Das brasilianische Youth Orchestra of Bahia kombiniert Musik aus Europa und Lateinamerika

südtirol festival merano . meran: “Aus der neuen Welt”

Dienstag, 11. September 2018 | 12:52 Uhr

Von: bba

Meran – Das brasilianische Youth Orchestra of Bahia kombiniert Musik aus Europa und Lateinamerika. Am Klavier sitzt der Weltstar Martha Argerich.

„Ein für alle Mal zählen Sie mich von nun an zu Ihren eifrigsten und ergebensten Bewunderern – nah wie fern bauen Sie auf mich und verfügen Sie über mich“, schreibt Franz Liszt 1848 an Richard Wagner, dessen erfolglose „Tannhäuser“-Ouvertüre er wenige Tage zuvor in Weimar dirigiert hat. Wagner nimmt den gefeierten Klaviervirtuosen, dem das Publikum damals zu Füßen liegt, beim Wort. Liszt verhilft dem steckbrieflich gesuchten Revolutionär Wagner zur Flucht und unterstützt ihn mit Geldzuweisungen. 1870 wird Wagner Liszts Tochter Cosima heiraten, die zuvor ihre Ehe mit ihrem Dirigenten Hans von Bülow (der die triumphale Uraufführung der „Meistersinger“ in der bayerischen Landeshauptstadt leitete) aufgelöst hatte. 1830 – im Alter von 19 Jahren – notiert Liszt die ersten Skizzen zu seinem Klavierkonzert Nr. 1 und feilt in den folgenden 25 Jahren an der Partitur. Mit diesem Stück und dem Vorspiel aus „Die Meistersinger von Nürnberg“ eröffnet das brasilianische Youth Orchestra of Bahia unter Ricardo Castro am 13. September im Kursaal ein Konzert, das europäische „Klassik“ und südamerikanische Musik kombiniert. Solistin ist an diesem Abend Martha Argerich, die Liszts Klangraum mit ihrer Virtuosität füllen wird. Beginn 20.30 Uhr

Nach der Pause folgt eine musikalische Überfahrt in die „neue Welt“. Auf dem Programm stehen dann die Candide-Ouvertüre des vor 100 Jahren geborenen Leonard Bernstein, die „Cuban Overture“ von George Gershwin, die „Abertura Festiva“ des brasilianischen Komponisten Camargo Guarnieri, die Rhythmusorgie „Sensemayá“ von Silvestre Revueltas und der „Danzón no. 2“ von Arturo Márquez. 2007 wurde dieser „Tanz“ in der Interpretation des Jugendorchesters „Simon Bolivar” unter Gustavo Dudamel berühmt. Seitdem ist das Werk ein „Hit“, der das Publikum – und das Orchester aus Brasilien – aus den Stühlen reißt.

Martha Argerich wurde am 5. Juni 1941 in Buenos Aires geboren. Sie begann das Klavierspiel im Alter von fünf Jahren als Schülerin von Vinzenzo Scaramuzza. Als „Wunderkind“ trat sie frühzeitig öffentlich auf, bevor sie 1955 nach Europa umzog und ihre Ausbildung dort bei Friedrich Gulda, Nikita Magaloff, Arturo Benedetti Michelangeli und Stefan Askenase fortsetzte. 1957 gewann sie den Busoni-Klavierwettbewerb in Bozen und den Concours international d’exécution musicale de Genève. 1965 wurde sie mit dem ersten Preis beim Chopin-Wettbewerb in Warschau ausgezeichnet. Seitdem gehört sie aufgrund ihrer von der Kritik hoch gelobten Interpretationen der virtuosen Klavierliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts zur Weltelite. In den vergangenen zwei Jahrzehnten nimmt die Kammermusik in ihrem Schaffen einen herausragenden Platz ein. Zu ihren bevorzugten musikalischen Partnern gehören der Violinist Gidon Kremer, der Cellist Mischa Maisky sowie die Pianisten Nelson Freire, Alexandre Rabinovitch und Lilya Zilberstein. Ihre CD-Aufnahmen wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. So hat sie den Grammy-Award drei Mal gewonnen: für ihre Einspielung der Konzerte von Prokofiev und Bartók (1999), für eine im Duo mit Mikhail Pletnev entstandene CD (2005) und für ihre Interpretation der Beethoven- Konzerte mit dem Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung von Claudio Abbado (2006).

Ricardo Castro wurde in Vitoria da Conquista im Südosten des brasilianischen Bundesstaats Bahia geboren. Schon im Alter von drei Jahren offenbarte sich seine Begabung für das Klavierspiel als er den von der Großmutter geleiteten Klavierstunden für seine ältere Schwester zuhörte. 1984 beginnt er sein Studium am Konservatorium in Genf. Als Gewinner erster Preise beim Rahn Musikpreis-Wettbewerb in Zürich und beim Pembaur-Preis in Bern schließt er seine Ausbildung am Konservatorium in Genf 1987 mit dem „Premier Prix de Virtuosité avec Distinction et Felicitacions du Jury” ab. Im gleichen Jahr gewinnt er ex aequo den ARD-Musikwettbewerb in München und startet eine internationale Pianistenkarriere. 1993 wird er – als erster Kandidat aus Lateinamerika seit der Gründung des Wettbewerbs im Jahr 1963 – mit dem ersten Preis des Leeds International Klavierwettbewerbs ausgezeichnet.

Aufgrund seines Interesses für Sozialprogramme für Kinder und Jugendliche gründet er 2007 auf Einladung der Regierung des Bundesstaats Bahia die NEOJIBA (staatliche Jugendzentren und Kinderorchester in Bahia), die in den elf Jahren seit ihrer Gründung bereits 4.600 Kinder betreut hat. NEOJIBA will soziale Integration durch kollektives Musizieren auf höchstem Niveau erreichen. In Brasilien ist NEOJIBA damit das erste Regierungsprogramm, das sich an dem 1975 in Venezuela gegründeten Programm „El Sistema” orientiert, das weltweit erfolgreiche Musiker hervorgebracht hat. Das Youth Orchestra of Bahia ist das erfolgreiche Aushängeschild dieses Programms und hat unter der Leitung von Ricardo Castro, der dieses Ensemble als Chefdirigent und Musikdirektor führt, bereits vor über 200.000 Zuhörerinnen und Zuhörern gespielt und ist mit herausragenden Solisten wie Martha Argerich, Maria João Pires oder Jean Yves Thibaudet aufgetreten.

Infos & Tickets unter: www.meranofestival.com

 

 

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