Von: mk
Bozen – Am letzten Wochenende vom 27. bis 30. September zieht das Festival für Zeitgenössische Kultur Transart noch einmal alle Register und bespielt von der Gärtnerei Schullian bis zum Salten und von der Franzensfeste bis zur Bahnhofsremise alte und neue Spielorte des Festivals.
MuseRuole in der Gärtnerei Schullian
Das Festival MuseRuole widmet sich Musikformen, die die Möglichkeiten der Improvisation und der Komposition ausloten. In diesem Jahr ist das von Valeria Merlini gegründete Festival in Zusammenarbeit mit Heroines of Sound bei Transart zu Gast und lädt am Donnerstagabend zu einem musikalischen Rundgang in die schlicht schönen Glashäuser der Gärtnerei Schullian ein. Unterschiedliche Instrumentierung, von akustisch bis elektronisch, tragen zur Vielfalt der eingeladenen Künstlerinnen bei.
„Die Weber“ von Johannes Kalitzke; moderne Musik für einen Filmklassiker mit dem Haydn Orchester
Auch das Haydn Orchester ist am Freitagabend in Bozen am Programm von Transart beteiligt, an einem Lieblingsspielort von Festival und Publikum, der Bahnhofsremise in der Schlachthofstraße. Der Regisseur Friedrich Zelnik traf mit seiner Verfilmung des Dramas „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann den Nerv seiner Zeit und überraschte mit einer der besten Hauptmann-Adaptionen der deutschen Filmgeschichte. Der Film kommentiert die wirtschaftliche und soziale Instabilität in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, die der Nationalismus bald für sich zu instrumentalisieren wusste. Erst mit Johannes Kalitzkes sinfonischer Orchestersuite „Die Weber“ ist 2011 eine dem Film zugeschnittene Begleitmusik entstanden.
Noch zwei Auswärtstermine: Fliris Masken- und Klangspiegel auf der Franzensfeste, Charlemagne Palestine & Islands Songs in Eppan
Polymorphic Archetypes ist eine audio-visuelle Installation von Michael Fliri, bestehend aus drei Videoprojektionen, die sich der Technik des Schattenspiels bedient. Das Durchleuchten von transparenten Körpern verleiht ihnen eine dreidimensionale Ästhetik, die überraschenderweise an ein digital erschaffenes Bild erinnert. Ein Spannungsbogen von Licht und Schatten, Analogem und Digitalem, Archaischem und Zeitgenössischem am Samstag den 29. September. Biowein, Plüschtiere, ein E-Piano – der Held der amerikanischen Minimal Music Szene, Komponist und Objektkünstler Charlemagne Palestine folgt mit dieser Performance einer Einladung des Künstlerduos Islands Songs. Er wird seine Aufführung als Antwort auf eine Klangumgebung entwickeln, die das Duo komponiert hat und die ihrerseits von den in der Weinproduktion relevanten Mikroorganismen inspiriert ist. Aufnahmen dieser Aufführung werden im Anschluss von Islands Songs bearbeitet und einem fermentierenden Weinfass im Keller von Thomas Niedermayr aufgespielt.
Großes Finale am Sonntag in Zusammenarbeit mit dem Museion: Toy Piano in Bozen, Kuhglocken auf dem Salten
Margaret Leng Tan schuf ein Musiktheater voller Nostalgie und Humor, das auf einem Spielzeugklavier und weiteren Spielzeuginstrumenten gespielt wird. Sie behandelt Spielzeug wie echte Musikinstrumente, bezieht sich auf die Auffassung des Dadaisten Marcel Duchamp, dass „schlechte Werkzeuge bessere Fähigkeiten erfordern“. Damit wird sie auch der Überzeugung ihres Mentors John Cage gerecht: Er deklariert jedes Objekt, dass fähig ist Töne zu erzeugen, zum Musikinstrument. Der deutsche Künstler Olaf Nicolai wiederum hört Bilder und setzt Musik. Mit der großen Glockenperformance Carillon für das MUSEION Bozen hat ein Projekt seinen Lauf genommen, das sein Ende auf den Almwiesen des Salten finden wird. Glocken, Kühe und die Neuen Vocalsolisten Stuttgart werden uns den Weg in dieser reichen Zufallskonstellation weisen.