Am 15. Februar 2019 im Bürgersaal in Meran

„Paesaggissimo02“? – Ist Landschaftsentwicklung der Luxus der Zukunft?

Dienstag, 22. Januar 2019 | 18:57 Uhr

Von: mk

Meran – Unberührte Natur auf der einen, überfüllte Landschaftsräume auf der anderen Seite. Und was ist mit dem Potential dazwischen? Welche Landschaftsentwicklung bietet sich künftig im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit, Marketing und Umweltschutz? Einen Tag lang beleuchten Expertinnen und Experten aus Planung und Forschung (D-A-CH-I) das Dilemma, zeigen machbare Strategien auf und veranschaulichen Praxisbeispiele. Die Tagung der Südtiroler Landschaftsarchitektinnen und -architekten findet am 15. Februar 2019 im Bürgersaal in Meran von 9.00 bis 18.00 Uhr statt.

Luxus der Zukunft? Landschaftsentwicklung ist in Südtirol überspitzt formuliert noch eine Unbekannte. Raumplanung geht immer noch stark von den Gebäuden aus, die Landschaft ist zweitrangig bzw. ist vielfach das, was nach dem Bau übrigbleibt. Wer aber langfristig denkt, weiß, dass diese Denkweise nicht nur überholt ist, sondern auf Dauer großen Schaden anrichtet. So ist es Ziel der Tagung, wachzurütteln und eine öffentliche Diskussion anzukurbeln, die sich mit der Frage auseinandersetzt: Wie wollen wir unsere Zukunft – unseren Naturraum, unsere Kulturlandschaft – gestalten?

Gerade erst wurde hierzulande das neue Gesetz für Raum und Landschaft genehmigt. Die Landschaftsarchitektinnen und -architekten haben sich im Vorfeld eingebracht und eine Stärkung der Landschaftsentwicklung gefordert, in den verschiedenen Fachgruppen jedoch beobachtet, dass die wenigsten mit dem Begriff Landschaftsentwicklung wirklich etwas anfangen können. Landschaftsschutz ja, im Sinne der Ausweisung von Biotopen oder der Festlegung von Verboten. Aber aktiver Landschaftsschutz im Sinne einer geplanten und durchdachten Gestaltung von Landschaftsräumen? Nein. Dieser Ansatz ist in Südtirol noch nicht angekommen.

Warum ist Landschaftsarchitektur gerade in Südtirol wichtig?

Karin Elzenbaumer, Präsidentin des Vereins LAS (Landschaftsarchitektur in Südtirol), formuliert das folgendermaßen: „Wir leben in einem Tourismus- und Agrarland. Landschaft ist die Grundlage unserer Wirtschaft, aber auch die Grundlage unseres Wohlbefindens. Da ist es erstaunlich, wie belanglos wir damit umgehen, wie wir deren Entwicklung dem Zufall oder wirtschaftlichen Einzelinteressen überlassen. Wie man die Sicht auf das Ganze verliert. Paesaggissimo02 ist eine Gelegenheit für alle, den Blick auf die Landschaft zu schärfen, Konzepte der Gestaltung und Entwicklung kennenzulernen, Sichtweisen und Strategien zu diskutieren.“ Auch die Ausweisung der Dolomiten als Weltnaturerbe bringt neue Anforderungen an den hiesigen Naturraum: Wie geht man heute und künftig mit Massenansturm um, wie viele Naturlehrpfade und Aussichtsterrassen brauchen wir, um Natur wahrzunehmen, wie verändert sich die Landschaft dabei? Das sind einige der ganz konkreten Fragen, die während der Tagung gestellt werden.

Am Vormittag geht es um neue Strategien in der Landschaftsentwicklung, am Nachmittag um Natur aus Menschenhand und Naturwahrnehmung. Eine Podiumsdiskussion rundet den Referatsreigen ab. Siehe Programm mit den Details im Anhang. Einige namhafte ExpertInnen konnten für die Tagung am 15. Februar in Meran gewonnen werden, zum Beispiel Gorges Descombes aus Genf, der das preisgekrönte Projekt zum Flusspark des Aire vorstellt, aber auch Ernst Mattanovich aus Wien und Martina van Lierop von der TU München über grüne Infrastrukturen, und die österreichische Tourismusexpertin Aurelia Kogler über die zentrale Frage „Alpen-Rambazamba oder Käseglocke?“.

Warum „Paesaggissimo02“?

2011 hat der Verein LAS bereits die erste große Tagung zur Landschaftsarchitektur in Südtirol veranstaltet, damals zum Thema „Raum in der Stadt“. Diesmal gilt die Aufmerksamkeit den Trends und Erfordernissen der Landschaftsentwicklung.

Der 2005 gegründete Verein „LAS – Landschaftsarchitektur in Südtirol/architettura del paesaggio Alto Adige“. Seine derzeit 18 Mitglieder, alles ausgebildete Landschaftsarchitektinnen und -architekten, setzen sich auf freiwilliger Basis für eine breite Sensibilisierung in Bezug auf Landschaftsarchitektur und Freiraumgestaltung als Beitrag zur Baukultur ein. Sie bezwecken die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung der Südtiroler Natur-, Kultur- und Stadtlandschaft, wie in der Europäischen Landschaftskonvention des Europarates von 2000 definiert.

Infos: www.las.bz.it

Bezirk: Burggrafenamt