer Kunst in Südtirol setzen. Im gleichen Zuge werden auch die Ausstellungsräume einem größeren Publikum zugänglich gemacht.
Das Engagement dieser neu gegründeten Stiftung hat sich Ziele gesetzt, die über das rein private Interesse des Kunstsammlers hinauswachsen sollen.
Die Stiftung
Die Stiftung Antonio Dalle Nogare hat als Ziel die Förderung zeitgenössischer Kunst in ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Kunst wird dabei als unmittelbarer Ausdruck gesellschaftlichen Wandels gewertet, als Instrument des Dialogs zwischen Kunst, Architektur, Innovation und
künstlerischer Recherche und Mittel um unterschiedliche Rezipienten in diesen Dialog einzubeziehen. Zu den Zielen der Stiftung gehören die Förderung junger internationaler Künstler, die Vergabe von Künstlerresidenzen und die Arbeit an experimentellen Projekten mit einer soziokulturellen Dimension sowie ein ambitioniertes Ausbildungs- und Förderprogramm.
Das Haus
Gehauen in den Fels verfließen Kunst und Architektur am Sitz der Stiftung zu einem spannungsvollen, aber harmonischen Ganzen. Das Anwesen schöpft eine besondere Kraft aus dem Zusammenspiel der Architektur, der geographischen Lage und der umliegenden Kultur- und Naturlandschaft. Erbaut nach Plänen der Architekten Walter Angonese und Andrea Marastoni wurden die sehr speziellen Ansprüche des Auftraggebers umgesetzt, dessen Vision ein Gebäude war, das gleichermaßen Wohnhaus wie Ausstellungsort sein sollte.
Der Fels wurde ausgehöhlt, um Platz für die weitläufige Ausstellungsfläche, Büros, Bibliothek und den privaten Wohnbereich zu schaffen. Modelliert wurde dieses interessante Gebäude mit seiner dualen Funktion aus dem dem Berg entnommenen Porphyr als überwiegendem Baustoff, Tombak, naturbelassenem Steineichenholz. Große Glasfronten öffnen das Gebäude aus dem Hang hinaus zu seiner Umwelt und verleihen ihm trotz seiner radikal modernen Formensprache einen heimeligen Charakter. Die Ausstellungsräume sind dabei als weitläufige Open Spaces konzipiert, in denen auch großformatige Kunstwerke die „Luft zum Atmen“ finden. Bereits ab Grundsteinlegung wurden diverse Künstler nach Bozen eingeladen, um für das hier entstehende Gebäude standortspezifische Kunstwerke zu schaffen, etwa der US-Amerikaner Robert Barry, der ein imposantes Lettering für die Verglasung der Bibliothek realisierte, ebenso sein Landsmann Dan Graham, der einen seiner berühmten Pavillons eigens für das Haus in Bozen gestaltete. Als Kurator der Ausstellungsreihe wurde Vincenzo De Bellis berufen, er ist Kurator des Walker Center in Minneapolis.
Seit der Eröffnung bis 2011 waren hier viele Künstler zu Gast, die mit dem Gebäude interagierten, Inspiration sammelten, Ideen austauschten und Projekte ausarbeiteten. Viele Kunstwerke wurden als Ergebnis dieser Residenzen realisiert. Nun soll sich das Haus einer neuen Generation von Künstlern öffnen, die die kreative, produktive Atmosphäre und die radikale Ästhetik des Hauses für ihre Arbeit und zur Inspiration nutzen können. Dabei soll ein neuer, offener Ort der Begegnung für eine breite, kunstinteressierte Öffentlichkeit entstehen.
Auftaktprojekt
Den Auftakt wird ein Projekt des jungen libanesischen, in den USA wohnhaften Künstlers Rayyane Tabet (*1983) machen, der bereits 2017 in Südtirol zu Gast war und im Sommer 2018 eine groß angelegte Arbeit realisieren wird, bei der vor allem Laaser Marmor und industrielle Werkstoffe Verwendung finden werden. Entsprechend wird diese Arbeit, deren Eröffnung für den 22. September geplant ist, in
Kooperation mit dem Amt für Geologie der Landesverwaltung und dem Stadtarchiv der Gemeinde Bozen realisiert. Das Residenzprogramm knüpft an die bereits vorausgegangenen Residenzen bedeutender zeitgenössischer Künstler an, wie etwa Robert Barry, Dan Graham, Stephen G. Rhodes, Landon Metz oder Dawn Kasper.
Der Gründer
Antonio Dalle Nogare, Gründer und Präsident der gleichnamigen Stiftung, begann mit Anfang zwanzig sich für die zeitgenössische Kunst zu interessieren. Seine persönliche Vorliebe gilt der konzeptuellen und minimalistischen Kunst der 60er und 70er Jahre, die in seiner Sammlung einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Er ist jedoch gleichermaßen fasziniert vom Schaffen junger Gegenwartskünstler, der großen
Aktualität ihrer Arbeiten und deren postkonzeptueller Positionen.