Von: sr
Meran – Am 13. September eröffnet das Shenzhen Symphony Orchestra unter der Leitung von Lin Daye die Reihe mit drei „asiatischen“ Gastspielen bei den Meraner Musikwochen. Auf dem Programm stehen das Stück „A Night Mooring near the Maple Bridge“ des chinesischen Komponisten Zhenmin Xu, das Konzert für Violine und Orchester in D-Dur, op. 47 von Jean Sibelius, „Ma mère l’oye“ von Maurice Ravel und das „Capriccio Italien“, op. 45 von Peter Tschaikowsky. Solist ist der beim Tschaikowsky-Wettbewerb ausgezeichnete junge Violinist Chen Xi. Das Konzert der 31. Meraner Musikwochen beginnt um 20.30 Uhr im Kursaal.
Das Shenzhen Symphony Orchestra (SSO) wurde 1982 gegründet und entwickelte sich schnell zu einem der führenden professionellen Orchester in China. 2008 wurde der an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin lehrende Christian Ehwald zum Chefdirigenten dieses Klangkörpers ernannt. Das SSO beschäftigt neben 70 chinesischen Orchestermitgliedern auch 20 hochtalentierte Musiker aus Russland, Frankreich, Singapur und den USA. 1997 unternahm das SSO eine erfolgreiche Gastspielreise nach Deutschland (Berliner Philharmonie und Meistersingerhalle Nürnberg) und in die Tschechische Republik (Smetana Konzerthalle, Prag). Das SSO hat mit Dirigenten und Solisten aus aller Welt wie dem Klaviervirtuosen Lang Lang zusammengearbeitet.
Chen Xi wurde 1984 geboren und begann mit drei Jahren Violine zu spielen. Sein Konzertdebüt gab er mit acht Jahren am Shenyang Konservatorium. 1996 begann er im Zentralkonservatorium im Peking ein Violinstudium. Mit zwölf Jahren trat er in der chinesischen Hauptstadt zum ersten Mal als Solist auf und war auf dieser Position der jüngste Student in der Geschichte des Zentralkonservatoriums. 2002 nahm er mit 17 Jahren als Vertreter der Volksrepublik China am zwölften Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau teil und gewann unter 47 Teilnehmern den zweiten Preis (der erste Preis wurde nicht vergeben). Chen Xi war damit der jüngste Preisträger in der Geschichte dieses Wettbewerbs. Danach besuchte Chen Xi das Curtis Institute of Music und setzt sein Studium an der Yale University in den USA fort.
Der Komponist Zhenmin Xu wurde 1934 in der chinesischen Provinz Shadong geboren und gehört der zweiten Generation chinesischer Komponisten an, die vor der Kulturrevolution westliche Kompositionstechniken übernahmen und farbenreiche sinfonische Dichtungen schufen, die sich häufig mit chinesischen Landschaften befassten. 1952 wurde er als Student am Zentralkonservatorium in Peking aufgenommen. 1958 trat er in den Lehrkörper der Akademie der bildenden Künste in Nanking ein und unterrichtete dort 30 Jahre lang. 1988 kehrte als Professor an das Zentralkonservatorium in Peking zurück. In seiner 40jährigen Lehrtätigkeit hat Zhenmin Xu viele junge Komponisten ausgebildet, die später in China oder im Ausland Karriere machten. Das Stück „Mooring at Night by Maple Bridge“ („Nächtliches Anlegen an der Ahorn-Brücke“) bezieht sich auf ein in China sehr bekanntes Gedicht aus dem 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung (Tang Dynastie): „Der Mond versinkt, die Krähe ruft, und Reif bedeckt die Welt; Der Ahorn schwankt im Licht der Fischer; die Glocke wach mich hält; Des Hanshan-Tempels Glocke, vom Berg sie zu mir dringt; In mein Boot zur Mitternacht sie klingt”. Die Komposition gewann 1993 den Wettbewerb für chinesische Orchesterwerke in einem Satz und 1994 den gesamtstaatlichen Musikwettbewerb für sinfonische Werke aus China. Seitdem ist das Stück Teil des Repertoires der chinesischen Sinfonieorchester und wird weltweit aufgeführt.