Von: luk
Bozen – Am 12. Dezember um 20 Uhr spielt das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen unter der Leitung von Enrico Calesso drei „Klassiker“ aus dem 20. Jahrhundert: Die Sinfonie Nr. 1, op. 25 von Sergei Prokofjew, das Konzert für Oboe und kleines Orchester von Richard Strauss – mit Gianni Olivieri als Solisten – und die Musik für das Ballett „Apollon Musagète“ von Igor Strawinsky. Das Konzert wird am 14. Dezember ebenfalls um 20.00 Uhr im Kulturhaus L. Trenker in St. Ulrich wiederholt. In Bozen eröffnet der indische Sänger Bhai Baldeep Singh den Konzertabend im Rahmen der vom künstlerischen Leiter des Haydn Orchesters Giorgio Battistelli konzipierten „Ouverture barbare“. Das Format soll das Publikum in der sinfonischen Spielzeit mit der Magie uralter und spiritueller Klänge und Instrumente bekannt machen.
„Wenn Haydn heute noch lebte, würde er seine Art zu schreiben beibehalten und dabei einiges vom Neuen übernehmen.“ Mit diesen Worten kommentiert Sergei Prokofjew in seiner Autobiografie seine „Symphonie classique“, die er 1916 und 1917 im Alter von 25 Jahren komponierte. Inmitten der russischen Revolution wandte er sich der musikalischen Vergangenheit zu. Eine Gavotte – ein höfischer Tanz – bildete ursprünglich den Ausgangspunkt für eine Reise in die Epoche der Wiener Klassik, die aber instrumentationstechnisch und rhythmisch ganz in der Gegenwart verwurzelt ist. Strawinskys Musik für das Ballett „Apollon Musagète“, stützt sich wiederum „auf Momente und Episoden aus der griechischen Mythologie, plastisch interpretiert von Balletttänzern der sogenannten klassischen Schule“, wie der Komponist später schrieb. Die Handlung bezieht sich auf den Gott Apollon und seine Musen und ist eine Hommage an das Frankreich des „Ancien Regime“ und das romantische „Ballet Blanc“ des 19. Jahrhunderts, dem Strawinsky eine „herausragenden Frische, die nur aus der Abwesenheit jeglicher Vielfarbigkeit und Überladenheit entstehen kann“ attestierte.
Das Oboen-Konzert von Richard Strauss ist eine Hommage an Mozart. Das Werk entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs: 1945 hielt sich Strauss in seiner Villa in Garmisch auf und empfing dort häufig Besuch. Ein Gast war der amerikanische Soldat und Oboist John De Lancie, der Strauss vorschlug, ein Konzert für Oboe zu komponieren. Zuerst lehnte dieser ab, schrieb die Musik dann aber doch und beendete die Partitur schon nach wenigen Monaten.
Enrico Calesso stammt aus Treviso und studierte Klavier am Konservatorium in Venedig, sowie Dirigieren an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Von 2007 bis 2010 war er Kapellmeister an der Oper in Erfurt von 2008 bis 2011 musikalischer Leiter der Opernfestspiele in Klosterneuburg. 2011 wurde er Chefdirigent am Mainfranken-Theater in Würzburg. Derzeit ist er ist Generalmusikdirektor am Mainfranken-Theater in Würzburg, Erster Gastdirigent am Landestheater in Linz und seit kurzem Musikdirektor am Teatro Verdi in Triest.
Gianni Olivieri ist seit 1997 Stimmführer der Oboen im Haydn Orchester. Er studierte in Siena sowie an der Musikschule in Fiesole und arbeitete als Solist und Ensemblespieler mit zahlreichen bedeutenden italienischen Orchestern zusammen. Bhai Baldeep Singh ist Musikwissenschaftler, Sänger, Perkussionist, Lautenist, Dichter, Regisseur und Kurator von didaktischen Online-Programmen. Er gehört – vor allem im Bereich der indischen Sikh-Musik – zu den Pionieren bei der Bewahrung und Wiederbelebung des kulturellen Erbes in Südasien.