Gemeindeverwaltungen haben große „Spielräume, Gartenbesitzer können dem guten Beispiel folgen

„Unsere Orte mit öffentlichen Blumenwiesen ökologisch aufwerten“

Freitag, 14. April 2023 | 21:04 Uhr

Dorf Tirol – Artenreiche, bunte Blumenwiesen erfreuen den Menschen. Sie sind aber auch Lebensraum für die vielen Insekten, die intakte Ökosysteme unverzichtbar für sind. „Diese sind die eigentliche Grundlage des menschlichen Wohlergehens“, meint der Ornithologe Florian Gamper. „Das Insektensterben hat leider auch Südtirol schon erreicht.“ Im Rahmen einer Kampagne sollen nun die öffentlichen Verwaltungen auf, brachliegende Flecken zu Blumenwiesen zu machen.

„Gerade Gemeindeverwaltungen verfügen über zahlreiche Nebenflächen, die ohne großen Aufwand einen ökologischen Mehrwert darstellen können“, erklärt Florian Gamper. Man denke nur an die vielen Bankette oder Böschungen entlang der Straßen und Radwege – oder jene an den Ufern von Flüssen und Bächen. Auch ganz zentral fänden sich sehr oft ‚brach liegende‘ Grundstücke. „Meist sind diese bereits begrünt: Wir regen dazu an, sie zu artenreichen, bunten Blumenwiesen zu machen. Und damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.“

Pflegezentrum für Vogelfauna Schloss Tirol

„Auch bunte Blumenwiesen sind in den vergangenen Jahren immer seltener geworden – der Mensch empfindet Freude daran: der Einheimische ebenso wie der Gast“, ist Florian Gamper überzeugt. Mit dieser subjektiv empfundenen Wahrnehmung gehe aber noch etwas viel Wichtigeres einher: „Artenvielfalt wirkt sich auf die Ökosysteme aus – und trägt somit zum Wohlergehen des Menschen entscheidend bei.“ Natürliche Wiesen mit Blumen, Stauden, Hecken und Bäumen seien unverzichtbarer Lebensraum für eine Vielzahl kleiner Lebewesen.

„Die Zahl der Insekten nimmt dramatisch ab“, weiß Florian Gamper. Und nennt als Ursache den Menschen: „Er versiegelt die Böden, schafft monotone, überdüngte Landschaften, die zu intensiv genutzt werden – und ist sich der Schäden, die durch Herbizide und Pestizide entstehen, nicht bewusst.“ Hinzu komme selbstverständlich der weltweite Klimawandel; und auch die Lichtverschmutzung sei nicht außer Acht zu lassen. „Fehlen die Insekten, dann werden Wild- und Nutzpflanzen nicht mehr bestäubt – viele Früchte- und Gemüsesorten sterben somit aus.“

Pflegezentrum für Vogelfauna Schloss Tirol

„Es fällt aber auch die Basis der Nahrungskette aus“, erläutert Florian Gamper. „Auch in Südtirol verringern sich die Vogelbestände in besorgniserregendem Ausmaß; zunehmend fehlt einfach die Nahrungsgrundlage.“ Der Ornithologe, der das bekannte Pflegezentrum für Vogelfauna Schloss Tirol führt, hat nun gemeinsam mit anderen Mitstreitern eine Kampagne „für mehr Blumenwiesen“ ins Leben gerufen: „Wir wenden uns an die Entscheidungsträger in den öffentlichen Verwaltungen: Sie sollen mit gutem Beispiel vorangehen – und Zeichen setzen.“

Alle Gemeindeverwalter/-innen, alle Mitglieder des Südtiroler Landtages, alle Schul- und Kindergartensprengel, alle Tourismusvereine und relevante Vereine, Verbände und Landesämter erhalten über E-Mail ein umfangreiches Informationspaket: „Dieses erklärt die Situation – und gibt Handlungsempfehlungen: Es muss dringend etwas getan werden, sonst ist es zu spät“, meint Florian Gamper. Die Kosten hierfür seien gering, der Nutzen hingegen riesig. „Mithelfen können selbstverständlich auch private Gartenbesitzer und Hobbygärtner. Auch auf einem kleinen Balkon kann man schon etwas machen!“

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Von: ka

Bezirk: Burggrafenamt