Von: luk
Brixen – Die Tiroler Archivkommission, die bei der Diözese Innsbruck angesiedelt ist und das kirchliche Archivwesen fördert, hielt gestern in Brixen eine Arbeitssitzung ab. An der Sitzung, an der auch Diözesanbischof Ivo Muser teilnahm, standen die Sicherung und Zugänglichmachung kirchlicher Bestände sowie deren wissenschaftliche Nutzung im Mittelpunkt. „Diese Aufgaben sind für die Diözesen äußerst herausfordernd, da personelle und materielle Ressourcen immer knapper werden“, erklärte Diözesanarchivarin Erika Kustatscher.
Am gestrigen Dienstag hielt die 1994 am Ordinariat der Diözese Innsbruck eingerichtete Tiroler Archivkommission eine ihrer regelmäßigen Arbeitssitzungen in Brixen ab. Die Mitglieder werden mit Dekret des Bischofs von Innsbruck für jeweils fünf Jahre ernannt. Der Kommission gehören der Kanzler der Diözese Innsbruck, die Diözesanarchivare von Innsbruck und Bozen-Brixen, der Direktor des Tiroler Landesarchivs, Vertreter der Ordensarchive, der Universität Innsbruck (philosophische und theologische Fakultät) sowie kirchennaher Bildungseinrichtungen aus dem Bundesland Tirol an.
Themen bei den regelmäßigen Treffen, die zweimal pro Jahr stattfinden, sind die umfassende Bewusstseinsbildung für das kirchliche Archivwesen sowie der Austausch über gemeinsame Probleme und Anliegen. „Im Detail geht es um Fragen der Sicherung und Zugänglichmachung der Bestände und um deren wissenschaftliche Nutzung. Diese Aufgaben sind für die Diözesen sehr herausfordernd, da personelle und materielle Ressourcen immer knapper werden. Obwohl Förderungen aus Steuergeldern unverzichtbar sind, muss es das Ziel bleiben, die Autonomie der Kirche in diesem Bereich zu erhalten“, erklärt die Archivarin der Diözese Bozen-Brixen, Erika Kustatscher.
Diözesanarchivarin Kustatscher unterstreicht die Bedeutung des Brixner Diözesanarchivs auch für die im heutigen Bundesland Tirol gelegenen Seelsorgesprengel, die bis 1921/25 dem Bischof von Brixen unterstanden, und erinnerte an die Bedeutung der Kirche in der Geschichte der historischen Forschung: „Wenn kirchliche Archive entsprechend erschlossen und betreut werden“, betonte sie, „können darin wissenschaftliche Akzente gesetzt werden, die der Kirche Glaubwürdigkeit und Respekt verschaffen.“ Der Direktor des Tiroler Landesarchivs, Christoph Haidacher, trug gestern ein gemeinsames Statement vor, in dem er darauf hinwies, dass Archive als Stätten der Sicherung von Rechtstiteln in allen Behördenstrukturen an oberster Stelle angesiedelt sein müssen und dass ihr Wert nicht an der Zahl der Besucher gemessen werden kann.
An der gestrigen Sitzung nahm auch Bischof Ivo Muser teil. Der Bischof stellte die Aufgabe des Diözesanarchivs in den Kontext des übergeordneten Ziels, der Kirche ein Fundament zu erhalten, das sie auch langfristig trägt. Er unterstrich die Bedeutung historischen – und kulturellen – Wissens für die Erhaltung des Glaubens, wies jedoch besorgt darauf hin, dass dies in unserer vornehmlich auf die Gegenwart ausgerichteten Zeit eine große Herausforderung darstellt. Die Vertrautheit mit der Tradition – zu der auch die Erfahrung von Kontinuität und Diskontinuität gehört – sei eine unverzichtbare Quelle der Hoffnung.
Den Abschluss des Treffens bildete ein Gang in zwei Depoträume des Diözesanarchivs, bei dem die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichende gemeinsame Vergangenheit der beiden Diözesen eindrucksvoll vor Augen geführt wurde.
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