Von: mho
Bozen – In Südtirol gibt es derzeit 300 hörgeschädigte und gehörlose Menschen, in Europa über 80 Millionen. Während in anderen Ländern die Gebärdensprache schon längst amtlich anerkannt ist und das Dolmetschen sogar in verschiedenen Sprachen angeboten wird, gibt es in Südtirol noch großen Nachholbedarf. Myriam Atz Tammerle, Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, steht ständig in Kontakt mit hörgeschädigten und gehörlosen Personen.
Der lokale Südtiroler Fernseh- und Nachrichtensender versieht bereits seit Jänner dieses Jahres seine Nachrichtensendungen mit Untertiteln. Dies sei, so Atz Tammerle, ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichstellung von hörgeschädigten und gehörlosen Personen in Südtirol.
Vor einem Monat jedoch zeigte die Landtagsabgeordnete den „traurigen Umstand“ in Südtirol auf: Für Personen mit vollständigem oder teilweisem Hörverlust gibt es bei Behördengängen oder Arztbesuchen keine deutschsprachigen Gebärdendolmetscher. Den über 40 Minderjährigen stehen ebenfalls keine Lehrpersonen mit Kenntnissen über die Gebärdensprache zur Verfügung. „Eine arge Vernachlässigung, besonders für hörgeschädigte und gehörlose Südtirol er deutscher Muttersprache“, findet Myriam Atz Tammerle.
In Österreich gibt es beispielsweise den „ÖGSDV“ – den Österreichische Gebärdensprach- DolmetscherInnen- und -ÜbersetzerInnen-Verband. Das Hauptziel dieses Verbandes ist es, die berufliche Tätigkeit von Gebärdendolmetschern zu professionalisieren und den Berufsstand in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Deshalb fordert Atz Tammerle, dass sich das Land Südtirol für die hörgeschädigten und gehörlosen Südtiroler deutscher Muttersprache um eine mögliche Aufnahme in einen Gehörlosenverein in Tirol bemüht. Zudem sollte eine Regionalstelle des „ÖGSDV“ für Gebärdendolmetscher in Südtirol errichtet werden.