Von: pf
Brixen – „Wer hat meine Kleider gemacht? Was sind sie mir Wert, und wie kann ich ihr Leben verlängern?“ diese Fragen stehen im Zentrum des Aktionstages zum Thema Kleiderkonsum am Samstag, dem 22. April unter den Großen Lauben in Brixen. Anlässlich des internationalen Fashion Revolution Day reparieren die oew-Organisation für Eine solidarische Welt und das Netzwerk der Südtiroler Weltläden gemeinsam mit professionellen Schneider*innen mitgebrachte Kleidungsstücke, informieren über Zusammenhänge in der Textilindustrie und zeigen Alternativen auf.
Im April 2013 stürzte in Bangladesch die Kleiderfabrik Rana-Plaza ein. Dabei wurden 1.127 Menschen getötet und 2.438 verletzt. Es war der bisher schwerste Fabrikunfall in der Geschichte der weltweiten Textilindustrie. Im Gedenken an dieses Unglück wurde der internationale Fashion Revolution Day ins Leben gerufen. Unter den Brixner Lauben surren an diesem Tag die Nähmaschinen. Es wird geflickt, gekürzt, gestopft und umgeschneidert: Professionelle Schneider*innen reparieren und ändern mitgebrachte Kleidungsstücke mit kleinen Schäden oder Makeln und regen zum Nachdenken darüber an, welcher Aufwand für die Herstellung unserer Kleider betrieben werden muss und welche Menschen und Schicksale mit den billigen Kleidungsstücken in den Geschäften großer Modeketten und in unseren Schränken verbunden sind.
Verena Gschnell, verantwortlich für den Bereich Bewusster Konsum bei der oew, gibt zu bedenken: „Ein*e Europäer*in kauft jährlich 60 Kleidungsstücke, und jedes fünfte davon bleibt ungetragen im Schrank liegen.“ Mit den mobilen Reparierstationen wollen die oew und die Weltläden auch auf die Möglichkeit aufmerksam machen, beschädigte Kleidung zu reparieren oder durch wenige Handgriffe wieder aufzuwerten. „Was für unsere Großeltern noch selbstverständlich war, haben wir heute verlernt: Wer stopft noch Socken, wenn ein neues Paar nur einen Euro kostet?“, fragt sich die oew-Mitarbeiterin.
Brigitte Gritsch, die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden weist auf die Option hin, auch bei Kleidern fair gehandelte und nachhaltig produzierte Textilien zu wählen, denn „die Konsument*innen spielen die Hauptrolle und können durch ihr Konsumverhalten Veränderungen in der globalen Textilproduktion herbeiführen“, so Gritsch. Bei der fairen Modenschau um 11.00 Uhr präsentieren die Südtiroler Weltläden die Sommerkollektion diverser Labels, die nach den Kriterien des Fairen Handels produzieren.
Der Aktionstag am Samstag, dem 22. April findet unter den Brixner Lauben (vor der Volksbank) statt und beginnt um 9.30 Uhr. Bis 12.00 Uhr können Kleidungsstücke zur Reparatur abgegeben werden. Eine Modenschau, eine Ausstellung mit Informationen zur Kleiderproduktion und warme Suppe vertreiben den Wartenden die Zeit.