Von: bba
Bozen – Am 25. Januar leitete Michele Mariotti das Haydn Orchester im Konzerthaus in Bozen – und verband dort ein „klassisches“ Meisterwerk mit Musik aus dem 20. Jahrhundert.
Der Abend begann mit der Orchesterfassung der Suite „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel. Im Mittelpunkt dieser vielschichtigen Musik stehe nicht so sehr der Barockkomponist François Couperin, sondern vielmehr „die gesamte die französische Musik des 18. Jahrhunderts“ – so Ravel über seinen „Tombeau“, den er 1917 nach Kriegsdienst und Erkrankung als eine sechssätzige „Suite pour le piano“ vollendete. „Tombeau“ – das Grabmal – war bei den französischen Lautenmeistern des 16. und 17. Jahrhunderts ein Genre von Gedenkkompositionen für Fürsten, aber auch für Künstler. Ein „Grabmal“ ist das Werk aber auch in einem viel aktuelleren Sinn: Jeder Satz trägt eine Widmung an einen Kriegsgefallenen aus Ravels engen Freundeskreis.
Es folgten die 101. Sinfonie („Die Uhr“) von Joseph Haydn und die 1942 uraufgeführten neoklassischen „Danses concertantes“ von Igor Stravinsky.
Michele Mariotti wurde in Pesaro geboren und studierte am Konservatorium seiner Heimatstadt sowie an der Accademia Musicale Pescarese. Von 2008 bis 2014 war er Chefdirigent und von 2015 bis 2018 Generalmusikdirektor am Teatro Comunale in Bologna. Gastengagements führten ihn – unter anderem – an die Nationale Opera Amsterdam, die Metropolitan Opera in New York, das Royal Opera House Covent Garden in London und die Deutsche Oper Berlin sowie zu den Salzburger Festspielen. Er leitete international angesehene Klangkörper wie das Gewandhausorchester Leipzig und das Orchestre National de France. Im November tritt er die Stelle des Chefdirigenten am Teatro dell’Opera di Roma an.