Museumsdirektor Pablo González Tornel vor einem Sollar

Joaquín Sorolla: Spanien feiert den “Meister des Lichts”

Montag, 07. August 2023 | 05:00 Uhr

Von: apa

Die Sommerkleider der Frauen flattern im Weiß in der Meeresbrise. Gebräunte Kindern spielen unbekümmert und glücklich im fast violett wirkenden Sandstrand von Malvarrosa. Fischer, die mit mächtigen Ochsen ihr kleines Boot nach der Arbeit aus dem Meer ziehen. Die Mittelmeerstrände seiner spanischen Heimatstadt Valencia waren Joaquín Sorollas liebste Kulisse. Hier entstanden einige seiner berühmtesten Bilder wie “Spaziergang am Strand” oder “Die Rückkehr der Fischer”.

Sorolla verzauberte mit seinen farbenfrohen, idyllischen Strandszenen ganz Europa. Nachdem er für die Arbeit mit dem Großen Ehrenpreis der Pariser Weltausstellung von 1900 ausgezeichnet wurde, avancierte er zu einem der gefragtesten Maler und Porträtisten Europas, erklärt Kunsthistoriker und Direktor des valencianischen Museums der Schönen Künste Pablo González Tornel. “Es ist dieses unnachahmliche, sanfte und reine Licht und sein Spiel mit dem Schatten, das Sorolla wie nur wenige Maler verstand zu malen”. Nicht umsonst wurde Sorolla der “Maler des Lichts” oder auch der “Maler des Schönen” genannt, erinnert der Experte im Gespräch mit der APA.

Nach “Sorolla. Ursprünge” läuft in seinem Museum der Schönen Künste nun bis zum 1. Oktober eine Sonderausstellung über das Spätwerk des Malers. Ab Oktober lädt in Valencia die Stiftung Bancaja bis Jahresende zu “Sorolla und das Licht” ein. Doch nicht nur Sorollas Heimatstadt Valencia bietet heuer Sonderausstellungen über den “Maler des Lichts”. Ganz Spanien feiert 2023 sein 100. Todesjahr mit einer Reihe von Jubiläumsausstellungen. Der 1863 geborene Maler starb am 10. August 1923 im Alter von nur 59 Jahren in Cercedilla, einem Dorf vor den Toren Madrids.

Es liefen bereits Sonderausstellungen im Prado und im Madrider Königspalast. Bis zum 17. September zeigt Sorollas Wohnhausmuseum in Madrid “Sorolla vor dem Meer mit Manuel Vicent”. “Reisen um zu Malen” heißt eine Ausstellungsserie, die in verschiedenen spanischen Städten Gemälde zeigt, in denen Sorolla die jeweilige Region oder Stadt abbildete.

Bis zum 15. Oktober widmet sich das San Telmo Museum in San Sebastián Sorollas Landschaftsbildern an der baskischen Küste. In den Reales Alcázares von Sevilla werden bis Dezember die berühmten Gartenbilder gezeigt, die Sorolla in der andalusischen Hauptstadt malte. Das Museo del Greco in Toledo zeigt bis September die Stadtdarstellungen. Weitere Stationen der Serie “Reisen um zu Malen” sind in der zweiten Jahreshälfte in Valladolid, Mallorca und La Coruña zu sehen.

Sorolla wird den Impressionisten zugeordnet, obwohl er sich selber immer im Malstil des Realismus und Naturalismus sah. Dabei arbeitete er jedoch nicht fotografisch. Sorolla entwickelte vor allem die Kunstgattung des Luminismus mit, die in einem postimpressionistischen Stil die detaillierte Wiedergabe der Motive mit besonderen Wert auf die Lichteffekte und Farben priorisierte.

Sorolla war ein materialistischer Salonmaler, der die Reichen und Mächtigen porträtierte. Er war aber auch ein sozialkritischer Maler, der das harte Leben der kleinen Leute abbildete. Gleichzeitig war er ein Landschaftsmaler und Chronist der spanischen Folklore und des Brauchtums, der unter freiem Himmel vor Ort zeichnete.

Sorolla stammte aus bescheidenen Verhältnissen. So nahm er an allen bedeutenden Kunstwettbewerben teil, um seine Karriere voranzutreiben. Und er gewann alle – in Spanien wie im Ausland. Im Jahr 1896 wurde er auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin mit der großen Goldmedaille geehrt.

Nach großen Ausstellungen in Berlin, Köln, Wien und London wurde er 1909 von Archer Milton Huntington nach New York eingeladen. Hier zeigte er in der von Huntington 1904 gegründeten Institution Hispanic Society of America seine Werke. Die Ausstellung war ein derart großer Erfolg, dass sogar der damalige US-Präsident William Howard Taft Sorolla bat, ihn zu porträtieren.

Sorolla war nicht nur der berühmteste spanische Künstler seiner Zeit. Er war auch ein Experte für spanisches Brauchtum und Traditionen. So beauftragte ihn Huntington 1909 mit der monumentalen Gemäldeserie “Ansichten Spaniens” für die Bibliothek der Hispanic Society of America.

Den Großteil seines Lebens verbrachte Sorolla in Madrid, wo seine Auftraggeber wohnten. Doch nirgendwo kommt man dem Maler näher als in seiner Heimatstadt Valencia. An den Stadtstränden, im ehemaligen Fischerviertel El Cabanyal, in den verwinkelten Altstadtgassen. Man erkennt Valencias Licht und seine duftenden Orangenbäume in seinen Gemälden wieder.

Kunsthistorische Routen führen Besucher auf den Spuren Sorollas durch die Stadt am Turia-Fluss. Der Hafen, die alte Seidenbörse, immer wieder trifft man auf Orte, die Sorolla sogar in seinen Gemälden verewigte. Die Plaza del Mercado war der Schauplatz seines Werks “Der Aufruf des Strohhändlers”.

(S E R V I C E – www.centenariosorolla.es)