Ausstellung im Kulturhaus St. Ulrich eröffnet

Historische Grödner Höfe in beeindruckenden Fotos

Montag, 05. August 2019 | 14:44 Uhr

St. Ulrich – Zur Erhaltung der historischen „Mejes“ setzt das Museum Gherdëina auf die Sensibilisierung für deren Schönheit und Wert

Sie sind beeindruckende Zeugen bäuerlichen Lebens in Gröden, erzählen Geschichten und Geschichte, sorgen für den einzigartigen architektonischen Reichtum, den das Tal heute noch aufzuweisen hat, und haben dessen Kulturlandschaft über ein Jahrtausend in einzigartiger Weise geprägt. Den historischen, zum Teil mehr als 500 Jahre alten Bauernhöfen in Gröden hat das Museum Gherdëina eine Fotoausstellung gewidmet. Sie wurde am Sonntag im Kulturhaus von St. Ulrich eröffnet und ist dort noch bis Ende Jänner zu sehen.

„Mejes  –  Bauernhöfe in Gröden, Gedächtnis einer Landschaft“: Der Titel der Ausstellung ist Programm. In ebenso schönen wie eindrücklichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen hat der renommierte Architekturfotograf Václav Šedý 70 historische Höfe in allen vier Gemeinden Grödens dokumentiert, ihre architektonischen Besonderheiten, ihre einzigartige Schönheit und ihren Charakter eingefangen. „Die wunderbar kunstvollen Fotos ermöglichen einen ganz neuen Blick auf den architektonischen Reichtum unseres Tals“, erklären die Direktorin des Museum Gherdëina, Paulina Moroder, und der auf die Erhaltung historischer Gebäude spezialisierte Architekt Wolfgang von Klebelsberg, der das Projekt angeregt hat. Sie machen unbekannte Details sichtbar, erzählen von der Geschichte der Höfe, die sie geprägt haben. Es gelte, ein neues Bewusstsein für dieses einzigartige Erbe zu wecken.

Neues Bewusstsein für einzigartiges Erbe

Mit der am Sonntag eröffneten Ausstellung sollen Bedeutung und Wert der historischen Mejes visuell-emotional vermittelt werden. Sie dient der Sensibilisierung für die Schönheit und den kulturellen Wert der historischen Höfe, ein Rückblick will sie dagegen nicht sein: „Ein Bild von einem Hof ersetzt den Hof nicht, meine Fotos sollen also nicht an die Stelle verschwindender Höfe treten“, stellt Šedý klar.

Dass es gelingt, mit den neuen Bildern der Mejes die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, wünscht sich auch der Anthropologe Annibale Salsa, Mitglied der Welterbestiftung Dolomiten UNESCO, die Schirmherrin der Ausstellung ist. Schließlich seien die historischen Grödner Höfe „Zeichen einer materiellen Kultur, die sich über historische Herausforderungen, klimatische Widrigkeiten, wirtschaftliche und soziale Veränderungen hinweg bewährt hat“, so der UNESCO-Vertreter. „Im Herzen der Dolomiten, die die UNESCO zum Welterbe erklärt hat, sind es die historischen Höfe, die einen Dialog schaffen zwischen der Geschichte der Berge und jener der Menschen, die diese Berge besiedelt haben. Zusammen bilden diese ein gemeinsames System kultureller und landschaftlicher Werte.” Der stehende Applaus, den Salsa gestern für seine Rede geerntet hat, zeigte eindrücklich, dass er den Grödnern und Grödnerinnen aus dem Herzen gesprochen hatte.

Ausstellung bis Ende Jänner in St. Ulrich

Die von M. Christina Zingerle und Oliver Pfeiler vom Wiener „studio exhibit“ mitkonzipierte und gestaltete Ausstellung ist bis Ende Jänner kommenden Jahres im Kulturhaus von St. Ulrich zu sehen, und zwar im Sommer montags bis samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 10.00 bis 12.30 Uhr. Nach dem Abbau in St. Ulrich tritt die Ausstellung ihren Weg durch den Alpenraum und die Architekturfakultäten interessierter Universitäten an.

Zur Wanderausstellung ist auch ein Katalog in Form eines kunstvollen Architektur-Bildbandes erschienen, den das Museum Gherdëina beim renommierten Mailänder Verlag „Officina Libraria“ herausgegeben hat.

Zukunft für die Höfe schaffen

Ausstellung und Bildband des Museum Gherdëina verstehen sich nicht als Abgesang auf die historischen Höfe, obwohl diese immer stärker von Abbruch und Verschwinden bedroht sind. „Zum einen liegt dies am tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Wandel im Tal, zum anderen ist es extrem schwierig, die historischen Gebäude neuen, modernen Anforderungen anzupassen“, erklärt von Klebelsberg.

Dieses Projekt zielt nicht nur auf die Sensibilisierung, sondern auch darauf, die Herausforderung einer weitgehenden Erhaltung der historischen Höfe anzugehen – und zwar im Netzwerk. So wird mit Eigentümern, Behörden und Bauexperten nach Alternativen zu Abbruch und Neubau gesucht, nach innovativen Nutzungsmöglichkeiten und neuen Unterstützungsformen. „Gerade in der Beratung und Unterstützung sind auch Politik und Verwaltung gefordert“, so die Projektverantwortlichen Moroder und von Klebelsberg, die diese Anregung bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonntag auch an den ladinischen Kulturlandesrat Daniel Alfreider und die anwesenden Gemeindevertreter, darunter die Bürgermeister Tobia Moroder (St. Ulrich) und Moritz Demetz (St. Christina) gerichtet haben.

Förderer und Unterstützer

Das Projekt „Mejes – Bauernhöfe in Gröden“ des Museum Gherdëina wird von den vier Talgemeinden St. Ulrich, St. Christina, Wolkenstein und Kastelruth getragen und von der Region Trentino-Südtirol, der Landesabteilung Ladinische Kultur, der Stiftung Südtiroler Sparkasse sowie der Raiffeisenkasse Gröden und der Sektion Trentino-Südtirol der „Associazione Dimore Storiche Italiane, Sektion Trentino Südtirol“ (ADSI) gefördert.

 

Von: bba

Bezirk: Salten/Schlern