Von: mk
Bozen – Am 19. März wird der Tag des Heiligen Josef begangen. Josef sei der Prototyp des Handelns und kein Mann der großen Worte, sagt Roland Feichter. Der stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung (kmb) in Südtirol bezieht sich vor allem auf die Fluchtüberlieferung der Heiligen Familie nach Ägypten und zieht Parallelen zu den Geflüchteten aus der Ukraine und aus vielen anderen Teilen der Welt. Offenheit und Aufnahme seien die Herausforderungen nicht nur dieser Wochen, sagt er. In Anbetracht des bevorstehenden internationalen Tages gegen rassistische Diskriminierung am 21. März macht Roland Feichter außerdem auf Alltagsrassismus aufmerksam, der sich am Gasthaus-Stammtisch, in Social Media, in der Arbeitswelt, bei der Wohnungssuche und in politischen Parolen niederschlägt.
Die Evangelien sprechen nur wenig vom Heiligen Josef. Sie überliefern auch kein einziges Wort, das der Nährvater Jesu und Unterstützer Marias gesagt haben könnte. Dennoch spielt Josef in der Heilsgeschichte eine zentrale Rolle als visionärer Mann, als Beschützer auf der Flucht. Flucht ist seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar in aller Munde. In Südtirol sind schon Geflüchtete angekommen. „Und es werden noch viel mehr werden“, sagt Roland Feichter. Es gelte, offen zu sein, zu spüren, wo Unterstützung notwendig ist und konkret zu handeln. Das beginne mit dem Zuhören und Nachfragen, äußere sich in der Zurverfügungstellung von notwendigen Gütern, von Spenden oder im tatkräftigen Anpacken beim Ausräumen und Herrichten von Unterkünften für Geflüchtete. Zusammenarbeit und koordiniertes Handeln seien dabei notwendig. „Wir Männer können viel erreichen, wenn wir es wollen“, plädiert der stellvertretende Vorsitzende der Männerbewegung für Solidarität.
Roland Feichter verweist auch auf den bevorstehenden 21. März, an dem der internationale Tag gegen rassistische Diskriminierung begangen wird und darauf, dass in Südtirol jeder zehnte Mensch eine Migrationsgeschichte hat. „Alltagsrassismus hat viele Gesichter“, sagt Roland Feichter. Vor allem Schwarze Menschen bekommen ihn fast täglich zu spüren. Das beginnt mit der Frage nach der – vermeintlichen – Herkunft, obwohl jemand beispielsweise hier geboren ist. Das äußert sich in abwertenden Blicken im Bus, in rassistischen Zwischenrufen im Stadion oder in der Zurückweisung an der Diskotür. Wohnungsanzeigen „nur für Einheimische“ verweisen auf Vorbehalte, Ängste oder Vorurteile. Täglich begegnen uns in Büchern, Zeitungen und Filmen diskriminierende Darstellungen. Rassismus kann auch unscheinbar sein: Auch Aussagen wie “Chinesische Schülerinnen und Schüler sind fleißig” gehören zu Alltagsrassismus, in diesem Fall positiv gefärbt.
„Jede und jeder von uns kann sich selbstkritisch hinterfragen“, betont Roland Feichter. Es gelte, bewusst hinzuspüren, ob auch wir starre althergebrachte Einordnungen bemühen, um Menschen nach Ethnien, Nationen, Kulturen oder Rassenkonstruktionen zu schubladisieren. Eines hätten viele Beispiele gemeinsam: Die Einordnungen sind zumeist negativ oder unpassend und von rassistischen Denk- und Handlungsmustern getragen. Häufig werden Menschen in “wir” und “sie” eingeteilt. „Wir“ empfindet sich häufig besser als „sie“. Alltagsrassismus ist nicht immer leicht zu erkennen, sagt Roland Feichter. Er kann sich ganz deutlich in Form von rassistischen Beleidigungen und herabwürdigenden Handlungen zeigen, aber er zeigt sich auch subtil in Witzen und in unbewusst geäußerten Vorurteilen gegenüber Menschen of Color.
Dass Vorurteile unbewusst und unbedacht vorkommen, bedeute aber nicht, dass sie belanglos sind, unterstreicht der stellvertretende Vorsitzende der kmb. „Rassistisches Wissen“ bewege sich quer durch alle Schichten und Gesellschaftsbereiche. Darüber reden, sich informieren, diskutieren und alte Muster aufzubrechen, sei ein Weg, der die Gesellschaft weiterbringe, betont Roland Feichter: „Damit jeder Mensch, der nach Südtirol gekommen oder geflüchtet ist, eine faire und echte Chance hat – Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine genauso wie die 56.500 Menschen aus 144 Ländern, die laut Astat am 31.12.2020 bei uns waren und sind.“