Von: luk
Bozen – Südtirol hat an der PISA-Studie 2015 wieder mit einer eigenen Stichprobe teilgenommen. Weltweit haben sich rund 540.000 Schüler im Alter von 15 Jahren aus 72 Ländern der Schulleistungserhebung unterzogen, aus Südtirol waren es 2.243 Schüler der verschiedenen Oberschulen, 1.522 davon aus den deutschen, 620 aus den italienischen und 101 aus den ladinischen Schulen. Unter die Lupe genommen wurden die Kenntnisse der Schüler in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz, wobei im Jahr 2015 der Schwerpunkt der Vergleichsstudie auf den Naturwissenschaften lag.
Die Daten belegen, dass die Leistungen der Südtiroler Schüler in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften deutlich über jenen auf gesamtstaatlicher Ebene sowie über dem OECD-Durchschnitt (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) liegen. Beim Leseverständnis entsprechen die Ergebnisse jenen der OECD-Länder, liegen aber leicht über jenen in Gesamtitalien.
Nach der Vorstellung der Ergebnisse im vergangenen Jahr haben die drei Evaluationsstellen des Landes in Zusammenarbeit mit Mauro Valer vom Italienischen Schulamt und Martha Herbst, die den Bereich der Naturwissenschaften untersucht hat, einen Bericht verfasst, in dem sie das Südtiroler Schulsystem unter die Lupe genommen haben. Dieser soll unter anderem den Lehrpersonen zur Verfügung stehen, um die Qualität des Unterrichts weiter zu verbessern. So sind im Bericht auch zahlreiche Beispiele von Prüfungsaufgaben und didaktische Hinweise enthalten.
Die Evaluationsstelle des italienischen Bildungsressorts hat nun den Bericht und die darin enthaltenen Ergebnisse vorgestellt. Aus der PISA-Studie 2015 gehen einige Unterschiede zwischen den Schulsystemen der drei Sprachgruppen in Südtirol hervor. Wie Luisanna Fiorini von der Evaluationsstelle berichtet, belegen alle standardisierten Lernstandserhebungen, dass die italienische Schule in Südtirol einen höheren Komplexitätsgrad aufweist als die Schulen der anderen beiden Sprachgruppen. Dies widerspiegle sich auch in den erzielten Ergebnissen, erklärt Fiorini.
Andererseits haben gerade die Schüler der italienischen Schulen bei der jüngsten Erhebung im naturwissenschaftlichen Bereich eine Verbesserung erzielt, während in fast allen Ländern – und auch in den beiden anderen Schulsystemen des Landes – eine Verschlechterung gegenüber der vorangegangenen Erhebung aus dem Jahr 2012 festgestellt wurde. Auch bei der Lesekompetenz konnten die italienischen Schüler eine beachtliche Verbesserung erzielen. Dies habe zu einer Verringerung der Unterschiede bei den PISA-Ergebnissen zwischen der italienischen und der deutschen Schule beigetragen, betont Fiorini. Das inklusive Modell der italienischen Schulen habe sich somit bewährt und versetze alle Schüler in die Lage, gute Lernerfolge zu erreichen, meint Fiorini.
Die italienische Schulamtsleiterin Nicoletta Minnei lobt in diesem Zusammenhang vor allem den Einsatz der Lehrpersonen: “Die Ergebnisse belegen, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer mit Begeisterung arbeiten und diesen Enthusiasmus an die Schüler weitergeben. Trotz aller Komplexität stimmen die Resultate zuversichtlich. Nun gilt es, die Daten dieser Studie als Basis für die weitere Entwicklung unserer didaktischen Tätigkeit zu nutzen. Die PISA-Studie stellt eine Momentaufnahme des Zustandes unserer Schulen dar und dient somit als Grundlage, um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft unserer Jugendlichen zu treffen”, stellt Minnei fest.