Weil er sich mit der katholischen Sexualmoral auseinandersetzte

Theologische Hochschule Brixen: Nein aus Rom für P. Martin Lintner

Dienstag, 27. Juni 2023 | 14:42 Uhr

Bozen – Das Hochschulkollegium der PTH Brixen hat P. Dr. Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie, zum Dekan für die Amtsperiode vom 1. September 2023 bis 31. August 2025 gewählt. Nach den kirchlichen Vorschriften ist für die Übernahme dieses Amtes die Zustimmung des Heiligen Stuhls notwendig. Das hierfür zuständige Dikasterium für die Kultur und die Bildung (ehemals Bildungskongregation) hat dem Diözesanbischof Dr. Ivo Muser mitgeteilt, dass diese Zustimmung wegen Publikationen Prof. Lintners zu Fragen der katholischen Sexualmoral nicht erteilt wird.

Im Einvernehmen mit Prof. Lintner verzichtet Bischof Muser auf das Rechtsmittel eines hierarchischen Rekurses gegen diesen Entscheid. Das Hochschulkollegium muss somit einen neuen Dekan bzw. eine neue Dekanin wählen. Bis die neugewählte Person das Amt übernehmen kann, bestätigt Bischof Muser den derzeitigen Dekan Prof. Dr. Alexander Notdurfter in seinem Amt über das reguläre Ende seiner Amtszeit am 31. August 2023 hinaus.

Von gegenständlicher Angelegenheit nicht betroffen ist die kirchliche Lehrbefugnis für Prof. Lintner.

Katholisches Forum Südtirol: Solidarität mit P. Martin Lintner

Das Katholische Forum ist befremdet und enttäuscht über die Ablehnung von P. Martin Lintner als Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen.

“Es ist kaum zu glauben. Die Nachricht, dass das Dikasterium für die Kultur und die Bildung im Vatikan die Zustimmung zur Ernennung von P. Dr. Martin M. Lintner OSM zum Dekan der Philosophisch-Theologischen Fakultät in Brixen für die Amtsperiode vom ersten September 2023 bis 31. August 2025 verweigert hat, löst Unverständnis und Befremden aus. Als Grund für diesen Akt werden Veröffentlichungen P. Martin Lintners zu Fragen der kirchlichen Sexualmoral angeführt. Da die Lehrbefugnis von P. Martin nicht davon betroffen ist, sehen wir die Vorgangsweise als einen kleinlichen Akt der Bestrafung für ‘unbotmäßiges Verhalten’ und – was wohl gravierender ist – als Warnung und als einen Akt der Einschüchterung”, so das Katholische Forum Südtirol.

“Letztlich zuständig dafür werden wohl lokale Einflüsterer mit guten Kontakten nach Rom gewesen sein. Der Auseinandersetzung mit Fragen der Sexualmoral, die seit Jahrzehnten von der Kirche erwartet wird, mit Fragen, die sich viele Gläubige seit langem stellen, ist P. Martin Lintner in seiner Forschung und Lehre nicht aus dem Weg gegangen. Er hat diese Fragen ernst genommen und mit großem Gespür, mit intellektueller und geistlicher Redlichkeit versucht, diese Fragen in einem heutigen Kontext zu bearbeiten und theologisch fundierte Antworten zu geben.” Die Vorsitzenden des Katholischen Forums, Sonja Reinstadler und Franz Tutzer, und der gesamte Vorstand sprechen Prof. P. Martin Lintner ihre volle Solidarität aus und ermutigen ihn, seinen Weg der kritischen theologischen Forschung und Lehre im Dienst der Kirche unerschrocken weiterzugehen.

Von: luk

Bezirk: Bozen