Von: luk
Bozen – Eine Standortbestimmung und die Diskussion zu den Perspektiven und aktuellen Herausforderungen des lebenslangen Lernens standen im Mittelpunkt des diesjährigen Tages der Weiterbildung. Zur Tagung hatte das Landesamt für Weiterbildung alle Interessierten, vor allem aber die Vertreter von Weiterbildungseinrichtungen, Bildungsausschüssen, öffentlichen Verwaltungen und Verbänden eingeladen.
Das Motto der Tagung “Weiterbildung wohin?” wurde auch in Hinblick auf die geplante Überarbeitung des Südtiroler Weiterbildungsgesetzes aus dem Jahr 1983 gewählt. Dieses Gesetz hatte seinerzeit eine Entwicklung aufgegriffen, die – inspiriert von neuen Methoden der Weiterbildungsdidaktik – zu einer Explosion des Angebotes für die Erwachsenenbildung geführt hat. Dennoch war seit einigen Jahren immer mehr spürbar, dass eine teilweise Neuregelung notwendig ist, um das System der Weiterbildung an die neuen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen.
Bildungs- und Kulturlandesrat Philipp Achammer wies in seinen Grußworten darauf hin, dass Erwachsenenbildung nicht nur funktional ausgerichtet sein solle: “Ich möchte, dass Weiterbildung Fragen stellt”, betonte Achammer. Damit zusammenhängend sei es auch nötig, den Begriff der Weiterbildung zu erweitern. Außerdem wäre es wünschenswert, in den Förderkriterien nicht nur den Quantitätsaspekt zu berücksichtigen, sondern auch der Qualität mehr Gewicht einzuräumen. “Es geht nicht zuletzt darum, aufzuzeigen, was Kultur und Weiterbildung vor Ort und in der Gesellschaft alles bewegt”, forderte der Landesrat und ermutigte die Weiterbildungsanbieter zu einem selbstbewussten Auftreten.
Als Gastreferent hielt Ekkehard Nuissl von Rein, Professor für Erwachsenenbildung und ehemaliger Leiter des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung, einen Vortrag zu den drei Formen des lebenslangen Lernens (formales, non-formales und informelles Lernen). Er wies unter anderem darauf hin, dass es wichtig sei, individuelle Lernwege zu ermöglichen. Aber auch die Anerkennung von Lernleistungen – und zwar auch von nicht zertifizierten Lernleistungen – sei von großer Bedeutung und von der EU seit Jahren gefordert, berichtete Nuissl von Rein. Das zweite Gastreferat von Stefan Vater, Erwachsenenbildungsforscher beim Verband Österreichischer Volkshochschulen, war hingegen dem Thema “Aktuelle Herausforderungen für die Erwachsenenbildung: Populismus, Migration und Integration” gewidmet. Er ging dabei auf die vermeintliche Krise der Demokratie und die Aufgaben der Erwachsenenbildung in Gesellschaften ein.
Am Tag der Weiterbildung, der bereits zum 40. Mal ausgetragen wurde, haben wieder zahlreiche haupt- und nebenberufliche sowie ehrenamtlich tätige Mitarbeiter von Weiterbildungseinrichtungen aus ganz Südtirol teilgenommen.