Die Palette ist bunt

TheoTag: Welche Berufe gibt es in der Kirche

Dienstag, 14. März 2017 | 18:09 Uhr

Brixen – Rund 300 Maturantinnen und Maturanten sind heute zum TheoTag in die Philosophisch-Theologische Hochschule nach Brixen gekommen, wo über die bunte Palette an kirchlichen Berufen informiert wurde.

Bischof Ivo Muser hat in seiner Begrüßung zu diesem Berufs-Info-Tag Josef Mayr-Nusser als kritischen Menschen beschrieben, „der uns heute viel zu sagen hat“. Auf eine Fülle von Fragen konnte der Bischof dann in seiner Begegnung mit den Maturanten eingehen: Von Homosexualität über das Zölibat bis hin zur Frage, was ihn am Christsein und am Priestersein so fasziniert, spannte sich die bunte Fragenpalette. „Dass der Bischof so offen und unkompliziert auf unsere Fragen eingegangen ist, hätte ich mir ehrlich gesagt nicht erwartet“, so ein Maturant aus dem Pustertal. Genauso lebendig waren die angeregten Diskussionen bei den anderen Workshops: Einen Einblick hinter Klostermauern gaben die Tertiarschwester Reinhilde Oberparleiter und der Augustiner Chorherr Karl Blasbichler. Ganz ungezwungen gingen sie darauf ein, ob das Tragen eines Ordenskleides überhaupt noch zeitgemäß ist, wie sie die Armut leben oder was das Gelübde des Gehorsams konkret bedeutet.

Über Solidaritätseinsätze ging es bei der Begegnungsmöglichkeit „www.welt-weit-wirken“. Verena Dariz hat dabei von ihren Erfahrungen bei ihrem Einsatz in Peru berichtet und die interessierten Maturanten konnten sich über die Voraussetzungen informieren, die es für derartige Einsätze braucht.

Spannende Diskussionen gab es besonders auch mit den Seminaristen, den Priestern und den Theologiestudenten. Ganz ungezwungen waren die Gespräche auch mit Landesrätin Martha Stocker, deren Thema „Als Christin politisch tätig sein“ lautete. Besonders erfreulich das Echo der Begegnungsmöglichkeit mit Robert Anhof, der von seinen Erfahrungen als Gefangenenseelsorger berichtet hatte und mit Maria Delago, die gemeinsam mit Simon Walter zum Thema „MIT der Jugend an der Kirche bauen“ zum Gespräch eingeladen hatten. Nicht schlecht gestaunt haben die Lehrpersonen, die die Maturanten zum TheoTag begleitet hatten, sobald sie bei einem der vier Vorträge waren: aufmerksam und konzentriert, kritisch nachfragend und diskussionsfreudig – so hat man die Maturanten in den vollbesetzten Hörsälen der Hochschule erleben können. Paolo Renner ist in seinen Ausführungen der Frage nachgegangen, ob Religionen Frieden oder Gewalt erzeugen und hat zahlreiche Erfahrungen und Beispiele von gelungenen Begegnungen der Religionen aufgezeigt. Gleichzeitig hat er auch den Unterschied von Islam und Islamismus erklärt und herausgearbeitet, warum es dem Islamismus mehr um politische und wirtschaftliche als um religiöse Ziele geht. „Sex – da lass ich mir von der Kirche nicht dreinreden“, lautete das Thema, zu dem P. Martin Lintner mit den Maturanten ins Gespräch gekommen ist. „Noch heute in der Früh hätte ich mir nicht vorstellen können, mit einem Pater und Professor so direkt über dieses Thema reden zu können“, so eine Maturantin, die dieses Thema bisher als Tabuthema für die Kirche angesehen hatte.

„Flüchtlinge, Migration und Integration“ war das Thema von Leonhard Voltmer und Sandro Tarter. Sie haben sowohl darüber informiert, wo das rechtliche System in Italien gut funktioniert – so in der Gesundheitsversorgung oder in der Bildung -, sind aber auch auf die großen Herausforderungen eingegangen, die mit der Flüchtlingshilfe verbunden sind. Besonders gut besucht war der Vortrag von der Krankenhausseelsorgerin Ancilla Lechner, die zum Thema „Faszination Tod“ gesprochen hatte. „Der Übergang ins neue Leben ist der Moment, wo Erde und Himmel sich berühren“, so Lechner, die vor allem auf hilfreiche Rituale eingegangen ist und viel von der Praxis als Krankenhausseelsorgerin berichtet hatte. Abgerundet wurde der Tag mit einem gemeinsamen Mittagessen, wo noch so mancher Frage in den Gesprächen nachgegangen wurde, womit sich ein Wunsch des Bischofs erfüllte, wonach die Erfahrungen von diesem TheoTag auch in den kommenden Stunden und Tagen weiterwirken mögen.

Von: mk

Bezirk: Eisacktal