Von: mk
Bozen – Das am 31. Dezember vom Südtiroler Schützenbund veröffentlichte Rap-Video „Mamma Tirol“ wird von verschiedenen Organisationen im Land aufgrund seines Inhaltes kritisiert. Dem Oberkommandanten Jürgen Wirth Anderlan wird dabei vorgeworfen, sich ausländer-, schwulen- und frauenfeindlich zu äußern. Die Südtiroler HochschülerInnenschaft hat noch vor anderen den problematischen Videoclip aufgegriffen und es als „populistische Provokation“ und „niveaufreies Feuerwerk der Respektlosigkeit“ tituliert.
In einem vielbeachteten Statement auf Facebook unterstrich die Studentenvertretung, dass der Schützenbund auch explizit Studierende und junge Menschen allgemein angreift: „Studierende werden – wie Migranten – als wurzellos diffamiert und ihnen wird unterstellt, fast schon arrogant die Welt retten zu wollen. Außerdem nennt Wirth Anderlan junge Menschen, die sich im Rahmen der Klimabewegung engagieren, Heimatverräter. Das ist mehr als skandalös!”, ist Matthias von Wenzl, Vorsitzender der sh.asus, empört. Mit „sie kennen nicht den Ander, dafür die Greta“ werden Jugendliche auch non pauschal der Unkenntnis der Landesgeschichte bezichtigt.
„Falsches, negatives Bild der Jugend” wird vermittelt
Sh.asus-Vize Julian Nikolaus Rensi will das nicht so hinnehmen. „In Wahrheit zeugt es von hoher Reife und Bewusstheit um die eigene Lage, wenn weltweit und auch hierzulande Schüler und Studenten für eine lebenswerte Zukunft auf die Straße gehen. Die Behauptung, die heutige Jugend habe keine Visionen, geht an der Realität völlig vorbei.“ Der Schützenbund verkenne offenbar, dass die Jugendlichen politisch immer sensibler, wacher und bewusster würden und lege im Video ein autoritäres, bevormundendes Weltbild zutage. „Der Jugend wird somit aberkannt, eigene politische Inhalte zu prägen und zu verfolgen“, so Rensi weiter.
„Dem Diskurs rund um Heimat und Identität ist so nicht geholfen”
Die sh.asus verurteilt daneben die Instrumentalisierung des christlichen Glaubens im Video, der beinahe eher als Abgrenzungskriterium gegen andere Menschen verwendet würde, wohingegen „die undifferenzierten Aussagen in Mamma Tirol, die Beleidigungen und Beschimpfungen nicht gerade christlich inspiriert wirken“, stellt von Wenzl fest. Rensi weist außerdem darauf hin, dass es „sehr vermessen ist, urteilen zu wollen, wer echter Tiroler ist und wer hingegen Heimatverräter. Solch ein Wort sollte nicht so leicht über die Lippen gehen!“ Die vielschichtige Tiroler Identität werde im Video leider auf einige „Kernpunkte“ beschränkt, auf eine spezifische Sichtweise verengt. Das Spiel mit (rechts)populistischen Aussagen und rechter Symbolik bzw. Ästhetik sei eines ehrwürdigen Traditionsvereins nicht würdig, so die sh.asus. Die HochschülerInnenschaft respektiere den Schützenbund, doch in dieser Sache habe sich Jürgen Wirth Anderlan eindeutig zu weit aus dem Fenster gelehnt.