Von: mk
Bozen – Bei der traditionellen vorweihnachtlichen Wortgottesfeier im Gefängnis von Bozen hat Bischof Ivo Muser heute (Donnerstag, 18. Dezember) die Weihnachtsbotschaft als Zusage von Hoffnung, Würde und Neubeginn in den Mittelpunkt gestellt. „Niemand darf seine Menschlichkeit verlieren. Niemand darf vergessen, gedemütigt oder abgeschrieben werden“, sagte der Bischof vor Gefangenen, Mitarbeitenden der Haftanstalt sowie ehrenamtlich Engagierten. Gerade im Gefängnis, sagte Muser, müsse das Licht von Weihnachten aufleuchten, dort, „wo Dunkelheit, Leid und Verletzungen besonders spürbar sind“.
Der vorweihnachtliche Besuch im Gefängnis in der Bozner Dantestraße gehört seit Jahren zu den festen Terminen im Kalender des Bischofs. In seiner Predigt erinnerte Bischof Muser an die Worte des Propheten Jesaja: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht.“ Dieses Licht sei kein fernes Symbol, sondern eine konkrete Zusage: Gott wendet sich dem Menschen zu. Auch und gerade dort, wo das Leben zerbrochen erscheint.
Mit Blick auf das Evangelium und das bevorstehende Weihnachtsfest machte der Bischof deutlich, dass Verantwortung für begangenes Unrecht notwendig sei. Schuld dürfe nicht relativiert werden. Gleichzeitig warnte er davor, Menschen auf ihre Fehler zu reduzieren. „Auch wer schuldig geworden ist, bleibt Mensch. Jeder braucht Vergebung, Nähe, eine offene Hand und die Chance auf einen neuen Anfang“, betonte Muser. Weihnachten stehe für die Überzeugung, dass niemand verloren gehen müsse.
Hoffnung bezeichnete der Bischof als „unverzichtbaren Atem des Lebens“. Sie dürfe niemandem genommen werden – weder innerhalb noch außerhalb der Gefängnismauern. Hoffnung sei Kraftquelle, Zukunftsperspektive und Voraussetzung dafür, dass Veränderung möglich werde. „Sie ist das Licht, das uns leben lässt und uns den Mut gibt, Schritt für Schritt weiterzugehen“, sagte Muser.
Derzeit sind im Gefängnis von Bozen rund 100 Menschen inhaftiert. Gefängnisdirektor Giovangiuseppe Monti erinnerte daran, dass „das gesamte Personal bemüht ist, täglich das Bestmögliche zu leisten, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht einfach sind. Entscheidend ist dabei der menschliche Kontakt, die tägliche Beziehung“. Monti verwies zudem auf die zahlreichen Arbeits-, Bildungs-, Kultur- und Sportangebote, an denen die Inhaftierten im Jahr 2025 teilnehmen konnten.
Zum Abschluss der Feier, an der unter anderem auch Bozens Bürgermeister Claudio Corrarati sowie Landesrätin Ulli Mair teilnahmen, wünschte Bischof Muser den Gefangenen und ihren Familien ein Weihnachtsfest, das Hoffnung schenkt. Die Geburt Jesu sei die Einladung an jeden Menschen, neu zu beginnen und eine andere Geschichte zu schreiben. „Dass dieses Weihnachtslicht hier im Gefängnis nicht erlischt, sondern weitergetragen wird, ist die gemeinsame Aufgabe von uns allen“, sagte der Bischof.




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